Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
eigene. »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
»Wie rührend«, sagte eine Frauenstimme hinter ihr.
Plötzlich roch es im Zimmer nach Zigaretten.
Bitterholz war wieder ans Ufer der Insel gelangt. Er ging die Grenze entlang und versuchte etwas zu finden, das er als Boot benutzen konnte. Schließlich kam er an einen breiten Strand mit schwarzem Sand. In der Ferne konnte er eine zweite Insel sehen. Vielleicht war Zeeky da. Seine Suche auf der Insel mit dem Tempel hatte sich als erfolglos erwiesen.
Bitterholz sah auf, als er das Rascheln von Blättern im Wald hinter sich hörte. Das Grün teilte sich, und die kupferfarbenen Köpfe dreier Langwyrmer schoben sich hindurch und bewegten sich auf den Strand zu. Auf dem ersten ritt Adam; hinter ihm waren zwei Reiter, die Bitterholz noch nicht gesehen hatte.
Adams Stimme zitterte vor Wut. »Der Tempel ist zerstört! Gabriel ist tot! Einer von deinen Pfeilen wurde bei seinen Überresten gefunden. Was hast du getan, Vater?«
»Du weißt, was ich getan habe«, sagte Bitterholz.
»Die Göttin besitzt unendliche Gnade«, sagte Adam. »Sie vergibt dir vielleicht die Beleidigung, wenn du mit einem reuevollen Herzen zu ihr zurückkehrst. Wirf deinen Bogen weg, Vater. Ergib dich. Vielleicht erweist sie dir gegenüber Barmherzigkeit. «
»Ich will keine Barmherzigkeit«, sagte Bitterholz. »Ich habe ihren Engel getötet. Ist das die Tat eines reuevollen Herzens? Soll Ashera sich zeigen, wenn meine Handlungen sie verärgern. Ich würde sie sehr gern sehen; ich habe noch Pfeile in meinem Köcher. Soll sie ihre Macht an mir messen.«
»Das ist Blasphemie!«, rief der Reiter links von Adam.
»Beruhige dich, Palt«, sagte Adam.
»Nein!«, rief er. »Er hat von Pfeilen gesprochen. Wir sind die Pfeile im Köcher der Göttin! Wir sind die Geschosse ihres Zorns! Lass uns fliegen, Adam. Wir werden diesen Ketzer zur Strecke bringen!«
Adam sah Bitterholz noch einmal an. »Vater, wenn in dir irgendwelche Liebe zum Leben ist, dann leg jetzt den Bogen hin. Bring uns nicht dazu, dich zu töten.«
Bitterholz hob den Bogen und zog langsam einen Pfeil. Er zielte mitten auf Adams Brust.
»Es ist keine Liebe in mir, zu gar nichts«, sagte er. »Töte mich, wenn du kannst.«
Kapitel Siebenundzwanzig
Schlechte Frau
J andra wirbelte herum.
»Du hast den Helm verschlossen«, sagte Jazz und nahm einen Zug an ihrer Zigarette. »Interessant.«
»Es hat mir nicht gefallen, deine Puppe zu sein«, sagte Jandra.
»Dann nehmen wir nicht zusammen mit Mr.Teddy den Tee ein?«, fragte Jazz mit einer Stimme, die Jandras Akzent verspottete. »Schön. Trotzdem brauchst du mich noch, Jandra. Diese Erinnerungen, die ich dir gegeben habe, werden dir nicht viel nützen, wenn du mich nicht hast, um dich durch sie hindurchzuführen. Und ich habe einen Großteil der besten noch für mich behalten. Möchtest du nicht lernen, wie man die Tore des Unterraums öffnet? Möchtest du nicht tausend Jahre Erfahrungen und Weisheit anzapfen, ohne dir die Mühe machen zu müssen, dass du durch alle Jahrhunderte hindurchgehen musst? Schwöre mir deine Treue, Jandra, und ich werde dir helfen, eine Göttin zu werden.«
Jandra schob Zeeky hinter sich. Ferkelchen lehnte sich an ihre Knie; er grunzte, während er Jazz anstarrte.
»Göttin zu sein ist nicht sehr verlockend für mich«, sagte Jandra. »Ich habe schon genug damit zu tun zu lernen, ein Mensch zu sein.«
Jazz rollte mit den Augen. »Bei dir muss immer alles so dramatisch sein. Na schön. Du willst also nicht meine Freundin sein. Aber wir müssen deshalb auch nicht gleich Feinde sein.« Sie trat zur Seite, und ein glühender Regenbogen bildete sich in der Luft hinter ihr.
»Da ist die Tür«, sagte sie. »Durch sie gelangst du zurück in Shandrazels Palast, dein altes Revier. Geh hindurch und belästige mich nicht länger.«
Jandra sah auf das Tor. Es wäre so leicht, Zeeky einfach zu packen und hindurchzuspringen. Aber Jazz zu entkommen würde gar nichts lösen. Wenn sie hätte fliehen wollen, wäre sie vom Nest erst gar nicht mehr hierher zurückgekommen.
Dann sprang zu ihrer Überraschung Ferkelchen auf den Regenbogen zu und auch hindurch. Zeeky rannte an ihr vorbei und packte ihre Hand. In der anderen hielt sie die Kristallkugel. »Schnell!«, rief Zeeky und zog sie mit sich zum Tor.
Als Jandra den Blick des Entsetzens auf Jazz’ Miene sah, entschloss sie sich, Zeeky zu vertrauen. Und wieder
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