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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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schon eine beachtliche Leistung.
    »Das dürfte ungefähr hinkommen«, meinte Dag anerkennend. »Du kannst gut rechnen, Balbok.«
    »Danke sehr.« Der Hagere grinste geschmeichelt.
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass sich ein Ork aus echtem Tod und Horn nicht bedankt«, blaffte Rammar ihn daraufhin an. »Und du«, wandte er sich dann an Dag, »behalte deine Meinung gefälligst für dich.«
    »Du bist nur neidisch, weil du’s nicht verstehst«, meinte Balbok und hob belehrend eine Kralle.
    »Wer bist du? Anartum* [* größter (und einziger) Gelehrter der Orks]?«, fuhr Rammar ihn an. »Hör sofort auf, hier den Schlaukopf zu spielen, oder ich reiß ihn dir von den Schultern, kapiert? Ich werde jetzt gehen und Klogionn zum Stellvertreter ernennen – und wenn er sich in unserer Abwesenheit irgendwelchen Blödsinn leistet oder sich an meinem Trollschinken vergreift, dann werfe ich ihn höchstpersönlich in Kuruls Grube, ganz egal, ob bis dahin vierundzwanzig Stunden oder nur ein Tag verstrichen sind, habt ihr mich verstanden?«
    »Aber Rammar …«
    »Und ich dulde keinen Widerspruch mehr. Ich bin hier der König, verstanden?«
    »U-und ich?«
    »Du auch«, räumte Rammar ein, »aber eben weniger als ich. Schließlich bin ich der Ältere von uns.«
    »Aber nur …«
    »Was?«, brachte Rammar seinen Bruder zum Schweigen, noch ehe dieser seinen Einwand zu Ende bringen konnte. Seine Augen blitzten dabei wie die eines tollwütigen Wargs.
    »Nichts«. Balbok seufzte.
    Rammar grunzte zufrieden. »Ist das Ding bis morgen zur Abreise bereit?«, wandte er sich dann an Dag.
    »Natürlich«, stimmte dieser zu.
    »Dann brechen wir morgen bei Sonnenuntergang auf. Nachts weht der Wind in östlicher Richtung, das ist günstig für uns.«
    Rammar nickte entschlossen, dann wandte er sich ab und ging in Richtung des Tores davon. Dabei konnte man ihn noch eine ganze Weile maulen hören.
    »Pah, was bilden sich diese Klugshnorsher eigentlich ein …?«
    Dag warf Balbok einen fragenden Blick zu.
    »Ist er immer so?«, wollte er wissen.
    »Douk.« Balbok schüttelte den Kopf. »Sonst ist er oft schlecht gelaunt.«

9.
    IMASH ANN OL’HAI
    Der Zeitpunkt der Abreise kam rasch.
    Die Reisevorbereitungen, von denen er so vollmundig gesprochen hatte, hatten für Rammar vor allem darin bestanden, Klogionn in aller Eile zu seinem Stellvertreter zu ernennen – selbstverständlich nicht, ohne ihm klarzumachen, was ihn erwartete, wenn er in Abwesenheit seines Königs irgendwelchen Blödsinn anstellte. Danach hatte sich der feiste Ork in die Vorratslager der Festung begeben, wo er sich mit allem vollgestopft hatte, was die Speisekammer hergab – von frisch gestopftem Trollmagen über geräucherte Madenwurst bis hin zum Wildbret, das er zwar nicht besonders schätzte, das aber immer noch besser war, als mit hängendem Magen zu reisen. Rammar hatte nämlich den Entschluss gefasst, Dags Anweisungen zum Trotz zumindest eine kleine Notration mit an Bord zu nehmen, die er während der Reise vertilgen konnte: fünf Ketten Blutwurst sowie einen langen Schlauch Bier, die er in der Überzeugung, dass dies bei seiner ohnehin ausladenden Leibesfülle nicht weiter auffallen würde, um den Wanst schlingen und unter seinem Rüstzeug tragen wollte. Da sich Kettenhemd, Helm und Harnisch wegen des Gewichts verboten, würde er ohnehin nur eine leichte Rüstung aus Leder tragen, die wie geschaffen dafür schien, ein paar zusätzliche Dinge mit an Bord zu nehmen.
    Auch Balbok hatte seine Reisevorbereitungen getroffen – bei ihm hatten sie allerdings mehr darin bestanden, seinen saparak zu schärfen und in der Nacht vor der Abreise noch einmal dem Blutbier gehörig zuzusprechen – entsprechend desolat war sein Erscheinungsbild bei der Abschiedszeremonie. Der hagere Ork hate Mühe, aufrecht stehenzubleiben, sein Gesicht war noch sehr viel länger als sonst und der lederne Helm saß schief auf seinem spärlich behaarten Schädel.
    Rammar war nie ein Freund großer Worte gewesen.
    Wenn sich jemand von ihm verabschieden wollte, begnügte er sich meist damit, diesem nach alter Sitte in den asar zu treten und ihm ein paar Verwünschungen mit auf den Weg zu geben – alles andere hätte Rammar als unorkisch und verweichlicht abgelehnt. Etwas anders verhielt es sich, wenn er selbst derjenige war, der fortging …
    Auf dem Vorplatz der Festung, wo das Luftschiff groß und prall gefüllt zur Abreise bereit stand, herrschte reges Treiben. Rammar hatte nicht nur die

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