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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zuvor.
    Sie hatten also nichts gefunden.
    Als treuer Gefolgsmann seines Königs stand es Vigor nicht an, darüber nachzudenken, ob die Informationen schlicht falsch gewesen waren oder ob Winmar von irrationaler Furcht getrieben wurde; als Oberhaupt der königlichen Geheimpolizei jedoch konnte er nicht anders, als sich genau diese Frage zu stellen.
    Er diente dem Königshaus schon lange – lange genug, um zu bemerken, wenn Veränderungen eintraten.
    Manche Dinge waren anders, als sie es noch vor einigen Jahren gewesen waren. Ein altes Sprichwort besagte, dass der Krieg den Krieger veränderte – womöglich traf das auch auf König Winmar zu.
    Von seiner erhöhten Perspektive aus sah Vigor zu, wie Krushak und seine Krieger ihr grausiges Handwerk stoisch ausführten. Ein Kopf nach dem anderen wurde vom Rumpf getrennt und auf einen der von Bergtrollen gezogenen Wagen geladen. Irgendwo würden sie die Häupter mit den teils grässlich verzerrten Fratzen in eine Grube werfen und sie verbrennen, auf dass nichts davon übrig blieb; nichts, woraus der Feind Ehre gewinnen konnte, nichts, was ihn dazu ermutigen konnte, den Kampf fortzusetzen.
    Es gehörte zu Vigors Aufgaben, seine Feinde nicht nur genau zu kennen, sondern auch zu wissen, wo ihre Schwachstellen lagen, um sie erbarmungslos auszunutzen. Die Unholde waren nicht von ungefähr die gefürchtetsten Krieger Erdwelts. Ihre Ausdauer und körperliche Stärke waren beträchtlich, und ihre angeborene Aggression und ihr raubtierhaftes Wesen prädestinierten sie für das Schlachtfeld. Ihr wenig ausgeprägter Verstand war wie geschaffen dafür, Befehle entgegenzunehmen, zudem waren sie weitgehend furchtlos und unempfindlich gegen Schmerz und Entbehrung. Doch auch sie hatten eine Schwäche – und diese Schwäche war ihr Aberglaube.
    In Vigors Augen war es kaum vorstellbar, dass Kreaturen, die von solch urtümlicher Stärke waren, an Dinge wie einen Weltenfresser glaubten und daran, nach ihrem Tod ein Zeitalter lang verdaut und wieder ausgespuckt zu werden. Er wusste nicht, was es mit Gulz dem Schlächter auf sich hatte, mit Koruk dem Giftpisser, Borsh dem Stinkfisch, Balbok dem Brutalen und all den anderen illustren Gestalten, die sich in ihrer Mythologie herumtrieben, die sie niemals aufschrieben, sondern lediglich mündlich weitergaben. Vermutlich hatte jede Generation von Orks ihre eigenen Geschichten hinzugefügt, und Gulz war in Wahrheit bloß ein Metzger gewesen und dieser Balbok hatte feige in irgendeinem Erdloch in der Modermark gesessen.
    Aber eines wusste Vigor ganz genau.
    Nämlich wie man Furcht erzeugte – und ihr Aberglaube war der einzige Weg, diesen grünen, vor Kraft und Ruchlosigkeit strotzenden Kolossen Angst einzujagen.
    In seiner Eigenschaft als Oberhaupt der Geheimpolizei war das alles, was Vigor interessierte. Es war seine Aufgabe, die Interessen des Königshauses zu wahren und es vor inneren wie äußeren Feinden zu verteidigen. Nichts anderes wollte er, ob er dafür Menschen aufs Rad flechten oder gefallenen Orks die Köpfe abschneiden musste.
    Er roch den beißenden Gestank des Todes, der aus dem Innenhof heraufstieg, und wischte sich mit dem Handrücken über den sorgsam geflochtenen roten Bart, der ihn daran erinnerte, wer er war und was er hier tat. Er verrichtete die Schmutzarbeit, damit andere herrschen konnten, so wie sein Vater vor ihm und wie dessen Vater zuvor. Sie alle hatten dem Haus von Ruun treu und ohne Widerspruch gedient und waren darüber in den Kreis der angesehensten und mächtigsten Männer bei Hofe aufgestiegen.
    Dennoch waren die Zeiten anders als früher.
    Der Krieg war ein Krieg der Stellvertreter geworden. Wenn es sich vermeiden ließ, so trug man nicht mehr die eigene Haut zu Felde, sondern die eines anderen, im günstigsten Fall war sie dick und grün und mit Geld und Blutbier leicht zu kaufen. Ideale waren nicht mehr gefragt, der Krieg war ein Geschäft geworden. Um ihn zu gewinnen, war nichts weiter nötig, als die entsprechenden Mittel zu besitzen.
    Um diese Mittel drehte sich alles, Triumph oder Niederlage, Sieg oder Vernichtung. Wenn das, was König Winmar ihm in Aussicht gestellt hatte, tatsächlich wahr werden würde, so würde der Krieg nicht mehr lange dauern. Kleinliche Scharmützel wie dieses würden dann endgültig der Vergangenheit angehören, denn niemand in Erdwelt würde mehr daran zweifeln, dass die Zwerge dazu bestimmt waren, die Nachfolge von Elfen und Menschen anzutreten und über alle anderen zu

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