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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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geflüsterten Worten mit Leichtigkeit, und sie hatte eine Ausstrahlung, die von großer Intelligenz kündete.
    Jandra saß mit gekreuzten Beinen beim Feuer; Echs hockte auf ihrem Schoß. Das Drachenkind hatte zahlreiche Kratzer und Schnitte an seinem Körper. Sie sprach beruhigend auf ihn ein, während sie seine Wunden reinigte und verband. Shay kannte Jandras Ruf – sie war das Menschenmädchen, das von dem Himmelsdrachen-Zauberer Vendevorex aufgezogen worden war. Er vermutete, dass sie ein Schoßhündchen des Drachen gewesen war. Gewöhnlich verachteten Sklaven und Schoßhündchen einander. Beide waren dem Recht nach Eigentum der Drachen, aber während man in Sklaven eine Art Haustier sah, das für bestimmte Arbeiten nützlich war, wurden Schoßhündchen wie Kinder verwöhnt und verzogen.
    Von Jandra, die als Schoßhündchen eines Zauberers aufgewachsen war, hieß es, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besaß. Er hatte gehört, dass sie sich unsichtbar machen und nur mit ihrem Blick etwas in Flammen aufgehen lassen konnte.
Shay fragte sich, ob das stimmte. Chapelion war strikt rational gewesen und hatte alle übernatürlichen Kräfte für nicht existent erklärt. Shay hatte allerdings Beweise, dass Magie in früheren Zeitaltern einmal eine mächtige Kraft gewesen war. Er war überzeugt, dass Chapelion voreilig die Beweise für etwas beiseiteschob, das sein Verständnis überstieg.
    Auf jeden Fall überstieg im Augenblick Jandra sein Verständnis. Sie kam ihm ziemlich menschlich vor, aber da war auch etwas unmissverständlich Fremdartiges an ihr. Vielleicht war es ihre Stimme; ihre Worte hatten einen eigenartigen Tonfall, einen Akzent, der sie mehr als Drache erscheinen ließ denn als Mensch. Dann war da noch ihre seltsame Haltung, die Art und Weise, wie sie sich gab. Die meisten Menschen neigten dazu, den Blick auf den Boden zu richten und mit gekrümmten Schultern zu gehen. Jandra allerdings hatte die beunruhigende Angewohnheit, Leute wie Burke und Ragnar direkt anzusehen, wenn sie mit ihnen sprach, auch wenn sie ganz eindeutig höhergestellt waren. Schließlich fand er das Getue, das sie um dieses Drachenkind machte, grundlegend falsch; ein Mensch sollte keine mütterlichen Gefühle gegenüber einem Wesen zeigen, das Schuppen hatte.
    Jandra wiegte Echs in ihren Armen und kratzte ihn leicht unter dem Kinn. Die Augen des kleinen Drachen wanderten nach oben, und er gab weiche, summende Geräusche von sich.
    »So viel Zuwendung braucht er nicht.«
    Jandra sah auf. »Was?«
    »Es ist Zeitverschwendung, ihm so viel Zuneigung entgegenzubringen«, wiederholte Shay mit anderen Worten. »Die Kinder von Erddrachen werden nie umhegt oder verwöhnt. Erwachsene Erddrachen sehen in ihnen kaum mehr als Parasiten. Sie leben wie Ratten, wenn sie ausgeschlüpft sind, verstecken sich in Mauerlöchern, ernähren sich von Resten und Käfern
und ihren kleineren Geschwistern. Sie lernen die Drachensprache durch Spionieren. Erddrachen sorgen für sich selbst, bis sie alt genug sind, ein Werkzeug oder eine Waffe in die Hand zu nehmen, woraufhin sie arbeiten müssen und als normales Mitglied der Horde angesehen werden. Sie werden nicht bemuttert. Sie wissen nicht einmal genau, was eine Mutter ist.«
    Seine Meinung schien Jandra zu verärgern. »Er ist keine Ratte«, sagte sie. »Er ist ein intelligentes Wesen, das reden kann.«
    »Das ist vermutlich nichts weiter als Nachahmung«, sagte Shay. »Ich schätze, er ist so klug wie ein Papagei.«
    »Wenn ein Papagei verletzt wäre, würde ich seine Wunden auch behandeln«, sagte Jandra.
    »Guter Häuptling«, gurrte Echs und strich Jandra mit der Klaue über die Wange.
    Shay wandte sich kopfschüttelnd ab. Der vierte ihrer Gruppe kletterte gerade durch die Falltür nach oben – Vance, ein junger Mann, der ungefähr in seinem Alter war, einen dünnen blonden Bart und kurzgeschnittene Haare hatte, die aussahen, als hätte er sie mit einem Rasiermesser gestutzt. Vance trug die bescheidene Kleidung eines Bauernjungen, einen schlichten braunen Umhang und eine geflickte Baumwollhose, die in Stiefeln steckte, deren Sohlen dringend erneuert werden mussten. Das einzig Neue an ihm war sein Bogen: einer der inzwischen berühmten Himmelsmauerbogen, die aus Stahl geschmiedet waren und deren Sehne aus Draht bestand und bei denen die Spannung durch eine Reihe von Nockenscheiben an beiden Enden des Bogens gebändigt wurde. Vance war klein, kaum fünf Fuß groß. Eine Reihe kleiner, weißer Narben auf

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