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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ganze Aufmerksamkeit galt Dag, dessen Blicke sich bereits wieder in der Bewusstlosigkeit zu verlieren schienen.
    »Ich darf also annehmen, dass es Euch gelungen sein muss, eine Nachricht aus dem Kerker zu schmuggeln«, fuhr Vigor in seinen Überlegungen fort. »Ganz offenbar habe ich Euch unterschätzt – und den störrischen Rungbold ebenso.«
    »Hochmut kommt vor dem Fall«, konterte Aryanwen mit bitterer Genugtuung. »Vielleicht habt Ihr Euch ja auch noch in anderer Hinsicht geirrt. Vielleicht weiß ja auch mein Vater, wo ich festgehalten werde, und fällt nicht auf das Täuschungsmanöver Eures Königs herein!«
    »Verständlich, dass Euch dieser Gedanke gefällt«, gab Winmars oberster Folterknecht zu, »allerdings muss ich Euch enttäuschen. Wir haben Kunde von unseren Spähern, dass der gute König Tandelor Tirgaslan an der Spitze einer bedeutenden Heeresmacht verlassen hat – und die nordöstliche Richtung einschlug, um entlang der Möwenbucht nach Ansun vorzustoßen. Ich fürchte also, Eure Hoffnung wird ein Wunschtraum bleiben.«
    Er lachte wieder, so gackernd und hämisch, dass Aryanwen die Fäuste ballte. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte sich auf den hinterhältigen Zwerg gestürzt, aber sie dachte an Dag und daran, dass es plötzlich wieder etwas gab, für das es sich lohnte, in diesem furchtbaren Loch zu überleben.
    »Ich lasse die Turteltauben jetzt allein«, kündigte Vigor an und trat zurück, sodass die Orkwachen die Zellentür wieder schließen konnten. »Sicher habt ihr einander viel zu erzählen.«
    Mit einem lauten Krachen fiel die Tür ins Schloss und wurde von außen verriegelt. Man konnte hören, wie Vigors schadenfrohes Gelächter sich durch den Stollen entfernte und leiser wurde, gefolgt vom festen Tritt der Orks. Dennoch bezweifelte Aryanwen, dass Dag und sie allein waren. Ganz sicher hatte Vigor Spitzel zurückgelassen, die sie heimlich beobachteten und an der Zellentür lauschten. Vermutlich war das überhaupt der Grund, weshalb man Dag zu ihr gebracht hatte – aus Mitleid oder Menschenfreundlichkeit hatte Vigor es ganz sicher nicht getan.
    »Geliebter.«
    Sie beugte sich hinab und küsste ihn auf die verletzten Stellen in seinem Gesicht, liebkoste jede einzelne Blessur. Gerne hätte sie mehr für ihn getan, aber es gab weder Verbandszeug noch Medizin, die sie ihm verabreichen konnte.
    »Aryanwen.« Erneut blinzelte er und lächelte. In seinen dunklen Augen konnte sie vieles sehen, das ihr vertraut war und das Erinnerungen weckte. Aber auch manches, das sie nie zuvor darin gesehen hatte und das sie erschreckte …
    »Du bist gekommen«, flüsterte sie, sich der alten Elfensprache bedienend, von der sie hoffte, dass Vigors Spitzel sie nicht beherrschten. »Meine Nachricht hat dich also erreicht.«
    »Ja«, stieß er hervor, ebenfalls auf Elfisch, das er weniger flüssig beherrschte als sie. »Aber ich habe versagt …«
    »Nein, Geliebter – ich war es, die versagt hat. Ich hätte dich niemals um Hilfe bitten, dir das niemals zumuten sollen. Nun sind wir beide gefangen, und mein Vater steht dennoch kurz davor, einen folgenschweren Fehler zu begehen.«
    »Das ist … nicht deine Schuld«, erwiderte er und zuckte zusammen, als sie ihn unterhalb des Brustkorbs berührte. Offenbar war eine Rippe gebrochen. »Du hast nur getan, was du für richtig hieltest.«
    »Und du bist meinem Ruf gefolgt«, erwiderte sie und lächelte.
    »Nicht nur ich«, entgegnete er.
    »Was meinst du?«
    »Ich habe getan, worum du mich gebeten hattest.«
    Sie sah ihn fragend an, mit dieser Enthüllung hatte sie nicht gerechnet. »Aber ich dachte, du wärst allein gekommen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.
    »Dann … warst du dort? Auf der Insel?«
    Er deutete ein Nicken an. »Alles war genauso, wie die Königin es beschrieben hat.«
    Aryanwen schürzte die Lippen, wagte die Worte kaum auszusprechen. »Dann sind sie also hier? Die cyfaila ? Die Helden aus alter Zeit?«
    »Ja«, bestätigte Dag mit einem schmerzlichen Lächeln. »Ich fürchte nur, dass wir von ihnen nicht allzu viel erwarten dürfen …«

12.
    ORK’HAI ANN BUUNN
    »Da hast du uns ja wieder einen schönen bru-mill eingebrockt.«
    Rammar stand da, die Kettenschellen um die Fußgelenke und den Hammer in der unversehrten Klaue – und konnte einfach nicht fassen, dass es so gekommen war. Für seinen Geschmack fühlte sich diese Situation nämlich viel zu vertraut an. Zwar hatte er alles dafür getan, um diese Erinnerungen zu

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