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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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retten. Als Pet jedoch die gleiche Sorge um seine Sicherheit gezeigt hatte, war er als Feigling beschimpft worden.
    Es war außergewöhnlich dunkel in dieser Nacht. Der Mond war bereits vor Stunden vom Himmel gekrochen, und schon bald würde die Dämmerung einsetzen. Von jenseits der Mauern konnte er die fernen Rufe von Drachen hören und das Schreien von Kindern, menschlichen Kindern. Er blinzelte über die Mauer, als sie sich daran entlangbewegten, aber alles, was er von dem nächsten Dorf sah, waren schwache Schatten. Hatten die Eindringlinge ihren Angriff nun gegen das Dorf gerichtet? Er hoffte nicht. Er kannte ein paar der Dorffrauen; in der Tat waren vermutlich viele der hellhaarigen Kinder dort seine eigenen. Er hoffte, es würde ihnen gut gehen. Wäre er so gut im Kämpfen gewesen wie Bitterholz, er hätte da draußen sein und die Kinder retten können. Aber er war kein Kämpfer.
Er war ein Akrobat, ein Künstler, ein Schauspieler. Sofern es einen Weg gegeben hätte, die Dorfbewohner dadurch zu retten, dass er ein Kostüm anzog und ein Drama aufführte, wäre er der richtige Mann gewesen.
    Sie stiegen von der Mauer durch den Turm hinunter und wandten sich in Richtung Waffenkammer. Als sie sich der Tür näherten, blieben sie einen Moment stehen. Von innen war Fackellicht zu sehen, und man hörte ein Scharren, als würde jemand etwas hin und her bewegen.
    »Geh weiter«, flüsterte Jandra. »Sie können uns nicht sehen. Schauen wir nach, wer es ist.«
    Er schlich vorsichtig weiter, spähte durch die Tür. Er seufzte erleichtert, als er sah, dass es ein Mensch war, der sich dort bewegte.
    Aber als er ausatmete, reagierte der Mensch und drehte sich zu dem neuen Geräusch um. Es war Bitterholz, und er schoss einen Pfeil auf die Tür ab, ehe Pet auch nur blinzeln konnte. Der Pfeil zischte über seine Schulter und streifte fast sein Ohr.
    »He!«, rief Pet.
    »Wartet! Wir sind es nur!«, rief Jandra, und die Luft vor Pet blitzte und wirbelte.
    Bitterholz’ Augen weiteten sich. »Wollt ihr euch umbringen? «, fragte er. »Ihr geht ein törichtes Risiko ein, wenn ihr versucht, euch an mich anzuschleichen.«
    »Macht Ihr Euch gar nicht mehr die Mühe nachzusehen, auf wen Ihr Eure Pfeile abschießt?«, fragte Pet.
    »Diesen Luxus kann ich mir nicht leisten«, sagte Bitterholz. »Ich bin häufig genug nur deshalb am Leben geblieben, weil ich blindlings geschossen habe.« Er schüttelte den
Kopf, dann lehnte er sich an die Wand, um sich abzustützen. »Ihr solltet dankbar sein, dass es eine lange Nacht geworden ist. Wäre ich nicht so müde … wäre ich zehn Jahre jünger … ich hätte nicht danebengeschossen.«
    »Es sieht nicht so aus, als würdet Ihr oft danebenschießen«, sagte Jandra. »Es sieht so aus, als hättet Ihr alle Drachen getötet … auf unserer Seite. Jetzt, da Ihr unsere Verteidiger getötet habt, wäre es da zu viel verlangt, dass Ihr auch einige der Drachen tötet, die diese Burg angreifen?«
    »Dafür ist keine Zeit mehr«, erwiderte Bitterholz. »Es wird schon bald Morgen. Ich schlage nur nachts zu.«
    »Es ist leichter, sich zu verbergen, wenn es dunkel ist, nicht wahr?«, fragte Pet.
    »Ja«, sagte Bitterholz. »Stimmt genau.« Dann widmete er sich wieder der Arbeit, bei der er unterbrochen worden war. Die Waffenkammer war ein einziges Chaos. Die Eindringlinge hatten sie geplündert, aber einige Waffen waren noch vorhanden. Bitterholz sammelte alle Pfeile ein, die er in dem Wirrwarr finden konnte. Pet fragte sich, ob er die Pfeile erwähnen sollte, die aus Bitterholz’ eigenem Köcher gefallen waren und die noch immer unter dem Fenster in Chakthallas Thronsaal lagen.
    »Der Legende nach benutzt Ihr nur Pfeile, die Ihr selbst hergestellt habt«, sagte Jandra.
    »Einige Legenden behaupten, dass ich fliegen kann«, sagte Bitterholz. »Meine Pfeile mit Drachenschuppen zu befiedern verleiht meinen Angriffen eine größere psychologische Wucht. Aber ein Pfeil, der von einer Gänsefeder geführt wird, kann seine Arbeit genauso gut erledigen. «

    »Lasst ein paar Pfeile für uns übrig«, sagte Pet. Er fand einen Langbogen an der Wand. »Was für ein Glück, dass sie den hier nicht genommen haben. Das ist ein guter Bogen. «
    »Das ist weniger Glück. Drachen sind bestenfalls mittelmäßig im Umgang mit dem Bogen«, sagte Bitterholz. »Die Roten und Blauen ziehen es vor zu kämpfen, wenn sie fliegen; so können sie einen langen Speer mit den Hinterklauen halten. Die Grünen benutzen manchmal Bögen,

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