Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Nach einer Weile meinte er: »Da draußen ist es so ruhig. Sogar das Geräusch der Flammen hat aufgehört.«
»Die Ahnenrache brennt nicht ewig. Wenn die Luft sich nicht bewegt, wird der eigene Rauch sie schließlich ersticken. «
»Es tut mir leid«, sagte Pet.
»Dass sie nicht ewig brennt?«
Pet schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe. Ich habe den Kopf verloren. Du hast recht. Die Situation hat nicht das Beste von mir hervorgebracht. Aber ich bin jetzt ruhig. Ich werde hierbleiben und dir helfen. «
Jandra verdrehte die Augen. »Du hast nur zu viel Angst, die Burg allein zu verlassen.«
»Ich bin kein Feigling.«
»Dann geh.« Jandra deutete zur Tür.
»Nein.« Pet verschränkte die Arme vor der Brust. »Vor einer Minute hast du noch gesagt, du bräuchtest meine Hilfe, um Vendevorex zu retten. Also sag mir einfach, was ich tun soll.«
»Schön«, brummte Jandra. Wie sehr sie Pet in diesem Moment auch verabscheuen mochte, er war die einzige andere Person hier. Sie musste die Hilfe nehmen, die sie kriegen konnte. »Wir müssen einen Ort finden, an dem wir ihn verstecken können.«
»Wie können wir ihn wegbewegen, ohne ihn noch mehr zu verletzen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Jandra und sah Vendevorex an. Er schien friedlich zu schlafen. Seine Wunden waren verschorft, und er verlor kein Blut mehr, aber Jandra fürchtete, dass sie aufplatzen könnten, wenn sie ihn bewegten. »Ich habe schon vorher erlebt, wie er sich selbst geheilt hat. Aber die Wunde war sehr viel kleiner, nur ein Schnitt an der Wange. Er hat diesen Schnitt innerhalb einiger Minuten geschlossen, aber das hier …? Ich weiß nicht, wie er es macht. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass er für seine Heilung nur Stunden braucht und nicht Tage.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich erkenne, wo das Problem liegt«, sagte Pet. »Du kannst uns unsichtbar machen, ja?«
»Wenn sie Ochsenhunde bei sich haben, wird die Unsichtbarkeit nicht viel helfen«, erwiderte sie. Sie kniete sich neben Vendevorex, berührte seine Stirn mit den Fingern. Sie fühlte sich so heiß an wie ein Herd. »Aber nur herumsitzen und reden führt auch zu nichts. Gibt es eine Waffenkammer in der Burg?«
»Natürlich«, antwortete Pet.
»Dann sollten wir dorthin gehen, solange nicht gekämpft wird«, sagte sie und stand auf. Sie wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab. »Es könnte von entscheidender Bedeutung sein, die richtigen Waffen zu haben.«
»Wir haben auch noch das Schwert«, sagte Pet. »Und ich wette, im Korridor liegt jede Menge Zeug rum.«
»Schwerter werden uns nicht helfen. Keiner von uns kann einen Drachen im Nahkampf besiegen. Aber Bitterholz hat sich mit einem Bogen bewährt. Wenn wir uns genauso bewaffnen und von einer unsichtbaren Position aus schießen, könnten wir eine Chance haben.«
»Ich weiß nicht«, sagte Pet. »Hast du jemals mit einem Bogen geschossen? Es ist nicht so leicht, wie es aussieht. Ich habe es eine Weile geübt, als ich mich an einem Trick versucht habe, bei dem ich einem Freiwilligen einen Apfel vom Kopf schießen wollte.«
»Oh«, sagte Jandra und wurde hellhörig. »Dann weißt du, wie man einen benutzt?«
Pet senkte den Kopf, schüttelte ihn langsam. »Ich habe nie einen zweiten Freiwilligen gehabt.«
»Drachen sind größere Zielscheiben als Äpfel.«
»Nur zu wahr«, pflichtete Pet ihr bei. »Und ich habe auch keine bessere Idee. Tun wir es also. Die Waffenkammer ist nicht weit weg. Wenn wir unsichtbar bleiben, können wir direkt über die Burgmauern gehen.«
Pet hielt Jandras Hand und führte sie über die Hauptmauer. Sie sagte ihm, dass sie nicht gesehen werden könnten, aber er war sich nicht so sicher. Er konnte sie noch immer sehen. Aber er hatte sich auch zuvor selbst noch sehen
können, als Vendevorex sie in Unsichtbarkeit gehüllt hatte, und damals waren sie an ganzen Gruppen von Drachen vorbeigekommen, ohne dass es eine Reaktion gegeben hätte.
Dieses Mal jedoch trafen sie keine Drachen, die irgendwie hätten auf sie reagieren können. Ihr Weg war überfüllt mit Leichen, sowohl von Angreifern als auch von Verteidigern. Die meisten waren im Nahkampf gestorben, aber aus den Körpern von einigen ragten auch Pfeile. Pet bemerkte, dass die meisten der Drachen, die Bitterholz getötet hatte, von hinten getroffen worden waren. Für einen angeblichen Helden zeigte Bitterholz wenig Interesse daran, ein Risiko einzugehen. Er war darauf aus, seine eigene Haut zu
Weitere Kostenlose Bücher