Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Blutspur, während er fiel. Meshach blutete aus zahlreichen Wunden im Gesicht.
Jandra hob ihre Schrotflinte. Als sie den Gewehrlauf entlangsah und zielte, wurde ihr Blick von etwas Eigentümlichem angezogen. Die vormals glatte Oberfläche des Sees hinter Meshach wölbte sich auf, wurde zu einem sich bewegenden Hügel aus Wasser, der beinahe einen Schritt hoch war und auf seine herabbaumelnden Beine zurollte.
Jandra hätte fast eine Warnung ausgestoßen – fast. Der Wasserhügel schoss plötzlich in die Luft, und zwei spitze Zahnreihen schlossen sich um Meshachs Beine. So schnell, wie er gekommen war, verschwand der Ichthyosaurus wieder im Wasser und nahm dabei Meshachs Beine und Hüften mit, während der Rest des Mannes noch immer in der Luft schwebte, ein
geflügelter Rumpf, aus dem sich langsam die Eingeweide ergossen.
Meshach sah nach unten; sein von blutigen Wunden verunstaltetes Gesicht wurde blass. Er seufzte geräuschlos und stürzte mit einem Platschen ins Wasser.
Jandra stand am Ufer und spürte, wie die Kälte ihr bis ins Mark kroch.
»Echs!«, schrie sie und senkte das Gewehr. »Echs!«
Meshachs geflügelte Leiche tanzte auf den Wellen. Abgesehen davon gab es keinen Hinweis auf irgendeine Bewegung. Sie drehte sich nach Shay um. Er war im Teich und kauerte bei Guido. Es sah aus, als wollte er dafür sorgen, dass der Kopf der Wache auch tatsächlich unter Wasser blieb.
»Echs taucht nicht mehr auf, um nach Luft zu schnappen!«, rief sie.
Shay sah auf und musterte die Wellen.
»Er kann den Atem lange anhalten«, sagte Shay. »Du hast ihn im Teich gesehen.«
»Da ist ein Ichthyo…« Er würde nicht verstehen, wovon sie sprach. »Da draußen ist ein Seeungeheuer!«
»Ein was?«
»Ein großes, riesiges Reptil aus dem Ozean! Es kann Echs mit Haut und Haaren verschlingen!«
Plötzlich tauchte Echs wieder auf und schnappte nach Luft. Er fuchtelte wild mit den Gliedmaßen, während er spritzend über die Wasseroberfläche schoss, geradewegs auf sie zu.
»Böser Fisch!«, schrie er, während sich das Wasser hinter ihm aufwölbte.
Jandra lief zum Ufer. Der Ichthyosaurus hatte sein Maul weit geöffnet und erzeugte damit einen Sog, der Echs zurück zwischen seine Zähne zog.
Jandra zielte auf den oberen Teil der Schnauze des Ichthyosaurus
und feuerte. In dem Moment, als sie schoss, rutschte sie auf dem glitschigen Stein aus und landete auf dem Hintern. Das schuppige Seeungeheuer schloss seine Kiefer nur wenige Zoll von Echs entfernt. Echs schrie, als das Ungeheuer eine abrupte Kehrtwende machte. Helle, rote Wunden sprenkelten die Schnauze des Ichthyosaurus. Er tauchte wieder unter. Die Welle, die er dabei erzeugte, hob Echs und trug ihn ans Ufer. Die Welle brach sich an Jandras Beinen und schwemmte Echs in ihren Schoß. Echs setzte sich auf, schwang seinen Schwanz herum und blickte ihn bekümmert an. Die letzten zwölf Zoll fehlten.
»Keine Fische mehr«, sagte er und schüttelte den Kopf.
»Einverstanden«, sagte Jandra.
Shay ging am Ufer entlang bis zu der reglosen Wache, die als Erstes vom Himmel gefallen war. Er stieß sie mit dem Fuß an, obwohl der Winkel zwischen Kopf und Schultern deutlich machte, dass er tot sein musste.
»So hatte ich mir das Aufwachen ganz sicher nicht vorgestellt«, sagte er.
Jandra lachte leise und grimmig. »Ich auch nicht.« Sie sah auf die Flügel, die von Shadrachs Leiche aufragten. Erinnerungen der Göttin regten sich leicht, und sie begriff, dass sie wusste, wie man sie benutzte. »Zumindest müssen wir jetzt kein Floß mehr bauen. Wir können einfach über die Insel fliegen.«
»Fliegen?«, fragte Shay und klang skeptisch. »Ich meine, ja, ich habe gesehen, wie sie es getan haben, aber es kam mir nicht sehr sicher vor. Keiner von diesen Männern hatte eine angenehme Landung.«
»Die Flügel besitzen eine künstliche Intelligenz, die dir den größten Teil des Fliegens abnehmen wird. Du wirst es schaffen. «
»Wenn Menschen fliegen sollten, hätte Gott uns Flügel gegeben«, sagte Shay.
»Ein Fehler, den die Göttin korrigiert hat«, sagte Jandra.
Sie stand auf. Ihr Körper war voller glitschigen Drecks, bis zur Rückseite ihrer Beine.
»Sieht aus, als könnten wir wieder ein Bad vertragen«, sagte sie. »Und solange wir einen Teich mit frischem, sauberem Wasser haben – zumindest, wenn wir Guidos Leiche rausgezogen haben –, sollten wir die Chance nutzen und unsere Kleider waschen.«
»Ich habe nur das, was ich am Leibe trage«, sagte Shay. »Ich will
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