Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Sklaverei.«
Shay nickte. Er wirkte jetzt etwas entspannter, aber auch kummervoller.
»Jandra ist weg«, flüsterte er. »Echs ist tot. Ich wollte sie davon abhalten, das Schwert aus dem Herzen zu ziehen.«
»Hast du ihr geholfen, es auszugraben?«
Shay nickte.
»Vielleicht wäre es wirkungsvoller gewesen, sie von diesem Schritt abzuhalten.«
»Ich wusste nicht, dass das Herz noch am Leben war«, sagte Shay. »Ich dachte, es wäre eine Art Maschine. Ich glaube, ich habe es mir als herzförmige Uhr vorgestellt.« Dann wurde sein Gesicht hart. Er starrte zu Hex hoch. »Wir sind deinetwegen hierhergekommen! Du bist der Drache, der ihren Flaschengeist gestohlen hat!«
Hex nickte. »Das stimmt. Jandra war im Besitz einer unglaublichen Macht. Ich konnte nicht darauf vertrauen, dass der Geist der Göttin nicht irgendwo in ihrem Innern lauerte.«
»Damit hast du Jandra ins Königreich der Göttin zurückgetrieben«, sagte Shay. »Du hast genau das erreicht, was du zu verhindern versucht hast!«
Hex schwieg. Er wollte dagegenhalten, dass es nicht sein Fehler war, aber ein nicht unbeträchtlicher Teil seines pochenden Hirns rief ihm zu, dass er in der Tat verantwortlich war. Er beschloss, die Schuldzuweisung zu akzeptieren, einen Schritt weiter zu gehen und eine Lösung zu suchen. »Wo immer Jazz jetzt hingegangen ist, ich werde sie zur Strecke bringen.«
»Und was dann?«, fragte Shay. »Willst du sie töten?«
»Ich habe keine andere Wahl. Aber wie wir beide gesehen haben, wird das nicht einfach sein.«
»Jandra ist immer noch in ihr am Leben«, sagte Shay. »Sie hat darum gekämpft, wieder rauszukommen. Ich verstehe nicht alles, was passiert ist. Aber Jazz hat gesagt, dass ihr Geist in dem Flaschengeist überlebt hat. Was ist, wenn ein Teil von Jandras Geist noch immer in dem Flaschengeist lebt, den du ihr gestohlen hast? Und was wäre, wenn wir ihn Jandra zurückgeben würden? Möglicherweise würde sie dadurch wieder zu dem vorherrschenden Verstand in ihrem eigenen Körper.«
»Oder aber Jazz’ bereits beachtliche Fähigkeiten würden noch verstärkt werden«, sagte Hex.
»Aber wie viel mächtiger könnte sie denn noch werden?«, fragte Shay.
»Das würdest du nicht fragen, wenn du beim ersten Mal gegen die Göttin gekämpft hättest. Deine Idee ist aber trotzdem gut. Wir gehen zur Freien Stadt.«
»Zur Freien Stadt? Wieso?«
»Weil ich dort Jandras Flaschengeist vergraben habe. Nach
dem Ende der Gräueltaten ist die Freie Stadt verlassen worden. Kein Mensch oder Drache würde sich an diesem Ort heimisch niederlassen. Ich hatte vorgehabt, den Flaschengeist dort aufzubewahren, bis ich eine Kraft finde, die mächtig genug ist, um ihn zu zerstören.«
»Wenn wir den Flaschengeist gefunden haben, wie können wir dann Jandra finden?«, fragte Shay.
Hex setzte sich hin. Seine Beine waren immer noch schwach, aber allmählich verblassten die tanzenden Lichter vor seinen Augen. »Wir sollten Bitterholz suchen. Er hat Jazz das letzte Mal getötet. Vielleicht ist sie ja auf Rache aus. Noch wichtiger allerdings ist, dass Bitterholz jetzt der Hüter von Zeeky ist, einem Mädchen mit einer Macht, die die Göttin für sich selbst begehrt.«
»Was ist das für eine Macht?«
»Ich kann dir nur das erzählen, was ich damals verstanden habe, als Jandra mir die Sache erklärt hat. Was leider nicht sehr viel war. Du erinnerst dich an den Regenbogen, durch den Jazz entkommen ist, ja?«
»Ja. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Unter unserer bekannten Wirklichkeit liegt eine noch größere Wirklichkeit, die Unterraum genannt wird. Die Regenbogentore ermöglichen es jemandem, in diesen Unterraum zu schlüpfen und dadurch direkt zu jedem anderen Ort unserer eigenen Welt und Wirklichkeit zu gelangen. Offensichtlich kann man im Unterraum stecken bleiben. Wenn man sich außerhalb unserer Wirklichkeit aufhält, erhält man die Fähigkeit, alles zu sehen, das sich in Raum und Zeit befindet. Man wird allwissend.«
»Was hat das mit Zeeky zu tun? Sie ist klug für ihr Alter, aber kaum allwissend.«
»Jazz hält Zeekys Familie im Unterraum gefangen. Sie hat
sie in eine Kristallkugel gesperrt. Die Göttin kann sich selbst nicht mit ihnen verständigen, aber aus irgendeinem Grund kann Zeeky das. Nach allem, was Jandra erzählt hat, wollte Jazz Zeeky beobachten, um herauszufinden, was an ihrem Gehirn ihr diese Fähigkeit verleiht.«
Shay stand auf. Er ging zum flammenden Schwert und hob es hoch. »Klingt nach einem guten
Weitere Kostenlose Bücher