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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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verkrusteter Kleidung zu leben.
    Sie öffnete die Augen – und stellte fest, dass sie immer noch in das Gesicht eines Mädchens blickte, aber jetzt in das eines Mädchens, das nicht mehr unschuldig war. Sie reckte das Kinn und musterte die schmale, blasse Linie, an der ihr die Kehle durchgeschnitten worden war. Traurig betrachtete sie ihre schulterlangen Haare – einst waren sie ihr bis über den Rücken gefallen, aber sie hatte sie abschneiden müssen, um sich zu tarnen. Sie strich die Haarsträhnen über dem Metallband zurück, das sie einst als Stirnreif getragen hatte. Es war eine kleinere Version von Vendevorex’ Schädelkappe, ein Gerät, das es ihr ermöglichte, mit den unsichtbaren Maschinen zu kommunizieren, die zu Millionen in der Luft schwirrten. Als sie auf der Flucht gewesen waren, hatte sie sich eine andere Frisur zugelegt, um den Stirnreif zu verstecken.
    Sie nahm den Stirnreif ab und legte ihn auf den Tisch.
    Es gab keinen Grund mehr zu verschleiern, wer sie war.
    Tatsächlich war es an der Zeit, der Welt stolz ihre wahre Herkunft zu verkünden.
    Sie nahm Vendevorex’ Schädelkappe und hob sie an ihre Stirn, während sie sich im Spiegel betrachtete. Ihre Augen waren kühle, haselnussbraune Kreise, ohne jeden Kummer oder Freude oder Hoffnung oder Angst. Es waren die gleichen Augen, durch die Vendevorex in die Welt gesehen hatte. Sie war
die Erbin der Macht von Vendevorex. Und, wie sie hoffte, auch die Erbin seiner Weisheit und Stärke.
    Sie platzierte die Schädelkappe auf ihrem Kopf und brachte das Metall dazu, sich wie Stoff um die Konturen ihres Schädels zu legen. Dann schloss sie die Augen, um sich darauf zu konzentrieren, wie das Metall sich anfühlte, während sie es zu einem Helm formte, der zu ihrem Kopf passte – und auch nur zu ihrem. Danach brachte sie das geschmeidige Metall dazu, sich wieder in festes Silber zu verwandeln.
    Sie öffnete die Augen und rechnete damit, sich verändert vorzufinden. Als sie jedoch in den Spiegel starrte, fiel ihr die Kinnlade herunter, und sie schnappte nach Luft. Hinter ihr stand Vendevorex, dessen goldene Augen im schwachen Licht schimmerten.
     
    Als der Mördergott Blasphet erwachte, umfing ihn eine vertraute Schwärze. Seit dem Fiasko in der Freien Stadt war er in die tiefste Kammer des Kerkers gesperrt worden, die es gab; an Flügeln, Beinen, Hals und Schwanz hatte man ihn an den Stein gekettet. Ein Drache mit einem weniger starken Geist wäre in dieser zeitlosen Dunkelheit leicht wahnsinnig geworden. Blasphet akzeptierte die Begrenzung in philosophischer Hinsicht als Möglichkeit, frei von den gewöhnlichen Ablenkungen über die Irrtümer seines Verhaltens nachdenken zu können.
    Unglücklicherweise gab es ein paar ungewöhnliche Ablenkungen. Shandrazel hatte Blasphets Ruf gekannt, als er ihn ergriffen hatte; er wusste, dass er vergiftete Nadeln und kleine Werkzeuge zwischen seinen Federschuppen versteckte, und er hatte Blasphet so unzeremoniell gerupft wie ein übergroßes Hühnchen. Als seine Schuppen jetzt nachwuchsen, taten sie das mit einem Juckreiz, der – wie er fest überzeugt war – seinesgleichen suchte. In grabesähnlicher Starre dazuliegen und jede
einzelne Schuppe spüren zu können, wie sie sich aus dem Haarbalg löste, war so ähnlich, als würde sich eine Billion Insekten in seiner Haut vergraben … war es möglich, dass sein Hass auf Shandrazel sogar noch größer war als der auf Albekizan?
    Albekizan hatte mehr als ein halbes Jahrhundert lang im Zentrum seiner Aufmerksamkeit gestanden. Während dieser Jahrzehnte hatte Blasphet sich unzähligen verlockenden Visionen davon hingegeben, wie er seinen Bruder leiden ließ, und seine Pläne waren im Laufe der Jahre immer komplexer geworden. Einmal hatte er sich vorgestellt, wie er seinem Bruder die Gliedmaßen abtrennte, dann seinen Mund mit einem Rohr verband und ihn monatelang mit Nahrung vollstopfte, bis er ein aufgeblähter Klecks war. Danach wollte er seinen Bruder hungern lassen, um sein Fett wegzuschmelzen, so dass er nur noch wenig mehr gewesen wäre als ein knöcherner Rumpf in einer gewaltigen Hülle aus Haut. Schließlich hatte er Albekizan aufschneiden, ihm die Knochen brechen und neu in der Gestalt eines Thrones anordnen und festnageln wollen. Von diesem lebendigen Thron aus hatte Blasphet dann über sein Königreich geherrscht, während er lässig auf die kummervollen Augen des früheren Königs geblickt und sich an der Verzweiflung darin ergötzt hätte!
    Er seufzte bei

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