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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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werden überaus aggressiv, wenn sie sich einem Wesen gegenüberfinden, das sie insgeheim als höherstehend ansehen.«
    »Wir wollen keine Höherstehenden sein«, sagte Nadala. »Nur Gleichrangige.«
    »Das sind die Worte, die Shandrazel zu hören hofft. Es ist ein Jammer, dass du keine Gesandte bist.«
    »Und es ist eine Schande, dass die Matriarchin deinen Fähigkeiten gegenüber blind ist. Es war nett von dir, dass du heute Nacht zu mir gekommen bist und mit mir gesprochen hast, Graxen. Ich fürchte um die Zukunft unserer Rasse, sollten die letzten Spuren der Freundlichkeit bei der Fortpflanzung ausgemerzt werden.«

    Geräusche waren aus dem Zimmer hinter dem Balkon zu hören, ein sanftes Murmeln, als würde jemand im Schlaf sprechen.
    Nadala flüsterte jetzt noch leiser. »Wenn Zorasta wach wird, wird es schwer zu erklären sein, warum ich dich nicht aufgeschlitzt habe.«
    »Ich verstehe«, sagte Graxen. »Mit dir gesprochen zu haben, war das Risiko wert. Ich fühle mich … ich fühle mich weniger allein, seit ich gehört habe, wie du denkst. Ich wünschte, wir könnten unsere Unterhaltung fortsetzen.«
    Nadala schüttelte den Kopf. »Du darfst keine weiteren Risiken eingehen. Geh jetzt in dem Wissen, dass du weniger allein bist in der Welt, und dass wir nicht noch einmal miteinander sprechen können.«
    Graxen schluckte mühsam. Konnte dies wirklich das Ende sein? Zehn Minuten Unterhaltung waren viel zu kurz für die vielen Worte, die er sein ganzes Leben lang in seinem Innern bewahrt hatte. Er konnte ihrer Stimme entnehmen, dass auch in ihr solche Worte waren. Sie war einfach nur zu diszipliniert, um sie auszusprechen. Sie hatte so viel mehr zu verlieren als er. Er sollte gehen und zufrieden sein. Dennoch wollte ein verzweifelter Teil in ihm mehr.
    »Ich könnte dir schreiben«, sagte er.
    Sie legte den Kopf schräg, als sie den Vorschlag hörte; offenbar faszinierte er sie.
    Erneut erklang Gemurmel in dem Zimmer dahinter.
    »Ich weiß, wo du die Briefe hinterlegen kannst«, sagte sie rasch. »Es gibt einen seit langem verlassenen und verfallenen Turm auf meinem Patrouillenweg zwischen dem Nest und Drachenschmiede. Er ist leicht zu finden, wenn du dem Fluss folgst. Auf den Mauern steht ein einzelner Wasserspeier; die Höhle seines Mundes ist groß genug, um eine Rolle aufzubewahren.
Du könntest dort Briefe für mich zurücklassen, wenn du willst. Und vielleicht werde ich sie beantworten.«
    »Das gefällt mir«, sagte Graxen.
    Jetzt schnaubte jemand im Zimmer hinter ihnen. Es klang, als würde ein Drache aufwachen.
    »Flieg!«, flüsterte Nadala, hob ihre Vorderklaue und strich über Graxens Wange. Er neigte die Wange bei der Berührung, spürte die Weichheit ihrer Schuppen und die schöne, feste Stärke ihrer Krallen.
    Graxen lehnte sich zurück und ließ sich in das Nichts unter sich fallen. Eine Weile wirbelte er in Spiralen hinunter, bis seine Flügel schließlich Auftrieb bekamen. Er flog unter dem Sternenlicht dahin, leichter als die Luft und mit einem Lied im Herzen.
    La-la-la!
    Na-da-la!
    Er zitterte, als er begriff, dass es dieselbe Melodie war wie die von »Yo ho ho, schnell geduckt, sonst verschluckt!« Würde er dieses verfluchte Lied jemals wieder aus seinem Kopf bekommen?
     
    Obwohl die Paste dem Drachen seinen Willen geraubt hatte, verspürte Blasphet eigenartigerweise ein Gefühl der Unzufriedenheit. Im Laufe der Jahre hatte er herausgefunden, dass es gewöhnlich die Rückschläge waren, die seinen Geist anspornten und ihn dazu trieben, sich weiteren Herausforderungen zu stellen. Seine Erfolge ließen ihn häufig mit einem schalen Gefühl zurück, und dann wollte er herausfinden, ob sein Sieg etwas damit zu tun haben mochte, dass er seine Maßstäbe niedriger angesetzt hatte. Was die Paste betraf, hätte er mit ihrem Erfolg die Ergebnisse jahrelanger Forschungen und Versuche feiern sollen. Stattdessen dachte er darüber nach, wieso sich
eine gasförmige oder sogar flüssige Form des Giftes als so flüchtig erwiesen hatte. Die Wirkung der Paste gefiel ihm, aber der Gedanke, eine ganze Gallone davon mit Gewalt in seine zukünftigen Opfer zu zwängen, beleidigte seinen Sinn für Ästhetik. Es lag einfach keine Anmut darin.
    Mangel an Anmut sah er auch in der gegenwärtigen Darbietung der Präparationskünste der Schwestern der Schlange. Ihre früheren Verkleidungen als Erddrachen verrieten, dass sie Fähigkeiten besaßen. Jetzt versuchten sie, einen ausgestopften Himmelsdrachen wieder zu etwas

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