Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Bitterholz ihn in den Sand geworfen hatte. Seine Augen brannten vor Wut, als er jetzt rief: »Wieso tust du das? Was glaubst du, gewinnen zu können, wenn du dich der Göttin widersetzt?«
»Was kannst du gewinnen, indem du ihr gehorchst?«, fragte Bitterholz.
»Ich schulde der Göttin alles! Meine Mutter war weg. Du hattest mich verlassen! Wenn sie mir nicht ihre göttliche Barmherzigkeit entgegengebracht hätte, wäre ich als Kind gestorben. «
»Wir sterben alle irgendwann«, sagte Bitterholz.
Adam knurrte, als er zielte. »Ich habe deinen Spott satt. Wenn die Göttin auf einen herablächelt, ist das so ähnlich, als würde die Sonne auf einen herablächeln. Es gibt keine größere Freude, als ihr zu dienen.«
»Ha«, sagte Bitterholz. »Es ist lange her, dass Freude mich angespornt hat. Aber ich erinnere mich. Ich erinnere mich an das letzte Mal, als ich glücklich war. Du warst da.«
»Wie meinst du das?«, fragte Adam, der immer noch den Schaft seines Bolzens entlangsah.
»Damals in Christtal. Ich hatte zwei Töchter von deiner Mutter Recanna. Du warst mein erster Sohn. Ich habe meine Töchter geliebt, ich war glücklich. Aber das erste Mal, als ich dich in meinen Armen hielt, spürte ich etwas, das größer war als Glück. Du warst meine Hoffnung und meine Zukunft, Adam. Ich konnte mich in dir sehen. Ich habe mich darauf gefreut, dir etwas beizubringen, wenn du größer werden würdest: wie
man fischt, wie man jagt, wie man pflügt. Ich wollte dir alles beibringen, was ich wusste.«
»Und was hast du mir jetzt beigebracht? Blasphemie? Hass? Rache?«
»Das war nicht das, was ich dir beibringen wollte. Ich habe Christtal immer als Garten Eden angesehen, auch wenn die Zeiten nicht immer leicht waren. Wir waren Bauern und haben Felder voller Steine beackert. In den meisten Jahren gab es nicht genug Regen. In anderen Jahren haben wir die Ernte an Stürme und Überschwemmungen verloren. Und doch haben wir als Gemeinschaft überlebt. Wir haben unsere Nahrung miteinander geteilt. Wir haben zusammen gearbeitet, um unsere Kinder zu ernähren und für die Alten zu sorgen. Ich wünschte, du hättest dort aufwachsen können. Dann sind die Drachen gekommen. Sie haben alles zerstört. Ich dachte, sie hätten dich getötet.«
»Vor kurzem hast du gesagt, du würdest dir wünschen, sie hätten mich getötet«, sagte Adam und ließ die Armbrust sinken.
Bitterholz nickte. »Ich war wütend, als ich das sagte.«
»Du bist immer wütend!«, schnaubte Adam. »Du bist feindselig, seit wir uns begegnet sind.«
»Ich weiß. Ich weiß aber auch, dass ich dich eben hätte töten können«, sagte Bitterholz. »Du warst mein erstes Ziel.«
»Du hattest mich im Visier. Warum hast du nicht geschossen? «
Bitterholz seufzte. »Vor nicht allzu langer Zeit bin ich fast gestorben. Ich glaube, ich habe ein winziges Stück vom Himmel gesehen. Ich weiß es nicht. Es mag alles ein Traum gewesen sein. Aber deine Mutter war da. Wenn ich auf die andere Seite übersetze, wenn es eine andere Seite gibt, möchte ich ihr nicht sagen müssen, dass ich der Mann war, der dich getötet hat.«
»Ich habe bereits einen Platz im Himmel zugesichert bekommen«,
sagte Adam und zielte wieder mit der Armbrust. Er starrte die Waffe entlang, um Bitterholz in die Augen zu sehen. »Wieso sollte ich dich nicht töten?«
»Ich kann dir keinen Grund nennen, warum du diesen Abzugshahn nicht ziehen solltest«, sagte Bitterholz. »Wenn du mich verschonst, werde ich gehen und deine Göttin töten oder bei dem Versuch sterben. Ich bin die Antithese von allem, was du in dieser Welt für gut hältst.«
»Du bist ganz und gar nicht wie der Mann, von dem ich immer geträumt habe. Der große Drachentöter.«
»Ich bin auch nicht der Mann, von dem ich geträumt habe«, sagte Bitterholz. »Aber heute habe ich etwas herausgefunden über mich, das ich noch nicht wusste. Etwas, das mich glauben lässt, dass ich vielleicht doch noch eine Hoffnung auf den Himmel habe.«
»Sprich weiter«, sagte Adam.
»In zwanzig Jahren habe ich niemals meine Meinung über ein Ziel geändert. Ich habe nur auf das gezielt, was ich gehasst habe, und ich habe die Pfeile immer von der Sehne schnellen lassen. Zwanzig Jahre lang dachte ich, dass der Hass das Einzige wäre, was in meinem Herzen ist. Aber, Adam, obwohl die Zeit und das Schicksal uns auf verschiedene Seiten gestellt haben, hasse ich dich nicht. Du bist mutig, du bist ehrfürchtig, du bist barmherzig; du bist alles, worin ich
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