Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Göttin. Sie schnippte mit den Fingern, und das Kudzu begann sich zu winden. Bitterholz wurde erst nach unten gedreht und dann auf die Füße gestellt. Hex erhob sich, als die Reben ihn aus dem Griff entließen. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, um sich von den letzten Ranken zu befreien.
»Wenn ich mich Blasphet entgegenstelle, brauche ich eine Waffe«, sagte Bitterholz.
»Sicher«, sagte die Göttin. Sie streckte die Hand aus und packte ein niedrig hängendes Stück Pappel. Der Zweig zerbrach
in ihrer Hand. Das rohe Holz krümmte sich vor Bitterholz’ Augen; die Rinde und die Blätter fielen ab, als es sich in einen Holzbogen von sechs Fuß Länge verwandelte. Die Göttin verzog das Gesicht, als sie die Waffe bog und sich ein einzelnes Haar auszupfte. Das Haar verlängerte sich selbst und verwandelte sich in eine lange, seidene Sehne, die sich an den Enden verknotete. Sie warf den Bogen Bitterholz zu. Er schnappte ihn sich aus der Luft und spannte ihn. Die Waffe kam ihm vollkommen ausbalanciert vor und passte genau zu seiner Kraft. Er blickte auf und stellte fest, dass die Göttin die Rinde und das verbleibende Holz genommen und daraus einen Köcher mit Pfeilen gemacht hatte, die mit frischen grünen Blättern befiedert waren.
Sie warf ihm den Köcher entgegen. »Ich hatte schon immer einen Sinn für Wiederverwertung«, sagte sie. »Du wirst dich freuen zu hören, dass deine Ausrüstung zu hundert Prozent biologisch abbaubar ist.«
Bitterholz war gar nicht glücklich, als er das hörte. Er war sich nicht einmal sicher, was das Wort bedeutete, er fand nur, dass es zu sehr nach Auflösung klang, als dass es etwas Angenehmes hätte sein können.
»Die Zeit wird knapp«, sagte die Göttin. Noch ein Regenbogen öffnete sich, größer als die vorherigen und groß genug, dass auch Hex hindurchgehen konnte. »Schnappt ihn euch.«
Jandra warf der Göttin einen ernsten Blick zu. »Wenn wir zurück sind«, sagte sie, »möchte ich Zeeky sehen.«
»Darüber sprechen wir dann«, sagte die Göttin.
Bitterholz trat neben Jandra und Hex. Er starrte in den schwarzen Riss des Regenbogens. Ein Zittern ging durch ihn hindurch, als er in die Leere starrte.
Er hatte das Gefühl, als würde die Leere zurückstarren.
Kapitel Vierundzwanzig
Ein langer, langsamer Fall
T ötet den Grauen«, sagte Blasphet und ging zur Treppe, die zum Fadensaal hochführte. »Schafft Metron mit nach oben, damit er die Feierlichkeiten mit ansehen kann. Der Angriff der Sonnendrachen müsste inzwischen in vollem Gange sein. Die brennenden Leichen der Walküren sollten bereits wie Sterne vom Himmel fallen.«
Gemeinsam senkten die zwanzig Frauen ihre langen Messer und gingen auf Graxen los. Graxen machte sich bereit und ließ seinen Blick über die Reihe der Angreiferinnen schweifen, während er nach der schwächsten Stelle suchte. Unglücklicherweise spielte der drogengeschwängerte Rauch immer noch mit seinen Sinnen. Es sah aus, als wäre plötzlich ein Regenbogen vor ihm entstanden.
Dann hatte er das Gefühl, in Wahnsinn verfallen zu sein. Aus der dünnen Luft schoss ein riesiges Tier in den Raum. Es war kupferfarben und schlangenähnlich und schier endlos lang, mit mehr Gliedmaßen versehen, als Graxen zählen konnte. Die Schlange zuckte, und der wogende Körper zertrampelte die Hälfte von Blasphets Attentätern unter seinen Klauen.
Die Schlange war nicht allein gekommen. Sie wurde von einem Mann in einer weißen Uniform geritten, dessen Augen
hinter einem silbernen Visier verborgen waren. Der Reiter schwenkte eine Armbrust und richtete sie kühl auf Blasphet. Es war unmöglich, dass der Reiter sein Ziel aus dieser Entfernung verfehlen konnte. Als er jedoch den Abzugshahn betätigte, schoss eine der Schwestern hoch und traf ihn am Arm. Der Schuss ging hoch und ließ Funken von der Decke über Blasphets Kopf regnen. Blasphet zuckte zusammen, als der Bolzen gegen seinen Schädel prallte. Dann drehte er sich rasch um und glitt zur Tür, durch die er gekommen war.
Mit einem Schlag der Rückhand befreite sich der Reiter von dem Mädchen, das ihn festhielt. Die kupferfarbene Schlange bog den Kopf in Blasphets Richtung, der sich zum Zuschlagen bereit machte. Die Augen des Tieres wirkten, als würden sie in der rauchigen Luft kein Ziel finden. Plötzlich stolperte die Schlange. Der Reiter stürzte aus dem Sattel, als das Tier sich auf die Seite rollte und von dem Rauch der vergifteten Fackeln überwältigt wurde.
Graxen nahm eine Bewegung
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