Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Preis für ihre Dummheit bezahlt.«
»Dann wollt Ihr sie nicht rächen?«, fragte Hex.
»Nein«, sagte der Reiter. »Durch unsere Visiere können wir einander Botschaften schicken. Sie haben mir mitgeteilt, dass sie sich in den Kampf begeben haben. Ich habe ihnen befohlen, es zu unterlassen, aber sie haben meinen Befehl missachtet. Ich habe den Kampf wie durch ihre Augen gesehen. Sie haben zuerst zugeschlagen. Ihr habt euch nur verteidigt. Es gibt nichts zu rächen.«
»Vielleicht habt Ihr nichts zu rächen«, sagte Bitterholz. »Aber da unten ist eine Stadt, die durch Eure Reiter zerstört worden ist. Wieso?«
»Die Göttin hat beschlossen, dass die Zeit der Ernte gekommen ist«, sagte der Reiter in nüchternem Ton, während der Langwyrm ihn bis auf ein paar Schritte heranbrachte. Dafür, dass der Reiter und sein Langwyrm in der Nähe eines Sonnendrachen waren, wirkten sie seltsam sorglos. »Die Göttin hat sie gesät. Jetzt kann sie sie ernten.«
»Sie gesät?«, fragte Jandra. »Aber sie sind keine Kornhalme.«
»Leben sie noch?«, fragte Hex.
»Das Schicksal der Dorfbewohner sollte nicht Eure Sorge sein«, sagte der Reiter.
»Das Schicksal eines bestimmten Dorfbewohners ist sogar meine ganz besondere Sorge«, sagte Bitterholz. »Ihr Name ist Zeeky.«
Der Wyrmreiter lächelte. »Das Mädchen mit dem Schwein. Ziemlich einfallsreich, die Kleine. Die Göttin schenkt ihr ihre Aufmerksamkeit.«
»Wir möchten diese Göttin treffen«, sagte Hex.
»Die Reise zu ihrem Tempel ist lang«, sagte der Reiter. »Das bedeutet, dass Ihr mehrere Tage lang unterhalb der Erdoberfläche sein werdet. Niemand unternimmt eine solche Reise leichthin; viele Menschen sind bei der Vorstellung, wie viel Gewicht über ihnen lastet, wahnsinnig geworden.«
»Menschen mögen wahnsinnig geworden sein«, sagte Hex. »Ich bin aus härterem Stoff gemacht.«
»Ich habe keine Angst«, sagte Jandra. »Führe uns hin.«
Bitterholz sagte nichts. Es sah nicht so aus, als hätte der Reiter vor, sie in eine Falle zu führen. Nur, wenn der Tempel eine mehrtägige Reise entfernt war, war Zeeky dann bereits dort eingetroffen?
Er wusste nicht genau, wie viele Tage er durch das Fieber verloren hatte.
»Bevor wir gehen, sollten wir uns einander vorstellen«, sagte Hex, der offenbar ungeduldig wurde, als Bitterholz hartnäckig schwieg. »Ich bin Hexilizan; meine Freunde nennen mich Hex. Die Frau heißt Jandra. Ich fürchte, dem Herrn dort bin ich noch nicht vorgestellt worden.«
Bitterholz überlegte sorgfältig, was er sagen sollte. Jandra hatte seine wahre Identität offenbar geheim gehalten. Möglicherweise war das klug gewesen, aber jetzt, da er ein Schwert in der Hand hatte, kümmerte es ihn nicht, was Hex über ihn dachte.
»Mein Name ist Bant Bitterholz«, sagte er und sah, dass die Muskeln unter Hex’ Haut sich augenblicklich anspannten. Noch seltsamer war, dass auch der Reiter sich versteifte. Der Mann starrte ihn mit offenem Mund an, aber er schien nicht in der Lage zu sein, irgendetwas zu sagen.
Dann schüttelte der Reiter seine Verblüffung ab und stieg von seinem Langwyrm. Er nahm das Visier ab und trat zu Bitterholz. Sein Gesichtsausdruck war halb ungläubig, halb ehrfürchtig.
»Ist es …«, fragte er mit leiser Stimme. »Ist es wirklich möglich, dass du Bant Bitterholz bist?«
»Ist mein Name in der Unterwelt so bekannt?«, fragte Bitterholz.
Der Reiter kam näher. Trotz der blassen Haut bemerkte Bitterholz, dass die Gesichtszüge des Mannes in vielerlei Hinsicht seinen eigenen ähnelten, angefangen von der scharf geschnittenen Nase bis zur unerschütterlichen Stirn. Aber während Bitterholz’ Gesicht ledrig und zerfurcht war, waren die Züge des Reiters glatt wie die eines kleinen Kindes, was zweifellos davon kam, dass er der Sonne aus dem Weg ging. Der Mann war
größer als Bitterholz, muskulöser und viel jünger, höchstens ein paar Jahre älter als Jandra.
»Ich hatte befürchtet, du wärest tot », sagte der Reiter.
»Ich habe nicht viel getan, um diese Vermutung zu widerlegen«, sagte Bitterholz.
»Deine Legende ist dir vorausgeeilt«, sagte der Reiter. »Während ich aufgewachsen bin, habe ich voller Stolz deine Heldentaten vernommen, wann immer Gabriel Neuigkeiten aus der Welt der Menschen gebracht hat. Ich habe das Gefühl, als würde ich dich mein ganzes Leben lang kennen, obwohl ich keine echte Erinnerung an dich habe.«
»Keine Erinne… Wer bist du?«, fragte Bitterholz. Seine Stimme versagte, als ihm
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