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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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und schlängelte sich durch, dann griff er hinter sich und zog den Umhang hinterher. Er brachte das Seil dazu, länger zu werden und ließ es dann den Schacht zur nächsten Ebene fünfzig Fuß tiefer hinunter. Von dort aus würde er nur noch eine Viertelmeile weit durch einen Schacht von drei Fuß Höhe kriechen müssen, ehe er die Nebenhöhle erreichte, in der Rorgs Sklaven schliefen.
    Er bezweifelte, dass sie in dieser Nacht viel schlafen würden. Der dumpfe Bass der singenden Sonnendrachen brachte den Stein zum Beben. Eine quälende Melodie begleitete das Lied, wurde auf einem Instrument gespielt, das Bitterholz nicht erkannte. Es klang wie Glocken, nur nicht so metallisch. Er konnte verschiedene Textzeilen erkennen. Drachen sind mächtig, Menschen sind schwach und andere marktschreierische Aussagen. Solange sie sangen, würden sie ihre Aufmerksamkeit auf Rorg richten.
    Er kämpfte sich durch die letzte schmale Öffnung des langen Tunnels und fand sich in der Ausbuchtung einer Steinmauer in dreißig Fuß Höhe wieder, die zu einer großen, runden Kammer gehörte. Einige kleine Feuerstellen waren in der Höhle verteilt. Etwa hundert Menschen saßen um diese Feuerstellen herum und starrten düster in die Flammen. Der Gesang der Drachenversammlung hallte durch den Raum.

    »Mit unseren Klauen reißen wir Fleisch!«, sangen die Drachen. »Mit unseren Kiefern zermalmen wir sie! Ihr Blut wird unseren Durst stillen!« Die Bestien waren nicht gerade für ihre subtilen Texte bekannt.
    Bitterholz ließ das Seil in den Raum fallen. Sofort richteten sich die Blicke aller Anwesenden dorthin, wo die Bewegung stattgefunden hatte. Verängstigte Menschen neigten dazu, überwachsam zu sein. Glücklicherweise schrie niemand.
    Bitterholz legte einen Finger an die Lippen und bedeutete ihnen zu schweigen, dann seilte er sich ab. Die Mauern waren glitschig. Kondensierende Atemluft sorgte dafür, dass die gesamte Höhle glitzerte, als wäre sie mit einer dünnen Schicht Speichel überzogen. Der Gestank von Urin und Kot hing in der Luft. Die Menschen kochten Rüben in Steinschüsseln über dem Feuer.
    Alle standen auf, als er auf dem Boden ankam. Sie waren ein erbärmlicher Haufen, trugen nichts als durchgescheuerte Fetzen. Die Haare von Männern wie Frauen waren ungleichmäßig kurzgeschnitten, zweifellos, um die Suche nach Flöhen und Läusen zu erleichtern. Alle standen mit herabhängenden Schultern da. Sie starrten ihn mit eingesunkenen Augen an, und ihre Gesichter waren kaum mehr als von papierdünner, mit Schwären übersäter Haut überzogene Schädel.
    »Ich suche nach einem Neuzugang«, sagte Bitterholz. »Einem blonden Jungen, der nicht viel älter als zwölf sein kann. Er heißt Jeremiah.« Niemand sagte etwas, die Leute starrten ihn einfach nur an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Er muss vor etwa einer Woche hier eingetroffen sein.« Erwartete. Hatten sie ihn verstanden?
    »Unsere Flügel verdecken die Sonne!«, sangen die Sonnendrachen. »Die Erde bebt, wenn wir landen!«
    Eine Frau machte zögernd einen Schritt auf ihn zu. Sie war
von braunen Schmutzflecken übersät, so dünn wie ein Schössling und etwa im siebten Monat schwanger. Sie hielt ein kleines, in Lumpen gewickeltes Bündel im Arm. Das Bündel rührte sich nicht; wenn es ein Säugling war, hoffte Bitterholz, dass er schlief. Sie blickte zu Boden, als sie so leise und zögernd sprach, dass er sie kaum verstand: »Er ist weg.«
    »Weg?«, fragte Bitterholz. »Tot?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Vulpinus hat ihn mitgenommen. «
    »Wohin?«
    »Nach Drachenschmiede?«, sagte die Frau. Sie schien sich aber nicht ganz sicher zu sein.
    Bitterholz runzelte die Stirn. Wieso sollte der General der Sklavenjäger Jeremiah wollen? Und wieso sollte er ihn nach Drachenschmiede bringen? Ihm erstarrte das Herz in der Brust.
    »Ging es dem Jungen gut?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern.
    »Kein Anzeichen von Gelbmund?«
    Die Frau hob den Kopf, als er die Krankheit erwähnte.
    »Wir haben seit dem Winter Hunderte an den Gelbmund verloren. Die meisten von uns, die noch hier sind, haben es überlebt und sind immun. Der Junge sagte, dass er nie damit in Berührung gekommen wäre.«
    Wie auch Bitterholz nicht, was das betraf. Die üble Atmosphäre fühlte sich plötzlich in seiner Lunge noch viel schwerer an.
    »Wer seid Ihr?«, fragte die Frau.
    »Ich bin niemand.« Er wandte sich ab und nahm das Seil in die Hand. Wenn Jeremiah gegangen war, gab es keinen Grund mehr zu

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