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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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einige Zeit in Anspruch nehmen, eins zu bauen, zumal, wenn man im Schiffsbau keine Erfahrung hat so wie ihr. Und was die Überfahrt selbst betrifft …«
    »Schon gut, ich hab’s kapiert«, schnaubte Rammar, der lieber nicht an die Übelkeit erinnert werden wollte, die ihn jedesmal befiel, wenn er seinen Fuß auf die Planken eines Schiffes setzte. Nach seiner Überzeugung waren Orks nicht dafür gemacht, die Meere zu bereisen – ob sie allerdings dafür gemacht waren, an eine riesige Eiterbeule geschnürt durch die Luft zu schweben, bezweifelte er ebenfalls.
    Es passte ihm nicht, dass er gezwungen gewesen war, den Jungen wieder freizulassen. Der hinterste Winkel eines feuchten und dunklen Kerkers, dort, wo sich Ratten und Molche gute Nacht sagten, war nach Rammars Überzeugung der beste Aufenthaltsort für einen Menschen. Doch wenn er wollte, dass Dag sie zu dem geheimen Buch führte, musste er ihn wohl oder übel auf freien Fuß setzen. Und, schlimmer noch, er musste zumindest so tun, als ob er ihn brauchte. Rammar tröstete sich mit der Aussicht auf den Moment, da das Milchgesicht seinen Dienst erledigt hatte und er es erschlagen könnte.
    »Also schön«, knurrte er, »ich werde mich auf das Wagnis einlassen, Mensch. Aber ich warne dich – wenn wir unterwegs abstürzen und jämmerlich im Meer ersaufen, spreche ich nie wieder ein Wort mit dir.«
    »Korr« , fügte Balbok im näselnden Ton der Empörung hinzu, »nie wieder.«
    »Damit werde ich leben müssen«, entgegnete Dag mit jener seltsamen Mischung aus Hochmut und Selbstbewusstsein, der Menschen oft zu eigen war.
    »Und vergiss nicht, dass wir einen Handel haben«, brachte Rammar in Erinnerung.
    »Keine Sorge. Ihr schenkt mir das Leben, dafür zeige ich euch das geheime Buch von Königin Alannah. Da ihr damals selbst dabei wart, ist das euer gutes Recht, denke ich.«
    » Korr , du scheinst es endlich kapiert zu haben«, grunzte Rammar und watschelte davon. »Ich werde jetzt gehen und die Reisevorbereitungen treffen.«
    »Was für Vorbereitungen?«, fragte Dag. »Ich sagte doch gerade, dass wir kein Gepäck …«
    »Wer redet denn von Gepäck?«, schnauzte Rammar ihn an. »Was weiß eine Milchnase wie du schon von der Last, die es bedeutet, ein Königreich zu führen? Was von der Verantwortung, die auf meinen breiten Schultern ruht?«
    Dags Zögern währte nur einen winzigen Augenblick. »Nichts«, gab er dann zu.
    »Ich muss dafür Vorsorge treffen, dass während unserer Abwesenheit alles mit rechten Dingen zugeht«, erklärte Rammar. »Außerdem muss ich einen Nachfolger bestimmen, der in unserer Abwesenheit die Regierungsgeschäfte regelt. Schließlich soll hier nicht alles den Bach runtergehen, während wir nicht da sind.«
    »Wirklich?« Balbok schaute ihn aus großen fragenden Augen an. »Ich dachte, die Zeit vergeht dort, wo wir hingehen, langsamer als hier. Das bedeutet doch, dass wir in paar Stunden schon wieder zurück sein werden.«
    »Hä?« Nun war es Rammar, der seinen Bruder voller Unverständnis ansah.
    »Balbok hat recht«, sprang Dag dem hageren Ork ungebeten und zu Rammars Verdruss bei. »Die Zeitverschiebung hat sich im Lauf der Zeit derart verstärkt, dass hier nur einige Stunden, höchstens ein oder zwei Tage verstreichen werden, bis ihr wieder zurück seid.«
    Rammars breite Stirn legte sich in tiefe Falten, während er die Gedanken der anderen nachzuvollziehen versuchte. »Milchgesicht«, fragte er daraufhin drohend, »soll das heißen, dass mein nichtsnutziger Bruder und ich bei unserer Rückkehr älter sein werden als die faulen Hunde, die wir auf der Insel zurücklassen?«
    »Natürlich«, erklärte Dag unbekümmert. »Aber nur ein paar Tage.«
    Balbok, der aufmerksam zugehört hatte, nahm einmal mehr die Finger seiner Klauen zu Hilfe und rechnete kurz nach. »Ein Tag hier entspricht drei Monaten auf dem Festland«, verkündete er dann frohgelaunt. »Das sollte reichen.«
    »Drei Monate?« Rammar schüttelte den Kopf. »Was faselst du da, Faulhirn?«
    Balbok zuckte mit den Schultern. »Wenn in den fünf Jahren, die wir hier sind, auf dem Festland 472   Jahre vergangen sind, dann sind in einem Jahr hier dort ungefähr 95   Jahre verstrichen. Ein Monat entspricht dann ungefähr acht Jahren, ein Tag etwas über drei Monaten und eine Stunde knapp vier Tagen.«
    Rammar starrte auf die Finger seiner verbliebenen Klaue, konnte darin jedoch nichts anderes erkennen, als dass es eben fünf an der Zahl waren – und das war für einen Ork

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