Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Sie konnte noch die Spuren des Eisens im Fels erkennen, die sich im Laufe der Zeit in Rost verwandelt hatten.
Adam brach das Schweigen. »Man hat mir gesagt, dass das hier vor langer Zeit von Menschen ausgehöhlt worden ist«, sagte er. »Die Welt ist nicht immer von Drachen regiert worden.«
»Aber dem widerspricht das Gestein selbst, das uns hier umgibt«, sagte Hex. »In den Bibliotheken der Biologen liegen Unmengen von Fossilien riesiger Reptilien, aus denen schließlich
die Drachenrassen entstanden sind. Wir haben die Welt von diesen Ahnen geerbt. Es gibt eindeutige Beweise, dass die Menschen nur eine Art Affen sind, die die Fähigkeit zu sprechen erst kürzlich erlangt haben, von einer geologischen Perspektive aus betrachtet. Ich sage das ohne jede Häme; es ist einfach eine Tatsache, die in Stein gemeißelt ist. Ein paar radikale Biologen behaupten, dass die Trümmer der Welt den Beweis einer einst überlegenen menschlichen Kultur zeigen. Aber wenn eure Art jemals technisch entwickelter gewesen ist, dann muss dies sicherlich unter der Leitung der Drachen geschehen sein. Wenn die Menschen so fortgeschritten waren, wie einige behaupten, wieso haben sie dann plötzlich die Herrschaft verloren?«
Adam zuckte mit den Schultern. »Die Göttin hat die Zeit der Überlegenheit der Menschen für beendet erklärt.«
»Die Göttin?«, sagte der ältere Bitterholz höhnisch mit leiser und fester Stimme. »In meinem Heimatdorf haben wir Ashera angebetet. Später hat man mir gezeigt, dass sie nichts weiter als ein Stück poliertes Holz war. Die Schnitzerei wurde zerstört, und die Welt fuhr mit ihren Geschäften fort. Die Jahreszeiten haben sich weiter geändert, der Regen ist gefallen, die Sonne ist weiter aufgegangen. Alles, was wir über ihre Macht gelernt haben, hat sich als Lüge herausgestellt.«
Adam blickte nicht verärgert über die Worte seines Vaters drein. Er antwortete mit geduldiger Stimme: »Du hast nur das Abbild der Göttin gesehen. Die wahre Göttin ist die lebendige Verkörperung der Erde. Sie ist das Modell für alle Statuen, die von ihr geschnitzt worden sind, aber das sind sie auch – Statuen, nichts weiter.«
Jandra war fasziniert. Ihre Herkunft hatte dazu geführt, dass sie Adams Erklärung, er würde sie zu einer Göttin führen, nicht wirklich glaubte. Sie konnte nicht umhin sich zu fragen, ob sie
möglicherweise zu einer Frau gebracht wurden, die eine ähnliche Macht wie sie selbst besaß. Unsichtbarkeit, Macht über die Elemente, heilende Berührungen – es konnte nicht allzu schwierig sein, einige Leute davon zu überzeugen, dass es sich dabei um die Macht eines Gottes handelte.
Vendevorex hatte den Helm gestohlen. Was, wenn er ihn von ihren Eltern geraubt hatte? Konnte es sein, dass diese sogenannte Göttin mit ihr verwandt war? Jandra versuchte, den Gedanken zu unterdrücken, denn sie wusste, dass es absurd war. Und doch … sie war nicht einfach aus Staub entstanden. Sie hatte Eltern gehabt. Sie war mit irgendwem auf dieser Welt verwandt gewesen. Wenn sie jemals einen Bruder oder eine Schwester treffen sollte – würde sie diesen Menschen dann wohl erkennen?
Würde sie weniger sprachlos sein als Bitterholz und Adam?
Sie gingen wieder schweigend weiter. Hex wurde etwas langsamer. Jandra, die auf seinen Schultern saß, fragte sich, warum er zusätzlichen Abstand zwischen sich und Adam und Bitterholz legte. Hex drehte seinen geschmeidigen, gewundenen Hals zu ihr um und sagte leise: »Ich stelle fest, dass du wenig mit mir sprichst, seit ich den Langwyrm-Reiter getötet habe.«
Sie war überrascht, dass er ihr Schweigen so genau bemerkt hatte. Vendevorex hatte nie gewusst, was er von ihren stillen Momenten halten sollte. Bitterholz und Pet hatten ebenfalls keine nennenswerten Fähigkeiten an den Tag gelegt, was das betraf.
»Ich glaube nicht, dass es das Töten war, was mich beunruhigt hat«, flüsterte sie zurück. »Es war die Art und Weise, wie du ihn verschluckt hast, und dass du dann erklärt hast, dass er gut geschmeckt hat. Ich weiß, dass Albekizan Menschen zum Zeitvertreib gejagt hat. Du auch?«
»Natürlich«, sagte Hex. »Es war ein Teil meiner Erziehung.«
»Hast du immer die Menschen gegessen, die du getötet hast?«
»Es wäre Verschwendung gewesen, es nicht zu tun«, sagte er.
»Als ich dich kennen gelernt habe, hast du dich gegen die Unterdrückung der Schwachen ausgesprochen. Wie kannst du das Essen von Menschen rechtfertigen, wenn du an das glaubst, was du
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