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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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brannte. Nirgendwo konnte sie eine Kerze, eine Lampe, eine Fackel oder eine Feuerstelle ausmachen. Als sie an den schweigenden Höfen vorbeiritten, bellten keinerlei Hunde als Reaktion auf den Geruch von Fremden.

    Anza beschleunigte den Schritt ihres Pferdes und brachte es neben Jandras. Sie hielt die Zügel fest in der einen Hand; in der anderen hielt sie ein blankgezogenes Schwert.
    Jandra fragte: »Glaubst du, dass …?«
    Anza legte einen Finger an die Lippen und führte ihr Pferd an die Spitze. Sie saß voll konzentriert im Sattel, wandte den Kopf nach hierhin und dahin, während sie die Schatten musterte. Sie ritten ins Zentrum der Stadt, wo sich ein Brunnen befand. Hinter dem Brunnen war eine Art Berg zu sehen, als gäbe es dort eine kleine Pyramide aus aufgeschichteten runden Steinen. Als sie näher kamen, begriff Jandra, dass es alles andere als Steine waren.
    Einer nach dem anderen kam hinzu, bis alle vier Reiter in einer Reihe nebeneinander vor dem Brunnen standen und auf das starrten, was sich dahinter befand: eine ordentlich aufgeschichtete Pyramide aus Köpfen, die zum größten Teil von Menschen, hin und wieder auch von Hunden stammten. In allen fehlten die Augen, und der Boden war übersät mit den schwarzen Federn von Bussarden.
    Vance sprach als Erster. »Ich war ein- oder zweimal in Mullton. Unsere Dörfer haben miteinander Handel getrieben.« Er machte eine Pause und schluckte mühsam. »Mein Dorf … liegt nur einen halben Tagesritt von hier entfernt.«
    Jandra bemerkte, dass die Köpfe hauptsächlich von Frauen und Kindern stammten. Zweifellos waren alle erwachsenen Männer von Ragnar gezwungen worden, sich an der Eroberung von Drachenschmiede zu beteiligen. Seine Armee war durch das Land gezogen, hatte Dörfer überfallen und den Männern die Wahl gelassen, entweder mitzugehen oder zu sterben.
    »Hier hat ein Mädchen gewohnt, das Jula hieß«, sagte Vance leise. »Sie hat meinem Bruder Vinton im letzten Frühling schöne Augen gemacht, und er hat den ganzen Sommer an sie gedacht.
Ich habe ihm gesagt, dass er in dieses Dorf reiten und ihr den Hof machen soll, wenn er so verrückt nach ihr ist.«
    »Ich vermute, er hat seine Chance verpasst«, sagte Shay.
    Jandra fand, das war eine ziemlich gefühllose Bemerkung, aber Vance schien keinen Anstoß daran zu nehmen. »Vinton ist in der Nacht gestorben, als wir Drachenschmiede eingenommen haben. Vermutlich spielt es also wohl keine Rolle, ob er mit ihr gesprochen hat oder nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich mir das hier ansehe, frage ich mich: Haben wir das Richtige getan? War die Eroberung von Drachenschmiede das hier wert?«
    Shay meldete sich zu Wort. »Ich bin mit vier Jahren meinen Eltern weggenommen worden, weil Chapelion fand, dass die Farbe meiner Haare zu der seines Wohnungsdekors passte. Ich bin Hunderte von Malen wegen kleinerer Vergehen ausgepeitscht worden, wie zum Beispiel einen Tintenfleck auf ein Blatt Papier zu machen. Der Narben wegen kann ich meine Schultern nicht richtig strecken.«
    Er sah Vance an. »Ich bin einer der Männer, für dessen Befreiung dein Bruder gestorben ist. Wenn ich jemals Kinder habe, werden sie seinetwegen frei sein. Ich verspreche dir, dass jedes einzelne von ihnen verstehen wird, welcher Preis dafür bezahlt worden ist.«
    Vance antwortete darauf mit einem mutigen, dünnen Lächeln.
    Anza legte eine Hand an die Wange, als wollte sie eine Träne wegwischen, aber dann drehte sie das Gesicht weg, ehe Jandra genauer hinsehen konnte.
    Jandra blickte wieder zu dem Schädelhaufen. Sie hatte das Gefühl, als würden die leeren Blicke sich vorwurfsvoll auf sie richten. Bitterholz hatte versucht, ihr zu sagen, dass Frieden mit Drachen unmöglich war. Sogar Pet hatte vor seinem
Tod gepredigt, dass Krieg die einzige Lösung war. Burke, der klügste Mann, dem sie jemals begegnet war, glaubte nicht, dass Drachen und Menschen gemeinsam auf der Erde leben konnten.
    Warum also hielt sie einen Drachen im Arm, als wäre er ihr eigen Fleisch und Blut? Wieso, wenn die Welt doch offensichtlich durch diese gewaltige Kluft zwischen Menschen und Drachen auseinandergerissen wurde, versuchte sie immer noch, eine Brücke zu bauen?
    Die Welt war zerbrochen. Diese Pyramide des Todes war ein deutlicher, unmissverständlicher Beweis dafür. Und doch war da eine winzig kleine Stimme in ihrem Innern, die ihr zuflüsterte, dass es nicht zu spät war, die Welt zu reparieren. Wenn sie nur ihre Macht zurückbekam, konnte sie all die

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