Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
er sank. Anmutig landete er auf dem Balkon und ging in die dahinterliegende marmorgeflieste Halle. Das Stimmengewirr verriet ihm, dass viele von Shandrazels Gästen bereits eingetroffen waren.
    Dies war der Friedenssaal. Albekizan hatte ihn immer als Kriegssaal bezeichnet, aber Shandrazel hatte den Raum als Hinweis auf seine Ziele umbenannt. Dennoch, trotz des neuen Namens, hing die Geschichte des Zimmers noch immer an den Mauern. Wandteppiche zeigten ein Dutzend Szenen von Albekizans Eroberungen. Sogar auf dem Boden war eine Karte eingearbeitet, die fünfzig Fuß lang war und Albekizans gesamtes Königreich zeigte – in kostbaren Metallen und polierten Steinen in exotischen Farben.

    Gruppen hatten sich in den vier Ecken des Saales versammelt. Vier gewaltige Sonnendrachen steckten in der Ecke beim Balkon die Köpfe zusammen. Es waren alles Drachen, die Graxen selbst zusammengerufen hatte. In der Ecke gegenüber standen Menschen beisammen. Von ihnen erkannte Graxen ein paar: Der Bürgermeister von Richmond war bekannt dafür, dass er ungewöhnlich gedrungen und rundlich war, und an den Bürgermeister von Bilge erinnerte er sich, weil der nur einen einzigen Arm hatte. Ein paar andere Menschen kamen ihm vertraut vor. Graxen bildete sich gewöhnlich etwas auf seinen Blick für Einzelheiten und sein hervorragendes Gedächtnis ein, aber er hatte immer noch Schwierigkeiten, die Menschen voneinander zu unterscheiden. Es war nicht so, dass alle gleich aussahen, eher, dass die Streuung zu groß war. Es war unmöglich, all die unzähligen Möglichkeiten der menschlichen Gestalt aufzulisten. Erwachsene Himmelsdrachen unterschieden sich etwas in ihrer Farbe und Größe; erwachsene Menschen besaßen Hunderte von Hautfarben und konnten in der Größe um mehrere Fuß auseinanderliegen, im Gewicht um etliche Pfund. Ihre Gesichter waren ein gleichfalls hoffnungsloses Durcheinander – einige haarig, andere haarlos, einige mit Haaren auf den Schädeln und keine auf den Wangen und dem Kiefer, einige mit umgekehrtem Muster. Und diese Haare konnten alle möglichen Farben haben: weiß, schwarz, grau, orange, braun, gold sowie Dutzende von Tönungen und Mischungen.
    Ein Drache dagegen ließ sich an ein paar wenigen, schlichten Details erkennen: die Beulen der Schnauze, die Krümmung des Kiefers, die feinen Unterschiede in der Form der Augen, die Art und Weise, in der sich die Drachenmuster unterschieden – nicht ein einziges war exakt so wie ein anderes. Das Gesicht eines Himmelsdrachen führte sofort zu einem Erkennen, während der Geist mit Hilfe des logischen Ordnungssystems
entschied, wer wer war. Bei den Menschen wurden die Identitäten meistens ertränkt durch eine Kakophonie an möglichen Zusammenstellungen.
    Während Graxen über die Identität nachdachte, warf er einen Blick auf eine dritte Gruppe von Gästen, die so wie er Himmelsdrachen und männlich waren – nämlich die Biologen, eine Mischung aus Gelehrten und Priestern, die das intellektuelle Leben des Königreiches lenkten. Ein paar von ihnen warfen ihm argwöhnische Blicke zu. Graxen spürte Scham in sich aufsteigen. Entsprach die abwertende Haltung, die er gegenüber den Menschen hegte, den Gefühlen, die die Biologen ihm gegenüber hatten? Fanden sie ihn einfach so anders, dass es sich nicht lohnte, sich die Mühe zu machen, es herauszufinden? Kein Biologe hatte jemals sein Gesicht nach seinen persönlichen Kennzeichen durchsucht. Er war für immer als »anders« gebrandmarkt. Etwas tief in den Hirnen der Himmelsdrachen würde ihn niemals als Mitglied dieser Spezies akzeptieren.
    In der letzten Ecke des Raumes befand sich Shandrazel: Er saß auf einem Thron, der auf einem Podest stand und mit einem großen goldenen Kissen ausgestattet war. Der junge König wirkte ziemlich vornehm: seine roten Schuppen waren frisch gebürstet, und goldene Ringe schmückten die Ränder seiner Schwingen. Androkom stand vor ihm, der Hohebiologe. Androkom war nicht viel älter als Graxen. Es war seltsam, einen Drachen zu sehen, der genauso jung war wie er und die grüne Schärpe trug, die seinen Rang kennzeichnete. Androkoms bemerkenswerteste Eigenheit allerdings war der fehlende Schwanz; den größten Teil davon hatte er nach einer Begegnung mit Blasphet eingebüßt. Gewöhnlich legten Himmelsdrachen größten Wert auf ihre körperliche Erscheinung; die schlimmste Strafe für einen Himmelsdrachen bestand darin, zu einem Fetzenflügel gemacht zu werden. Graxen fragte
sich, ob die Tatsache,

Weitere Kostenlose Bücher