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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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schoss und sah zu, wie der Pfeil in einem tödlichen Bogen davonflog und in den Bauch des Fetzenflügels drang. Der Drache stieß ein Grunzen aus und griff mit beiden Vorderklauen nach dem Pfeil. Er machte ein paar taumelnde Schritte, dann stürzte er zu Boden. Die Augen waren noch immer geöffnet, und er starrte Pet an.
    Pet wandte den Blick ab und konzentrierte sich darauf, einen neuen Pfeil an die Bogensehne zu legen. Seine Hände zitterten. Während er sich noch für den zweiten Pfeil bereit machte, hatten seine Kameraden bereits einen nach dem anderen abgeschossen. Es waren keine Fetzenflügel mehr auf den Füßen, die sich als Ziel eigneten. Frost zog sein Schwert und griff an. Die anderen folgten, ließen tödliche Schläge auf die noch atmenden Fetzenflügel herabregnen. Dann schossen sie auf der Suche nach weiteren Opfern in die Nacht davon. Pet verweilte noch ein bisschen länger und warf einen Blick auf das, was auf dem Karren lag. Eines der Fässer war bereits angezapft. Pet nahm den Korken ab und wurde augenblicklich von dem Gestank nach Goom getroffen, einem Likör, der aus Kohl und Peperoni gewonnen wurde und einem die Tränen in die Augen trieb. Es war das bevorzugte Getränk der Erddrachen.
    Aus der Ferne waren weitere Schreie zu hören – diesmal die von Menschen. Pet holte tief Luft. Er musste nicht versuchen, Frost und seine Männer einzuholen. Er konnte einfach behaupten, er hätte sich in all dem verloren, was sie taten. Frost war selbst so mitgerissen vom Eifer des Gefechts, dass er Pet nicht länger im Blick hatte. Pet konnte sich einfach verstecken und warten, bis die Nacht vorüber war.
    »Feigling«, murmelte er zu sich selbst. Er hatte seinen Auftrag angenommen. Er packte den Bogen fester und rannte in die Richtung, aus der die Schreie kamen.

    Bevor er auch nur zwanzig Fuß weit gekommen war, sah er eine Gestalt auf sich zurennen. Sie sah menschlich aus und humpelte leicht. Die Gestalt trat von den Schatten ins Mondlicht. Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, der die Lumpen eines Sammlers trug. Ein Pfeil ragte aus seinem rechten Oberschenkel. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Pet hob seinen Bogen und zielte sorgfältig. Der Mann sah die Bewegung und schrie vor Verzweiflung. Er drehte sich um, blickte in eine andere Richtung in der Hoffnung, entkommen zu können. Pet zielte auf den Körper des Mannes und schoss. Der Pfeil grub sich stattdessen in seinen Hals. Der Sammler wurde von den Füßen gerissen, landete rücklings auf der festgestampften Erde. Seine Hände griffen mit letzter Kraft nach dem Pfeil. Sein Atem kam in einer Reihe rascher, feuchter Klackgeräusche – hick, hick, hick, hick, hick.
    Pet zog das Schwert, das Shanna ihm gegeben hatte. Er ging auf den sterbenden Mann zu. Die Augen des Sammlers blickten zu dem Mond über sich; sie sahen Pet nicht. Tränen strömten über seine Wangen. Pet stieß das Schwert mit aller Kraft in die linke Brust des Mannes. Das feuchte, klackende Geräusch in der Kehle des Mannes verstummte.
    Pet zog das Schwert heraus und schob es zurück in die Scheide, während er den Schweiß auf seinem Gesicht von der kühlen Nachtluft trocknen ließ.

Kapitel Zweiundzwanzig
Ein kleines Rädchen im Getriebe
    A rifiel war zur Mitternachtswache im Hauptglockenturm eingeteilt worden. Ihre Aufgabe bestand darin, die gewaltige Glocke zu läuten, wenn es irgendeinen Hinweis auf einen Angriff mitten in der Nacht geben sollte – was angesichts des hellen Mondlichts unwahrscheinlich war. Sollten irgendwelche Männchen versuchen, zur Insel zu fliegen, würden sie sofort gesehen werden.
    Es war eine wichtige Aufgabe, die Hauptglocke zu bewachen, aber Arifiel betrachtete es als Herabsetzung. Seit dem unglücklichen Tag, an dem ihre Einheit es nicht geschafft hatte, Graxen am Betreten des Nests zu hindern, war sie keiner Grenzpatrouille mehr zugeteilt worden. Sie hatte ihre Chance gehabt und versagt. Auch Nadala und Spatz waren nicht mehr zum Patrouillendienst zurückgekehrt. Nadala war als zeremonielle Wache eingeteilt worden – eine Position, in der sie nicht mehr als ein lebendiges Requisit war, das Zorastas Autorität unterstrich, ohne dass sie jemals richtig kämpfen würde. Spatz hatte es am schlimmsten von allen getroffen – sie erledigte jetzt Verwaltungsarbeiten in der Rüstungskammer, teilte Waffen und Rüstungen an Walküren aus, deren Pflichten eher denen von Kriegerinnen entsprachen. Nachdem Spatz an zwei

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