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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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gesagt, dass Vendevorex tot war. Vielleicht stimmte das gar nicht? Wie
sonst hätte sich ein Angreifer aus der dünnen Luft materialisieren können? Blasphet wusste, dass die Macht des sogenannten Zauberers hauptsächlich in der Erschaffung von Illusionen bestand. Vielleicht lief er vor einer Lichttäuschung davon?
    Nein, der Bolzen der Armbrust, der gegen seinen Kopf geprallt war, war ziemlich wirklich gewesen. Gab es eine andere glaubhafte Erklärung? Blasphet verharrte mitten im Schritt, als sein Geist ein sehr wahrscheinliches Szenario erkannte. Vendevorex war tot, aber was war mit dem Menschen, den er ausgebildet hatte? Mit dem Mädchen Jandra? Wenn Jandra sich mit einem Verbündeten im Schutz der Unsichtbarkeit in den Raum geschlichen hatte, mochte es so ausgesehen haben, als wäre sie aus der Luft gekommen. Blasphet war nicht sicher, auf was für einem Wesen sie geritten waren, aber offenbar war das Tier reptilisch genug, um dem Rauch zum Opfer zu fallen. Floh er möglicherweise vor nichts anderem als einem Jungen mit einer Armbrust und einem Mädchen mit ein paar Tricks, mit denen sie sich unsichtbar machen konnte?
    Blasphet warf einen Blick zum Nest zurück. Immer wieder wurden seine großartigsten Entwürfe durch die Einmischung anderer zunichtegemacht. Die Freie Stadt hätte ein überwältigender Triumph werden können, wenn Albekizan nicht eingeschritten wäre. War er bereit dazu zuzulassen, dass sein letzter Plan von ein paar jungen Menschen zerstört wurde?
    Er schüttelte den Kopf. Vor einer so schwachen Gegnerschaft wegzulaufen, war einfach … ungöttlich.
    Blasphet schnippte die Keramikhütchen von seinen mit Gift versehenen Krallen. Als er durch das stehende Wasser zurück zu dem schwachen und fernen Licht ging, flüsterte eine unsichtbare Stimme in der Düsternis: »Wohin gehst du, Mördergott? «
    Blasphet erstarrte. Die Stimme kam von einem Menschen,
einem Mann. Aber woher genau? Das tropfende Wasser und die Echos im Tunnel machten es schwer, die Richtung zu bestimmen.
    »Wer ist da?«, fragte er. Seine Stimme hallte im Tunnel wider. Niemand antwortete. Blasphet atmete langsam aus. Vielleicht hatte er sich nur eingebildet, dass da jemand gesprochen hatte?
    Gerade, als er zu der Überzeugung gelangt war, dass er allein war, sprach die Stimme erneut: »Ich bin die Schreie all der Unschuldigen, die unter den Klauen deiner Rasse zermalmt wurden. Ich bin der Schatten auf dem Stein. Ich bin der Geist-der-tötet. Und heute komme ich zu dir, Mördergott.«
    »Der Geist-der … Bitterholz ?«, fragte Blasphet und legte den Kopf schief. »Der Mörder meines Bruders?«
    Einen Moment lang antwortete nur das Wasser. Dann sagte eine kühle Stimme: »Du kennst meinen Namen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dich verfluchen oder dir danken soll«, sagte Blasphet.
    Bitterholz antwortete nicht.
    »Ich habe meinen Bruder verachtet«, fuhr Blasphet fort. »Ich habe von seinem Tod geträumt. Und doch habe ich am Ende mehr den Traum geliebt, ihn zu töten, als dass ich seinen Tod tatsächlich miterleben wollte. Du warst erfolgreich, wo ich versagt habe, Geist-der-tötet. Ich stehe in deiner Schuld.«
    Wieder folgte seinen Worten nur Stille.
    »Macht meine Dankbarkeit dich sprachlos?«, fragte Blasphet. Er machte einen langsamen, vorsichtigen Schritt nach vorn, schob sich damit näher auf das schwache Licht am Ende des Ganges zu. »Wir sind uns sehr ähnlich. Wir haben den Zustand bloßer Sterblichkeit überwunden. Du, der rächende Geist. Ich, der Gott. Wir beide berühren auf unserem Pfad der Macht eine höhere Wahrheit – wir wissen, dass es beim Morden um so viel mehr geht als nur darum, ein Leben zu beenden.«

    Blasphet machte eine Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Bist du auf der Suche nach einem Feind gekommen und findest am Ende einen Bewunderer? Zeige dich, Bitterholz. Ich möchte den Mann ansehen, der die Welt von Albekizan befreit hat.«
    Schließlich kam eine Stimme aus der Dunkelheit. »Vielleicht sind wir doch nicht so verschieden. Am Ende trennt uns nur eine Winzigkeit.«
    Blasphet legte den Kopf schief; er war immer noch nicht in der Lage zu erkennen, woher die Stimme kam. »Und was für eine Winzigkeit wäre das?«
    »Ich weiß, wo du bist«, antwortete Bitterholz.
    Den Worten folgte das Zischen eines durch die Luft schießenden Pfeils. Blasphet grunzte, als sich der Pfeil in den Gelenkknochen seines linken Flügels bohrte. Er atmete durch zusammengebissene Zähne ein, während er sein

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