Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
bekannter Sonnendrache auf sie zugeschossen kam. Er hatte die Flügel wie Fallschirme ausgebreitet, und sein großes, weit geöffnetes Maul mit den zwei Reihen von Zähnen zielte genau auf ihren Kopf.
»Du schon wieder?«, fragte sie, oder sie wollte es sagen, als das Maul zuschnappte. Sie biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf die Nanitenhülle, um sich gegen den Biss zu wehren. Die Zähne bohrten sich mit einer Wucht in ihre Rippen, die größer war als die der Kugeln aus der Schrotflinte. Ihr Gesicht wurde gegen die breite, heiße Zunge des Drachen gedrückt. Sein zähflüssiger Speichel schwappte über ihre nicht ganz geschlossenen Lippen, und der Geschmack nach einem seit langem toten Säugetier, der immer noch in seinem Atem hing, brachte sie zum Würgen.
Sie drehte den Kopf weg und spuckte aus. »Eklig!« Dann setzte sie ihre Nanitenhülle unter Strom. Der Gestank der brutzelnden Zunge gesellte sich zu dem ohnehin bereits unangenehmen Gemisch, das ihre Nase quälte. Unglücklicherweise
war der Sonnendrache ein zäherer Gegner als Echs. Das Vieh weigerte sich, sein Maul zu öffnen. Stattdessen riss er Jazz mit einem Knurren von den Beinen, das sie beinahe taub gemacht hätte, da sie so dicht bei seinen Stimmbändern war. Sie wurde durch die Luft geschleudert, bis ein unerwarteter Zusammenprall mit der harten Erde sie von der Taille an abwärts benommen machte.
Er hob sie hoch, um sie erneut nach unten zu schlagen. Sie war sich sicher, dass einige seiner spitzen Zähne die Nanitenhülle durchdrungen hatten und jetzt zwischen ihren Rippen hindurchglitten. Sie wollte schreien, aber sie konnte nicht einmal atmen.
Mit beiden Händen packte sie den längsten Zahn in seinem Unterkiefer. Es war an der Zeit, Jandras Kraft zu testen. Sie zog eine Grimasse, bis an ihrer Stirn die Adern hervortraten, während sie versuchte, den Zahn von ihren Rippen wegzudrücken. Alles, was sie zustande brachte, war, dass die Zähne in ihrem Rücken sich noch tiefer in sie bohrten.
Jazz bekämpfte den Drang zu würgen und brach ihren tausend Jahre alten Schwur, kein Fleisch zu essen. Sie machte den Mund so weit wie möglich auf – und biss in die Zunge des Drachen. Der Drache zuckte zusammen. Blut strömte in ihren Mund.
Sie befahl einem Strom von Naniten, in die offene Wunde zu schwimmen.
Sekunden später lockerte sich der Biss des Drachen. Jazz fiel aus seinem Maul und rutschte in den Teich aus Speichel, während der Sonnendrache wegstolperte. Er schüttelte heftig den Kopf, schlug ihn gegen den Boden, als versuchte er, einen Bienenstock zu zerstören, der irgendwie Eingang in seinen Schädel gefunden hatte.
Benebelt setzte sie sich auf und schnappte nach Luft. Ein paar Rippen waren gebrochen. Ein kurzes Stück oberhalb ihres
Bauches hatte sie einen sieben Zoll breiten Riss, der stark blutete. Ihr alter Körper hätte diese Verletzung längst geheilt. Aber natürlich hatte ihr alter Körper mehr Naniten in sich gehabt als echte biologische Moleküle. Jandras Blut war noch immer hauptsächlich Blut. Das würde sie ändern müssen.
Bevor sie der Nanitenhülle befehlen konnte, die Wunde zu schließen, ging sie erneut zu Boden, als der junge Erddrache sie wieder angriff und seine Klauen in ihren silbernen Haaren vergrub. Fauchend biss er ihr ins rechte Ohr. »Böser Häuptling! Böser Häuptling!«
Sie packte den kleinen Drachen mit beiden Händen und riss ihn weg. Echs zappelte in ihrem Griff und trat wie ein tollwütiges Tier mit allen vieren um sich, während seine Augen rot vor Wut waren und sein scharfer Schnabel nichts als Luft zu packen bekam.
»Du bist ja so niedlich«, sagte Jazz. Mit der einen Hand packte sie Echs’ Schnabel und mit der anderen seine Schulter. Ein Ruck, und das kleine Wesen erschlaffte in ihren Händen. »Und ich bin wirklich böse.«
Sie warf Echs’ Leiche beiseite, während sie versuchte aufzustehen, aber ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Ohne Vorwarnung zuckte ihre linke Hand hoch und schlug ihr ins Auge.
»Töte dich«, fauchten ihre Lippen.
»Beruhige dich!«, rief Jazz.
»Töte dich!«, rief die Stimme erneut. Die Finger ihrer linken Hand wuchsen in die Länge, wurden zu silbrigen Messern, die nach Jazz’ Gesicht stießen. Sie packte die linke Hand mit der rechten und drückte sie weg. Ihr Atem kam in panikartigen, schluchzenden Stößen.
»Beruhige dich!«, befahl sie erneut.
»Stirb!«, rief eine Stimme. Nur kam sie dieses Mal nicht aus ihrem Mund. Shay stürmte auf
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