Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Vorräte zu finden sein.«
    »Du … du willst der Besatzung ihren Proviant wegnehmen?«, fragte Balbok verunsichert.
    »Du bist ein Schafskopf«, beschied Rammar ihm. »Die Toten brauchen das Zeug nicht mehr. Ich aber schon.«
    Balboks offenem Maul und hochgezogenen Brauen war anzusehen, dass er keineswegs überzeugt war. »Dag?«, fragte er.
    »Ich fürchte, Rammar hat recht«, meinte der. »Bis wir die Schäden am Luftschiff behoben haben und wieder von hier verschwinden können, wird eine ganze Weile vergehen …«
    »… und so lange will ich auf gar keinen Fall auf meine nächste Mahlzeit warten«, fiel Rammar ihm ins Wort. »Los, gehen wir unter Deck und sehen, ob wir etwas Essbares finden!« Entschlossen marschierte er auf den Niedergang zu, der vom Achterdeck in den Laderaum des Schiffes führte. Mit einem strengen Blick bedeutete er Balbok, ihm zu folgen, und der Hagere gehorchte.
    »Was fällt dir überhaupt ein«, raunte Rammar ihm halblaut zu, während sie die Stufen hinabstiegen, »den Jungen zu fragen? Wer von uns beiden hat denn das Sagen, er oder ich?«
    »Na ja, ich …«
    »Jetzt bloß keine Entschuldigung, hörst du? Steh wenigstens ein einziges Mal zu dem Blödsinn, den du von dir gibst.«
    »Aber ich wollte mich doch gar nicht entschuldigen. Ich …«
    »Schhht!«
    Mit einem energischen Zischlaut brachte Rammar seinen Bruder zum Schweigen. Sie hatten sich durch den Niedergang gezwängt – Rammar, indem er den Bauch so gut wie möglich einzog, Balbok, indem er sich bückte – und das Ende der Treppe erreicht. Vor ihnen erstreckte sich der Laderaum des Schiffes, in dem es nicht weniger chaotisch aussah als oben auf Deck.
    Auch hier lagen die leblosen Körper Erschlagener – Rammars Blick blieb an einem Ork-Krieger hängen, den der Speer eines Gegners an den Mastbaum geheftet hatte. So stand der Kerl noch immer und starrte ihnen aus leeren Augenhöhlen entgegen. Und der Gestank, den er und seine toten Kumpane verbreiteten, war im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubend.
    Normalerweise wäre Rammar sofort umgekehrt. In diesem Fall jedoch lenkte der stärkste aller Antriebe seine Schritte und sorgte dafür, dass er seine Abscheu überwand.
    Hunger …
    Sein knurrender Magen brachte Rammar dazu, über die leblosen Körper von Orks und Zwergen hinwegzusteigen und tiefer in den Laderaum vorzudringen, gefolgt von Balbok, der infolge der niedrigen Deckenhöhe den Kopf weit zwischen die Schultern ziehen musste. Das Tageslicht, das in schmalen Streifen durch die Gräting fiel, tauchte die Szenerie in unheimliches Halbdunkel.
    Plötzlich ein leises Geräusch.
    Gefolgt von einer raschen Bewegung.
    »Rammar!«
    Balboks Warnruf erklang, und noch ehe Rammar auch nur irgendeine Reaktion zeigen konnte – schnellte der saparak seines Bruders bereits vor und jagte durch die Luft. Ein helles Quieken, dann spritzte Blut, und die Waffe blieb bebend in der Innenwand des Rumpfes stecken.
    »Großartig. Wirklich ganz großartig«, lobte ihn Rammar mit vor der Brust verschränkten Armen, während sein rechter Fuß geräuschvoll auf der Stelle tappte. »Ist es notwendig, dass du solchen Alarm machst wegen einer kleinen Ratte?«
    »Das wollte ich nicht«, versicherte Balbok, während er mit hängendem Kopf zur Wand trottete, den saparak herauszog und ihn an seinem ledernen Rock sauber wischte. »Ich dachte …«
    »Was? Dass einer von den Hutzelbärten plötzlich wieder aufwachen und Ärger machen würde?«
    »Alles schon vorgekommen«, verteidigte sich Balbok und rümpfte pikiert die Nase.
    »Das war etwas völlig anderes* [* siehe DER SCHWUR DER ORKS]«, widersprach Rammar entschieden. »Diese Zwerge hier sind jedenfalls so tot, wie sie es nur sein können und …«
    Er verstummte, als ein dumpfes grollendes Geräusch aus Richtung Bug drang.
    »Was war das?«, fragte Balbok.
    »Was soll es schon groß gewesen sein? Noch so ein Rattenvieh.«
    Wieder ein Grollen, gefolgt von einem heiseren, bedrohlich klingenden Zischen.
    »Du, Rammar«, meinte Balbok. »Das muss eine ziemlich große Ratte sein.«
    »Und wenn schon – ich habe nicht vor, mir von ihr die Vorräte wegfressen zu lassen. Also, vorwärts – du gehst voraus!«
    Der Aufforderung seines Bruders gehorchend, übernahm Balbok die Vorhut, in gebückter Haltung und den Kopf nach vorn gereckt, den saparak zum Stoß erhoben. Rammar folgte ihm mit einigen Schritten Abstand. Welches Unheil ihnen auch bevorstand, es würde zuerst seinem Bruder widerfahren –

Weitere Kostenlose Bücher