Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
während der dritte
gerade einem weiteren Soldaten die Kehle zerfetzte. Der letzte Erddrache wirbelte herum, bereitete sich darauf vor, wegzurennen, als der Pfeil seine Niere traf.
Jetzt wandte der Mensch seine Aufmerksamkeit Zanzeroth zu, der mit den Flügeln schlug, um sich in die Luft zu erheben. Die Halle – nach menschlichen Maßstäben riesig – war jedoch zu klein, als dass der Sonnendrache genügend Geschwindigkeit hätte aufnehmen können. Pfeile bohrten sich in seine Schultern, seinen Rücken und seine Flügel, während er vor Schmerz und Wut aufschrie. Dann sah Jandra zitternd, wie sich ein Pfeil in Zanzeroths Nase bohrte und die Spitze des Pfeilkopfes plötzlich im Gaumendach des offen klaffenden Mundes des Drachen sichtbar wurde.
Zanzeroth brüllte vor Schmerz. »Dass isst unmöglich!«, schrie er mit einem beinahe komisch klingenden Lispeln, als er auf den Boden krachte. »Ich bin der Jäger! Du bisst die Beute!«
»Du kannst mir durch die Hölle folgen, wenn du willst«, entgegnete der Mann und zielte auf Zanzeroths Herz.
Unglücklicherweise war die Halle mehr als groß genug, dass ein Drache von Gadreels Größe sich in die Luft erheben konnte. Der Drachensklave wandte sich von Jandra ab und sprang hoch. Trotz seines verletzten Rückens schlug er mühsam mit den Flügeln und näherte sich dem Fenster.
»Diesmal nicht!«, schrie Gadreel.
Der Mensch drehte sich zu der Stimme um. Mit einer fließenden, anmutigen Bewegung versenkte er zwei Pfeile in Gadreels Brust. Ob der Drache irgendwelchen Schmerz empfand, wusste Jandra nicht. Gadreel stieg höher in die
Luft, ehe er die Schwingen einfaltete und der Schwung ihn gegen seinen Feind prallen ließ. Jandra sah, wie der Mensch den Bogen fallen ließ und nach dem Messer an seinem Stiefel griff. Gadreel traf den Mann in der Mitte seiner Oberschenkel, und sie stürzten gemeinsam durch das Fenster in den Hof darunter. Eine Handvoll blauer Federn trieben in der Fensteröffnung, als ein paar Pfeile, die sich aus dem Köcher des Mannes gelöst hatten, im Thronsaal zu Boden fielen. Nach wenigen Augenblicken war dies der einzige Hinweis darauf, dass sie hier gewesen waren.
Jandra, die die Kämpfenden nicht mehr sehen konnte, setzte sich aufrecht hin. Sie stützte den Kopf auf, um gegen die Benommenheit anzukämpfen. Pet kauerte auf Händen und Knien. Als er herumtastete und versuchte, sich aufzurichten, fanden seine Hände einen der Pfeile des Fremden. Er hob ihn auf, musterte die rote Befiederung und sah verwirrt aus, als wäre er nur halb wach. Zanzeroth war jetzt auf den Beinen, bewegte sich zu der breiten Eichentür am anderen Ende des Raums, humpelte so schnell davon wie möglich.
Vendevorex lag vollkommen reglos auf dem Boden. Jandra eilte an seine Seite, betete, dass ihre Augen sie täuschten. Blut hatte sich in einem Kreis um den Zauberer gesammelt, so groß wie seine Flügelspanne. Ihre Füße rutschten in die warme Flüssigkeit, als sie auf die Knie sank. Sie legte Vendevorex’ Kopf in ihren Schoß. Dort, wo Zanzeroths Klauen seine Wange aufgerissen hatten, konnte sie die freigelegten Zähne im hinteren Teil seines Kiefers sehen. Sie nahm seinen Kopf zwischen die Hände, als wäre er ein Kind. Vendevorex war die einzige Familie, die sie jemals
kennen gelernt hatte, das Leben bei ihm das einzige, das sie jemals gehabt hatte. Sie wusste tief in ihrem Innern, dass andere Menschen Vendevorex nichts bedeutet hatten. Er hatte dem König nur ihretwegen getrotzt. Sie war ebenso verantwortlich für seinen Tod wie Zanzeroth. Ihr war übel; Kälteschauer zerrten an ihrem Körper. Sie fragte sich, ob sie davorstand, sich zu erbrechen. Sie stieß einen langen, gequälten Schmerzensschrei aus, und Tränen schossen aus ihren Augen, liefen wie Säure ihre Wangen hinunter.
»W-weine … nicht«, flüsterte Vendevorex.
Jandra traute ihren Ohren nicht. Sie wischte sich die Tränen ab, versuchte, ihren Blick zu klären. Vendevorex hatte seine Augen geöffnet, wenn auch nur leicht.
»Ich kann es … schaffen«, sagte er mit zittriger Stimme. Blut perlte an seinem Mundwinkel. »D-das hier ist nicht schwieriger … als deine Wunde zu heilen.« Er schloss die Augen, während er flüsternd weitersprach. »Nur eine … Frage der … Schuppen …«
»Lebt er noch?«, fragte ein Mann.
Es war nicht Pets Stimme.
Jandra warf einen Blick über die Schulter und sah den Mann, der die Drachen angegriffen hatte, wieder in der Fensteröffnung stehen. Seine Arme und seine Brust
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