Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
verdrängen, aber nun brodelten sie wieder in ihm hoch wie die Magensäfte nach einer Portion bru-mill .
    Man hatte sie zur Zwangsarbeit in den Minenstollen verurteilt, genau wie damals, als sie auf die Insel der Dunkelelfen gekommen waren. Und genau wie damals trug kein anderer als Balbok die Schuld daran …
    »Warum nur passiert mir das immer wieder? Aber natürlich weiß ich, warum«, lamentierte Rammar, während er den Hammer mit Wucht auf den Bolzen niedergehen ließ, den sein Bruder in den Klauen hielt. Das klobige Metall wischte gefährlich nahe an Balboks Kopf vorbei. »Weil ich mit einem dämlichen Bruder wie dir geschlagen bin, der mich andauernd in Schwierigkeiten bringt.«
    »’tschuldigung«, kam es dumpf über Balboks geschürzte Lippen.
    »Und wie oft habe ich dir schon gesagt, dass …« Rammar unterbrach sich und gönnte sich einen tiefen Seufzer. »Ach, lass«, murmelte er und ließ in einer Geste der Resignation den Hammer sinken, den er eben wieder hatte anheben wollen. »Es hat ja doch keinen Zweck. Du bist eben ein umbal und wirst nie etwas anderes sein.«
    »Aber, Rammar, ich …«
    »He, ihr beiden da!«, fiel einer der Aufseher Balbok ins Wort – ein kräftiger Zwerg mit verfilztem Bart, der in einer ledernen Rüstung steckte. In der einen Hand hielt er eine stachelbewehrte Keule, in der anderen eine Peitsche, die er bedrohlich schwang. »Hört auf zu palavern! Faulenzen ist nicht, habt ihr verstanden? Weitermachen, aber sofort!«
    Rammar erwiderte etwas Unverständliches, dann ließ er den Hammer ein zweites Mal auf den Bolzen krachen, dass die Funken nur so flogen.
    Die beiden Orks waren nicht die Einzigen, die in dem von Fackelschein beleuchteten Stollen ihrer Arbeit nachgingen – um sie herum waren Dutzende Gefangener, vor allem Milchgesichter aus dem von den Zwergen unterworfenen Nordreich, vierschrötige Kerle mit langem blondem Haar, aber auch grünhäutige Gnomen. Die Arbeit, zu der sie alle gezwungen wurden, war denkbar schwer – sie mussten jene Eisenfährten verlegen, auf denen die von Trollen gezogenen Wagen fuhren. Dass die Arbeit schweißtreibend war und der Stollen schnurgerade und scheinbar endlos lang, war eine Sache; noch mehr wurmte es Rammar, dass der angeblich so berüchtigte Oberst Vigor ihnen nicht eine einzige Frage gestellt hatte. Im Gegenteil, er hatte die Orks kaum beachtet und sich nur für den Jungen interessiert – eine Unverschämtheit.
    Dazu kam noch, dass man ihm, um ihn zu entwaffnen, die Klingenprothese abgebrochen hatte. Verstümmelt hatte er sich von dem Moment an gefühlt, da Rothgan-Margok ihm seine Klaue abgeschlagen hatte; verkrüppelt fühlte er sich erst jetzt.
    »Sollen wir tauschen?«, fragte Balbok, auf den schweren Hammer deutend, den Rammar mit einer Klaue führen musste.
    »Nichts da«, schnaubte der. »Du hältst den Bolzen fest, und ich schlage drauf – ich habe keine Lust, von dir versehentlich den Schädel zerdeppert zu kriegen und mir dann deine dämlichen Entschuldigungen anhören zu müssen.«
    »Aber ich …«
    »Überhaupt hätte ich auf der Insel bleiben sollen«, fuhr Rammar ansatzlos in seinem Lamento fort. »Du warst es, der unbedingt zurück aufs Festland wollte, du ganz allein.«
    »Korr.« Balbok seufzte betreten. »Ohne mich wärst du besser dran.«
    »Endlich kapierst du es, Schmalhirn.«
    »Ohne mich hättet ihr die Prinzessin vermutlich schon längst befreit und wärt auf dem Weg nach Hause.«
    »Verdammt richtig.«
    Balboks Gesicht wurde immer länger, während er vor Rammar auf dem Boden kauerte und den Bolzen festhielt, der einen der auf Holzbohlen verlegten Eisenstränge mit dem nächsten verbinden sollte. Die Mundwinkel des hageren Orks sanken nach unten, seine Kuhaugen blickten trübe und traurig.
    »Korr« , sagte er leise. »Ich bin dir ein schlechter Bruder. Vielleicht wäre es am besten, wenn du einfach zuschlagen würdest, dann hättest du …«
    Der Rest von dem, was Balbok hatte sagen wollen, erstickte in einem hellen Peitschenknall – und im nächsten Moment hatte sich das dünne Leder auch schon um seinen langen Hals gewickelt. Ein heiseres »Örg!« war alles, was er noch zustande bekam.
    »Jetzt habe ich aber genug!«, maulte der Aufseher. »Was denkt ihr beiden, dass das hier ist? Ein Ringelreigen?«
    Rammar starrte von seinem am Boden knienden Bruder, der vergeblich nach Atem rang und verzweifelt das Leder um seinen Hals zu lösen versuchte, zu dem Zwerg.
    »Was mischst du dich ein,

Weitere Kostenlose Bücher