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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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dich zu entwickeln. Ich hätte wissen müssen, dass es nur ein weiterer Versuch ist, mich zu verführen.«
    Pet drehte sich um und ging durch den riesigen und leeren Raum hindurch zur Tür. Schmeichelei hatte bei Jandra nicht funktioniert, Lügen hatten ihn nirgendwo hingebracht, und die Wahrheit hatte auch versagt. Für einen kurzen Moment flackerte eine neue und seltsame Idee in seinem Kopf auf: wenn
er sie an seiner Seite haben wollte, sollte er sich vielleicht darauf vorbereiten, sie als gute Freundin zu sehen. Statt ständig Verführungsversuche zu unternehmen, sollte er sie einfach wegen ihrer guten Eigenschaften schätzen und sie als Gleichrangige in seinem Leben willkommen heißen, oder sogar als Überlegene, statt als eine weitere Eroberung. Er wollte wirklich, dass sie bei dem Gipfeltreffen dabei war. Er bewunderte sie aufrichtig wegen ihres Mutes und ihrer Überzeugungen. Er warf einen Blick durch den Raum zurück zu ihr. Sie stand da und betrachtete sich in einem körpergroßen Spiegel. Sie war schön, schlank und jungfräulich, und jetzt lag auch wieder der verletzliche Ausdruck auf ihrem Gesicht. Er wollte etwas sagen, aber er fand nicht die Worte dafür. Bei ihrem nächsten Treffen würde er daran arbeiten, sie als gute Freundin zu gewinnen. Vielleicht würde sie dann leichter zu verführen sein.
     
    Als sich die Tür zu dem sternenförmigen Zimmer schloss, warf Jandra einen Blick über die Schulter. Da war der Wunsch, ihm nachzulaufen. Er war nicht die beste Gesellschaft, aber allein in diesem Zimmer zu sein, war schmerzhaft.
    Seit sie sich erinnern konnte, war dieser Turm ihr Zuhause gewesen. Früher einmal waren die Wände mit dicken, ledergebundenen Bänden und unzähligen Pergamentrollen gesäumt gewesen. Der Raum selbst war ein Wald von Tischen mit Fläschchen und Messbechern und Vergrößerungsgläsern der besten Qualität gewesen.
    »Die Welt hält das, was wir tun, für Magie«, hatte Vendevorex ihr gesagt. »Ihre Unwissenheit ist eine wichtige Quelle unserer Macht. Wir manipulieren nicht die übernatürlichen Kräfte. Wir bewegen Materie und Licht entsprechend unveränderlichen Gesetzen, und wir benutzen dabei Werkzeuge, die für andere unsichtbar bleiben müssen.«

    In diesem Zimmer hatte sie die Bausteine der materiellen Welt zu verstehen gelernt und die unzähligen Weisen kennen gelernt, wie man diese Bausteine auseinanderreißen und wieder zusammenfügen konnte. Es war eine Kunst, diese »Magie« zu benutzen, eine Art Bildhauerkunst auf der höchsten nur vorstellbaren Stufe.
    Natürlich waren alle Lehrwerkzeuge jetzt weg. Blasphet, der bösartige Bruder des Königs, hatte die Herrschaft über diesen Turm errungen, nachdem er aus dem Kerker entlassen worden war. Er hatte den Raum in eine Folterkammer verwandelt. Erddrachen hatten danach das Zimmer gereinigt. Der größte Teil des getrockneten Bluts war aus den Ritzen auf dem Boden herausgeschrubbt worden, und brennender Weihrauch verhinderte, dass der Geruch von verrottendem Blut noch allzu deutlich wahrzunehmen war. Jandras Hab und Gut war an ihren früheren Platz zurückgebracht worden. Jetzt hallte jeder Schritt in der leeren Kammer. Mondlicht sickerte durch die hohen Fenster und malte geisterhafte Schatten auf den Marmorboden. Nicht, dass Jandra an Geister glaubte. Vendevorex hatte sie als strenge Materialistin aufgezogen und die spirituelle Welt stets abgelehnt.
    »Es gibt tatsächlich Wirklichkeiten in dieser Welt, die nicht gesehen werden können«, hatte er gesagt. »Wir bewegen uns durch eine Welt aus Feldern und Kräften. Wir kontrollieren Maschinen, die zu klein für unsere Augen sind, als dass wir sie sehen könnten. Wir sind die Herrscher einer unsichtbaren Welt – aber das Unsichtbare ist nicht das Gleiche wie das Übernatürliche.«
    Jandra musterte ihr Gesicht im Spiegel. Früher, in ihrem alten Leben, hatte sie bei solchen Gelegenheiten das Gesicht eines einfältigen und unschuldigen Mädchens gesehen. Sie hatte so viel durchgemacht seither. Beinahe wäre sie gestorben. Sie
hatte erlebt, wie das Leben ihr in warmen Strömen durch die Finger geglitten war. Mehr noch, sie hatte zu töten gelernt. Sie hatte die gurgelnden, keuchenden Atemzüge eines Drachen gehört, der durch ihre Hand gestorben war. Sie schloss die Augen, und all die Gewalt der letzten Monate strömte durch ihren Geist. Sie hatte gelernt zu kämpfen, als sie keine Kraft mehr zum Kämpfen gehabt hatte. Sie hatte gelernt, tagelang in blutverschmierter und

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