Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
er auf und schoss empor. »Nicht meine Hand! Nicht meine …!«
    Er unterbrach sich, als ihm klar wurde, dass er geträumt hatte. Er räusperte sich geräuschvoll und schüttelte den Kopf, um vollends wach zu werden. Im nächsten Moment drang heller Fackelschein durch die offene Ladeklappe herein, der die Gefährten blendete. Weder die Orks noch Dag konnten etwas sehen, als jemand stampfenden Schrittes in den Wagen kam, sie grob packte und nach draußen zerrte. Erst ganz langsam gewöhnten sich ihre Augen an die veränderten Lichtverhältnisse, und sie erkannten, wo sie sich befanden.
    Es war ein riesiges Gewölbe, das das Ende der Schienenstrecke zu bilden schien. Mehrere Zwerge waren damit befasst, die beiden Höhlentrolle abzuschirren. Dem Waggon gegenüber hatten Orkwachen Aufstellung genommen, riesige Kerle, deren Helme die Gesichter halb bedeckten. Und vor den Wachen schritt ein Zwerg auf und ab, der trotz seiner geringen Körpergröße etwas Einschüchterndes an sich hatte. Sein langes Haar und sein Bart, der ihm bis zum Gürtel reichte, waren feuerrot, die Augen dagegen schwarz wie Kohlen. Ein Hemd aus Zwergensilber bedeckte seinen gedrungenen, aber aufrechten Körper.
    »Sieh an«, machte er und streifte die beiden Orks und ihren menschlichen Begleiter mit einem geringschätzigen Blick. »Das also sind die Gefangenen, von denen man mir berichtet hat.«
    »Korr« , knurrte Rammar. »Und wer bist du?«
    »Mein Name dürfte für dich nicht von Interesse sein, Fettsack. Du und der Knochige, ihr interessiert mich nicht. Ihr werdet bis ans Ende eurer Tage in den Stollen schuften. Aber du, junger Aufrührer«, fügte er hinzu, wobei er bedrohlich auf Dag zutrat, »interessierst mich um so mehr. Nach all den Anstrengungen, die ich unternommen habe, um diese Tatsache geheim zu halten, würde ich wirklich gerne wissen, woher du von Prinzessin Aryanwen weißt.«
    Dag antwortete nicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust, soweit die Fesseln es zuließen.
    »Dir fehlen die Worte?« Der Rothaarige lachte in seinen geflochtenen Bart. »Glaub mir, Junge, ich kenne viele Möglichkeiten, verstockte Zungen zu lösen. Bist du sicher, dass du diesen Weg beschreiten willst?«
    Erneut lachte er – und Dag zweifelte nicht mehr daran, dass er keinen anderen als Winmar von Ruuns obersten Folterknecht vor sich hatte.
    Den gefürchteten Oberst Vigor.

11.
    KOUM ABOR KUDASHD
    Zunächst nahm Aryanwen die Schritte, die dumpf durch die Kerkerstollen hallten, nicht als das wahr, was sie waren. Stattdessen bildeten sie den Hintergrund zu dem Traum, in dem die Prinzessin gefangen war und in dem sie von dunklen, schemenhaften Gestalten verfolgt wurde, die immer näher kamen, so schnell sie auch rannte und so verzweifelt sie ihnen zu entkommen suchte.
    Näher.
    Immer näher …
    Erst als ein heiserer Befehl erklang und die Schritte mit einem satten Stampfen zum Stehen kamen, wurde Aryanwen klar, dass diese Geräusche ihren Ursprung nicht in ihrem Traum hatten – und in diesem Moment erwachte sie.
    Sie kam zu sich, inmitten der engen Kerkerzelle auf dem strohbedeckten Boden kauernd, die Arme um die angezogenen Beine geschlungen. So schlief sie meist, in dem nutzlosen Versuch, die Schaben daran zu hindern, ihr während des Schlafes über das Gesicht zu kriechen.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, und Aryanwen hoffte fast, dass sie sich geirrt hatte. Wann immer sie in ihrer Zelle Besuch erhielt, fürchtete sie, dass Winmars Geduld zu Ende sein und er ihre Hinrichtung befohlen haben könnte, und obschon sie sich mit diesem Gedanken auseinandergesetzt hatte, merkte sie doch, wie sie jedesmal panische Furcht beschlich.
    Sie wollte nicht sterben.
    Nicht hier.
    Nicht so.
    Ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an, ihre Schläfen pulsierten, während sie lauschte. Dann erneut einige Schritte – sie hatte sich nicht geirrt. Jemand stand vor der Zellentür, und die Prinzessin bezweifelte, dass dieser Jemand ihr etwas Gutes wollte.
    Atemlos verfolgte sie das Knirschen der Schritte auf dem feuchten Steinboden. Dann, mit einem Ruck, wurde das Sichtfenster der Kerkertür aufgerissen – und völlig unerwartet blickte Aryanwen in Gesichtszüge, die ihr liebevoll vertraut waren.
    Daghan!
    Im ersten Augenblick glaubte sie, noch zu träumen. Dann wurde ihr klar, dass sie wach war. Sie sprang auf, schöpfte jähe Hoffnung – doch nur einen Lidschlag lang.
    Dann erkannte sie, dass die vertrauten Züge blutig waren und

Weitere Kostenlose Bücher