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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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den Stein fallen und hüpfte wachsam zurück, während er Jandras Gesicht musterte. »Wer ist hier der Häuptling?«, fragte Jandra.
    Echs senkte den Blick. »Du Häuptling.«
    »Wir essen Schiffszwieback. Irgendwelche Fragen?«
    »Nein, Häuptling«, sagte Echs leise.
    »Und jetzt hoch mit dir auf meine Schultern.«
    Der kleine Drache sprang hoch, als hätte die Schwerkraft keine echte Bedeutung für ihn. Er schaffte es in einem einzigen Sprung auf ihre Schulter und klammerte sich daran fest, als sie über den Teich zurück zu Shay flog. Gemeinsam landeten sie neben dem Feuer. Ihre Flügel falteten sich mit einem weichen, musikalischen Bimmeln ein. Er zwang seine eigenen Flügel, sich ebenfalls zu schließen.
    Echs hüpfte von ihrer Schulter und setzte sich vor den Packen mit dem letzten steinharten Schiffszwieback. Er starrte intensiv darauf. Jandra warf Shay einen Blick zu. Die strenge Miene, die sie an den Tag gelegt hatte, als sie Echs den Marsch geblasen hatte, verwandelte sich jetzt in Besorgnis. Shay wusste,
was sie dachte. Wenn Echs jetzt schon Hunger auf Menschenfleisch hatte, während sie noch anderes zu essen hatten, was würde geschehen, wenn ihnen das Essen ausging?
     
    Sie erhoben sich in einer Woge aus Ozon, begleitet von dem Gebimmel der im Wind klingenden Federn vom Boden. Jandra neigte den Kopf, um mit dem Wind besser fertig werden zu können. Sie schloss die Augen und verlor sich in Erinnerungen. Als Kind war sie viele Meilen mit Vendevorex geflogen, hatte ihr Gesicht an seine Brust gedrückt, während eine Schlinge sie getragen hatte. Sie erinnerte sich an die harten, glatten Schuppen und die Hitze, die bei jedem Flügelschlag von seinen Muskeln ausgestrahlt war. Sie erinnerte sich an den Klang seines Herzens, an die mächtigen Lungenflügel und das Pfeifen des Windes, der ihr die Haare gegen die Wangen gepeitscht hatte.
    Sie öffnete die Augen. Echs klammerte sich an ihren Umhang und wirkte einigermaßen erschrocken. Sie waren hundert Fuß in die Luft aufgestiegen und flogen jetzt in einem Bogen über den unterirdischen See. Das Wasser war so dunkel wie unverarbeitetes Öl. Wellen auf der Oberfläche deuteten auf die Ungeheuer hin, die sich darunter verbargen. Echs’ Angst war durchaus begründet.
    Aber das war auch ihr Glücksgefühl. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich danach gesehnt, Flügel zu haben. Oft war sie in der Nacht aufgewacht und hatte unter dem Mangel gelitten. Ihre Drachenseele hatte jetzt das Gefühl, als hätte sie sich ein Geburtsrecht zurückerobert.
    Shay flog tiefer und langsamer. Sie machte eine Kurve und flog einen breiten, anmutigen Kreis um ihn herum. Er flog gerade und gleichmäßig; seine Augen waren auf das Inselufer gerichtet, das ihr Ziel war.
    »Du wirkst beunruhigt«, sagte sie und machte langsamer, um
sich neben ihn zu gesellen. »Entspann dich. Die Flügel werden dich nicht fallen lassen.«
    »Ich bin sicher, dass die Wachen das auch gedacht haben«, sagte Shay.
    »Diese Zusammenstöße sind eine Folge des Versagens der Männer, nicht der Flügel«, sagte Jandra. »Im Gegenteil, die Tatsache, dass sie das alles überstanden haben, beweist nur, wie stark sie sind.«
    »Ich sorge mich nicht um das Überleben der Flügel«, sagte er.
    Sie schlug mit ihren und flog wieder höher hinauf, kletterte in den Steinhimmel empor. »Ich fühle mich so lebendig!« Sie machte einen Handstandüberschlag rückwärts und kam wieder neben ihn. Echs schrie bei dem Manöver auf und grub seine Krallen tief genug in ihren Umhang, dass sie zusammenzuckte. Vielleicht sollte sie mit tollkühneren Figuren doch lieber warten, bis sie allein flog.
    Ein bisschen zu rasch für ihren Geschmack hatten sie den See hinter sich gelassen und erreichten die Insel. Shay ließ sich auf einem Strand aus schwarzem Sand nieder, der mit unzähligen goldenen Flecken übersät war.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Gold auf der Welt gibt«, sagte er, während sie den langen Strand musterten.
    »Gibt es auch nicht. Das ist Narrengold.«
    »Oh.«
    Jandra schwebte neben Shay auf den Boden und faltete die Flügel ein. Es roch übel, ein Gestank nach vergammeltem Kohl, der vom verwesenden Dschungel ausging. Ein paar hundert Fuß weiter lagen die Gebeine von zwei Langwyrmern, deren Knochen sich bis zum Wasserrand erstreckten. Sie waren Bitterholz während der letzten und entscheidenden Konfrontation mit Jazz zum Opfer gefallen. Krabben hatten die
Knochen sauber abgenagt, und jetzt lagen Wirbel,

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