Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
ein paar Tage«, sagte er. »Etwas Zeit brauche ich schon …«
    »Ich weiß nicht, ob ich so lange warten kann«, sagte sie. »Ich
fühle mich, als würde ich durch die Begierden in meinem Innern zerrissen.«
    »Ich verstehe dich besser, als du denkst«, sagte er, obwohl die Stürme in seinem Innern jetzt verklangen, seit er seine Aufmerksamkeit auf die Forschung gerichtet hatte. »Ich verspreche dir, dass ich so schnell lese wie möglich.«
    Sie schlang ihre Flügel um ihn und sah ihn immer noch an. Irgendwie passte es nicht ganz zusammen; ihre Körper fühlten sich angenehm an, so aneinandergedrängt, aber irgendwas stimmte nicht. Wie immer der richtige Fortpflanzungsakt auch aussah, Graxen vermutete, dass sie einander dabei nicht ansahen.
    Wortlos zog sie sich zurück. Ihre Augen glänzten, als sie ihn einen langen Moment ansah, dann hochsprang und in den Himmel emporstieg.
    Er dachte an den Perlengürtel in seiner Tasche; das Geschenk würde bis zum nächsten Mal warten müssen. Einen Moment später fiel ein kleiner Lederbeutel von den Sternen herunter. Er fing ihn mit der Vorderklaue auf. Die Tasche roch nach ihr. Er öffnete sie und fand ein ordentlich zusammengefaltetes, durchschimmerndes Stück Papier; schwarze Buchstaben waren zu erkennen. Er öffnete ihn nicht. Noch immer war er so angefüllt von Nadalas Anwesenheit, dass er noch nicht bereit war, die Worte, die sie gesprochen hatte, durch andere zu ersetzen, die sie geschrieben hatte. Die Melodie ihrer Stimme war noch immer frisch; er würde sich so lange daran klammern wie möglich.
    Schon bald verschwand ihre dunkle Gestalt in der Nacht. Lange Zeit sah er den Sternen zu, ehe er die Schwingen ausbreitete und so leicht wie die Hoffnung in den Himmel aufstieg.

Kapitel Fünfzehn
Zerstörter Himmel
    J andra sorgte für ein sanftes und gleichmäßiges Glühen um sich und die anderen herum, während sie reisten. Sie ritten schweigend durch lange, sich windende Tunnel aus schwarzem Gestein. Bitterholz saß auf einem Langwyrm hinter Adam, während Jandra auf Hex ritt. Die Reise hatte bisher in einer unangenehmen Stille stattgefunden. Bitterholz und Adam hatten kaum miteinander gesprochen. Jandra selbst war eine Waise; sofern sie jemals ein überlebendes Familienmitglied treffen sollte, würde sie sicherlich nicht schweigen können. Vendevorex hatte ihr gesagt, dass ihre Eltern bei einem Brand gestorben waren, als sie ein kleines Kind gewesen war; dabei hatte er praktischerweise die Tatsache ausgelassen, dass er selbst es gewesen war, der die Feuersbrunst entfacht hatte. Abgesehen davon wusste sie nichts von ihrer Familie. Sie wusste nicht einmal, ob Jandra ein Name war, den sie von ihren Eltern bekommen hatte, oder ob Vendevorex ihn für sie ausgesucht hatte. Er hatte ihr gesagt, dass der Name in irgendeiner alten Sprache der Menschen so etwas bedeutete wie »Gott ist anmutig«, was darauf hinwies, dass nicht er ihn ihr gegeben hatte. Vendevorex glaubte nicht an Götter. Tatsächlich war er generell voller Verachtung für die Religionen und das Übernatürliche.

    »Die Welt hält uns für übernatürliche Wesen, die ihre Macht aus irgendeiner unsichtbaren Welt beziehen«, hatte Vendevorex ihr vor zehn Jahren gesagt, als er ihr den Stirnreif gegeben und begonnen hatte, sie in seinen Fähigkeiten zu unterweisen. »Tatsächlich gibt es nichts Übernatürliches an unseren Fähigkeiten. Die unsichtbare Welt, die wir manipulieren, ist die Basis dessen, was natürlich ist. Sie ist eine Welt des Magnetismus und des Lichts. Alle Materie ist eine Ansammlung von unzähligen Bausteinen. Im Laufe der Zeit werde ich dir beibringen, wie man diese Bausteine mit Hilfe von ebenso kleinen Maschinen beeinflussen kann.« Während er das gesagt hatte, hatte er ihr den Stirnreif auf den Kopf gesetzt, und die Welt hatte sich verändert. Sie war sich des feinen, silbernen Dunstes bewusst geworden, der jeden Zoll ihrer Haut bedeckte – der Rückstand von Vendevorex’ Macht. Vendevorex hatte ihre Hand geöffnet und ein bisschen von dem schimmernden Puder von seiner Vorderklaue in ihre Handfläche wehen lassen.
    »Ich werde dir Wunder in einer Handvoll Staub zeigen«, hatte er gesagt.
    Sie schüttelte die Tagträumerei ab, als sich der Tunnel, durch den sie ritten, mit einem anderen verband. Der neue war beinahe vollkommen rechteckig. Sie konnte an den Rillen im Gestein erkennen, dass dieser Tunnel von einer Maschine ausgehöhlt worden war, die massive Stahlzähne gehabt haben musste.

Weitere Kostenlose Bücher