Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
sehr, dass man um sein Leben kämpfen würde. Um sein Leben bitten würde. Also bitte. Bitte, wenn Ihr auch nur einen Hauch von Güte in Euch habt, verschont ihn. Verschont mich.«
Bitterholz zog eine Grimasse, dann wandte er sich ab. Einen Moment später sagte er: »Diese Unterhaltung führt nirgendwohin. Du redest dir selbst etwas ein, wenn du glaubst, dass er überleben wird. Von seinem Blut ist mehr auf dem Boden als noch in seinen Adern. Aber wenn er es doch schafft, was soll’s. Ich werde ihn in Frieden lassen. Vielleicht wird er eines Tages der letzte Drache auf der Erde sein.«
Stille folgte seinen Worten. Aus Richtung der äußeren Kammer hörte Jandra Fluchen und Kampfgeräusche. Chakthallas wenige verbliebene Wachen mussten sich dort versammelt haben. Aber sie würden nicht lange durchhalten können. Selbst wenn Pet ihr half, Vendevorex zu bewegen, wohin konnten sie laufen? Die einzigen Türen, die von diesem Raum ausgingen, führten zu der Schlacht oder zu
Chakthallas privatem Garten, einem eingemauerten Fleckchen ohne jede Möglichkeit zu entkommen, es sei denn, man konnte fliegen.
Die Geräusche von Metall auf Metall, von Drachen, die Todesschreie ausstießen, rückten näher. Pet saß da, wo Gadreel ihn hatte zu Boden fallen lassen; er blickte immer noch benommen drein. Bitterholz war damit beschäftigt, Pfeile aus den Leichen der Erddrachen herauszuschneiden, die er getötet hatte. Jandra konnte sehen, dass in seinem Köcher nur noch ein paar Schäfte waren.
»Es war eine arbeitsreiche Nacht«, sagte Bitterholz, als er einen Pfeil an sich nahm und die Spitze auf Schäden untersuchte. »Sieht so aus, als würden mir eher die Pfeile als die Drachen ausgehen.«
Dann, aus der Ferne, erklang ein neues Geräusch über dem Klirren der Schwerter. Das schwache Heulen einer Trompete wurde von einem anderen beantwortet, das weiter entfernt war, und dann folgte noch eines.
»Was ist das?«, fragte Pet.
»Seltsam«, sagte Bitterholz. »Das ist das Signal zum Rückzug. Die Armee des Königs bricht den Angriff ab.« Tatsächlich versiegte der Lärm in der äußeren Kammer beinahe vollständig, und die Eindringlinge zogen sich zurück. Die Handvoll Wachen, die noch am Leben waren, jagten hinter ihnen her.
»Aber … sie standen kurz vor dem Sieg!«, sagte Jandra.
»Vielleicht wussten sie das nicht«, erwiderte Bitterholz. »Ich habe Dutzende von Soldaten des Königs getötet. Da draußen herrscht völliges Chaos. Überall ist Rauch. Wenn dieser große Sonnendrache, den ich angeschossen habe,
es vor seinem Tod nach draußen geschafft hat, sind die Streitkräfte durch seinen Anblick möglicherweise in Panik geraten.«
Jandra fragte sich, wie viel Zeit wohl vergehen würde, bis sie den Angriff wieder aufnehmen würden. Würde sie die Zeit haben, Vendevorex zu helfen? Sie brauchte Unterstützung, aber ihre Möglichkeiten, was Verbündete betraf, waren begrenzt.
»Bitterholz«, sagte sie. »Ihr wollt nichts anderes als Drachen töten, ja?«
»Ja.«
»Nun, all diese Drachen da draußen wollen Vendevorex töten. Ich denke, wir sollten einen Handel abschließen.«
»Ich höre«, sagte Bitterholz.
Zeeky bewegte sich, als jemand heftig an ihrem Arm rüttelte. Der Schlaf entließ sie nur langsam aus seinem Griff. Die Laken waren warm und weich, und es war zu lange her, seit sie in ihrem Bett geschlafen hatte. Dann erinnerte sie sich daran, dass dies nicht ihr Bett war.
Sie öffnete die Augen. Merria, das kleine Mädchen, rüttelte an ihr. Der erschöpfte und besorgte Blick in ihren Augen ließ Zeeky auf den Gedanken kommen, dass sie vielleicht gar nicht geschlafen hatte. Wie spät war es? Es war immer noch dunkel.
»Sie sind hier«, flüsterte Merria.
»Wer?«
»Drachen.«
Zeeky schoss hoch. Ferkelchen lag am Fußende des Bettes und wachte mit einem Schnauben auf, als sie sich rührte.
Sie konnte Hodan, Merrias Vater, auf der anderen Seite der Tür hören. Sie hatte Schwierigkeiten, alles zu verstehen, aber er stritt offensichtlich mit jemandem.
Seine Worte wurden von dem rauen Ton einer Drachenstimme beantwortet. »Schweig. Du kommst mit. Sofort.«
Hodan erhob erneut seine Stimme. Es war ein lautes Klatschen zu hören, und dann versiegte sie. Klappern und Krachen, wie von umstürzenden Möbelstücken, hallten durch das Zimmer. Alanda, Merrias Mutter, schrie.
»Komm«, sagte Zeeky und packte Merria am Arm. »Wir müssen weglaufen.«
»Nein!«, entgegnete Merria und versuchte, sich ihrem Griff zu
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