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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Balboks Überzeugung ist nachzulesen in DIE RÜCKKEHR DER ORKS.]
    »Und?« Aus Dags Blicken sprach pures Unverständnis.
    »Dämliches Milchgesicht, verstehst du denn gar nichts?« Rammar ruderte mit den Armen, dass die Fesseln nur so klirrten. »Wenn ein Krieger ohne seinen Kopf bei Kurul ankommt, bedeutet das, dass er mit ihm auch seinen Mut und seine Ehre verloren hat. Dann wird Kurul für gewöhnlich ziemlich sauer – und wenn er sauer ist, lässt er einen nie wieder aus Luraks Pfuhl entkommen.«
    »Und das macht dir Angst«, folgerte Dag.
    »Angst? Mir?« Rammars Hängebacken plusterten sich derart auf, dass es aussah, als wollten sie platzen. »Natürlich nicht! Aber anderen Orks, die weniger mutig und unerschrocken sind als ich, flößt die Aussicht, bis in alle Ewigkeit verdaut zu werden, bestimmt gewaltigen Schiss ein.«
    »Hier sind noch mehr koum’hai «, berichtete Balbok, der sich an zwei weiteren Kisten zu schaffen gemacht und sie geöffnet hatte. »Und dort auch.«
    »Alle diese Kisten sind mit den Häuptern erschlagener Orks gefüllt«, folgerte Dag. »Jetzt verstehe ich, warum Winmar dieses Kopfgeld ausgesetzt hat. Er will unter den feindlichen Söldnern Angst und Schrecken verbreiten. Würde mich nicht wundern, wenn Vigor ihm dazu geraten hat.«
    »Schon wieder dieser Vigor.« Rammar schnitt eine Grimasse. »Für diesen Frevel sollte er bezahlen.«
    »Sieh an«, meinte Dag. »Auch Unholde haben also einen Ehrenkodex. Wer hätte das gedacht?«
    »Sprich mir nicht von unur – ihr Milchgesichter wisst doch gar nicht, was es damit wirklich auf sich hat«, entgegnete Rammar und ließ den Deckel geräuschvoll wieder zufallen. »Anscheinend wusstest du vieles nicht, als du zu deiner Reise aufgebrochen bist. Oder du hast es uns einfach nicht gesagt?«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, dass nicht nur das Reich bedroht ist«, erwiderte Rammar und reckte angriffslustig den Schädel vor, während er auf Dag zutrat, den Arm mit dem saparak halb erhoben. »Eure Welt ist völlig aus den Fugen geraten. Nichts darin ist mehr, wie es eigentlich sein sollte. Ein blutiger Krieg herrscht an der Grenze, von dem im Süden keiner etwas wissen will. Den Menschen ist alles egal, und die Zwerge benehmen sich wie wild gewordene Ghule. Ihr mögt das Fortschritt nennen, aber in Wirklichkeit seid ihr so geworden, wie ihr nie werden wolltet. Die Einzigen, die sich nicht verändert haben, sind offenbar wir Orks – aber wie es aussieht, sind wir es, die den Preis für euren sogenannten Fortschritt zahlen. Ist es nicht so?«
    Dag war zurückgewichen, bis er mit dem Rücken gegen die Wagenwand stieß. Dort stand er, die Klinge von Rammars saparak an der Kehle.
    »Ist es nicht so?«, stieß der Ork zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ich … ich fürchte schon«, gestand Dag.
    Rammar schnaubte wie ein wütender Stier. In seinen gelben Augen flackerte es, und einen Moment lang sah es aus, als würde er in wilde Raserei verfallen. Aber dann beruhigte er sich wieder, ließ die Waffe sinken und kehrte in seine Ecke zurück, wo er sich wie zuvor zu Boden sinken ließ.
    »Und jetzt?«, fragte Dag.
    »Was meinst du?«
    »Wollt ihr nicht irgendetwas tun? Euren Kurul beschwören oder für die Toten ein Ritual durchführen oder …«
    »Zu anstrengend«, beschied ihm Rammar. »Außerdem sind diese dämlichen Kerle selbst schuld. Sie hätten sich nicht kaltmachen lassen sollen. Aber wenn wir dem Kerl begegnen, der das getan hat, bringen wir ihn ohne Federlesens um.«
    »Korr« , fügte Balbok nicht weniger entschlossen hinzu. »Und dann erschlagen wir ihn.«
    Damit schien in der Sache alles gesagt. Dag sank erneut an den Holzbohlen herab und versank in düstere Gedanken, die ihn nicht nur bis weit ins Innere des Berges begleiteten, sondern auch in den Schlaf, in den er irgendwann fiel.
    Als er erwachte, spürte er sofort, dass sich etwas verändert hatte. Noch immer herrschte schummriges Halbdunkel in dem Wagen, noch immer war der Gestank fast unerträglich.
    Aber der Wagen bewegte sich nicht mehr.
    Sie hatten angehalten.
    »Was …?«
    »Pssst«, machte Balbok, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte. »Wir sind da.«
    Noch ehe Dags vom Schlaf benebelter Verstand sich klargemacht hatte, was dies zu bedeuten hatte, wurde die Ladeklappe des Wagens bereits geöffnet. Mit einem lauten Krachen fiel sie herab – und jetzt erwachte auch Rammar, der noch immer in seiner Ecke lag und ebenfalls geschlafen hatte.
    »Nein!«, begehrte

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