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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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bleiben.
    »Euer Umhang … Euer Bogen … Seid Ihr die Hoffnung der Sklaven? Seid Ihr Bitterholz?«

    Bitterholz zuckte bei diesen Worten zusammen. Es störte ihn nicht, dass seine Legende unter den Drachen weit verbreitet war. Je mehr die Drachen ihn fürchteten, desto besser. Aber er bedauerte es, dass so viele Menschen seinen Namen kannten. Für die Drachen war er die Verkörperung des Todes, eine seelenlose, gesichtslose Naturkraft, die sie in jedem Schatten verfolgte. Da war etwas Dunkles in ihm, das bei dem Wissen, dass er so viel Angst verbreitete, vor Freude zitterte. Und diese Dunkelheit hatte nicht den Wunsch, irgendjemandes Hoffnung zu sein.
    Er sah zurück zu der traurigen, hungrigen, abgemagerten Menge. Jeder von ihnen, sogar die schwangere Frau, hätte durch die von Drachen freien Tunnel klettern können, durch die er gekommen war. Sicher, sie hatten nicht den Vorteil eines magischen Seils, aber er hatte diese Tunnel fünf Jahre zuvor auch ohne erkundet.
    »Wieso bleibt ihr hier?«, fragte er mit leiser Stimme. »Es gibt einen freien Pfad zwischen dieser Höhle und der Freiheit. Der Aufstieg ist nicht ganz ungefährlich, aber sicherlich immer noch besser, als hierzubleiben.«
    »Jeder, der wegläuft, endet als Teil des Knochenfeldes«, sagte die Frau.
    Die Dunkelheit in Bitterholz wallte in einer großen, wütenden Woge in ihm auf. »Ihr fürchtet den Tod mehr, als ihr die Freiheit schätzt«, sagte er. »Die Menschen sind den Drachen zahlenmäßig überlegen. Das Einzige, was den Drachen ihre Macht lässt, ist die Feigheit der Menschen.«
    Bei diesen Worten zuckte die Menge zusammen. Erwachsene Männer fielen auf die Knie, als hätte er ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. Der schwangeren Frau stiegen Tränen in die Augen.
    »Ihr habt kein Recht, uns Vorwürfe zu machen«, sagte sie
und schluckte ein Schluchzen herunter. »Wer seid Ihr, dass Ihr über uns urteilt?«
    Bitterholz wandte sich wieder dem Seil zu. Die Dunkelheit, die einst seine Seele gewesen war, zerrte jetzt von innen an seinem Schädel und stieß Flüche aus. Es war tatsächlich so, dass Bitterholz – so sehr er auch die Drachen hasste – anderen Menschen gegenüber eine besondere Verachtung hegte. Er war selbst einmal so weich gewesen. Er war selbst einmal ein Sklave der Furcht und des Zweifels gewesen. Hass hatte diese Schwäche weggebrannt. Wieso teilten andere Menschen seinen Hass nicht?
    »Ihr wollt uns einfach so zurücklassen?«, fragte die Frau, als er das Seil in die Hand nahm und an der Wand hochzuklettern begann.
    »Was, wenn Eure eigene Frau oder Euer Kind ein Sklave wäre?«, fragte die Frau.
    Bitterholz hörte auf zu klettern. Recanna und Ruth und Eve, seine inzwischen tote Frau und seine toten Töchter, waren nach dem Fall von Christtal in die Sklaverei verkauft worden. Er hatte sie für tot gehalten, während sie in Wirklichkeit noch gelebt hatten – beinahe zwanzig Jahre lang als Eigentum des Königs. Hasste er sie dafür, dass sie nicht geflohen waren? Wenn sie bei diesem Haufen gewesen wären, hätte er sie mit der gleichen Verachtung bedacht?
    Die Dunkelheit in seinem Innern wurde plötzlich still. Bitterholz ließ sich wieder zurück auf den Boden fallen. Die Drachen im Raum nebenan hörten auf zu singen.
    »Jeder, der mutig genug ist, kann dieses Seil hochklettern«, sagte er an die Menge gewandt. »Folgt ihm und ihr seid draußen. Von da aus könnt ihr gehen, wohin ihr wollt.«
    »Was ist, wenn Rorgs Söhne uns fangen?«, fragte die Frau mit zitternder Stimme.

    Bitterholz nahm einen Pfeil und legte ihn an die Sehne.
    »Euch wird kein Drache folgen.«
    Ohne abzuwarten, wie sie sich entscheiden würden, lief er zu dem Tunnel, der ihn zur Hauptkammer führte. Ein schwaches Glühen erhellte seinen Weg – das Licht der Feuerstelle, um die sich Rorgs Clan versammelt hatte. Er lief weiter, hielt sich dabei dicht an der Mauer. Sein rußgeschwärzter Umhang und die ebenso dunkle Haut würden ihn in den tiefen Schatten, die das Leuchtfeuer erzeugte, praktisch unsichtbar machen.
    Als er die Hauptkammer erreichte, ging er in die Hocke.
    Rorg, dickbäuchig und mit elefantösen Gliedmaßen, stand vor den Sonnendrachen. Es waren zu viele, als dass Bitterholz sie hätte zählen können. Angesichts des begrenzten Raumes war dies eine willkommene Entwicklung. Allenfalls ein oder zwei Sonnendrachen würden sich gleichzeitig in den Tunnel quetschen können, in dem er gerade war. Seine größte Sorge war, dass der Gang

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