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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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aufschlitzen werde, wenn du so etwas noch einmal machst«, versprach Rammar und fuchtelte mit der saparak -Spitze, die an seinem Arm befestigt war.
    »Wenn ihr beide fertig seid, solltet ihr euch das hier mal ansehen«, meinte Dag, der sich unterdessen darangemacht hatte, das Schiff zu untersuchen. Dass sie bislang auf niemanden getroffen waren, war Rammar in seiner Aufregung gar nicht aufgefallen. Nun allerdings kam es ihm ein wenig seltsam vor.
    Er watschelte zu dem jungen Menschen, der die Plattform vom Mastbaum gehoben hatte und jetzt dabei war, den Seidenstoff aufzurollen. Was darunter zum Vorschein kam, war wenig erbaulich.
    »Verdammt«, knurrte Rammar, als er sah, dass Balbok und er nicht die einzigen Orks an Bord waren.
    Jedenfalls dann, wenn man nicht nur die Lebenden zählte …
    Unter dem Stoff der Heißluftblase, die plötzlich wie ein riesiges rot geflecktes Leichentuch wirkte, lagen die Körper im Kampf erschlagener Krieger.
    Orks.
    Menschen.
    Zwerge.
    Und je weiter Dag den Stoff zurückzog, desto mehr wurden es.
    Es war nicht mehr zu erkennen, wer gegen wen gekämpft hatte. Zum einen, weil solch ein schlimmes Durcheinander herrschte, dass man nicht mehr feststellen konnte, wer auf wessen Seite gestritten hatte. Zum anderen aber auch, weil der Kampf offenbar eine ganze Weile zurücklag. Möwen hatten sich an den leblosen Körpern gütlich getan, und auch die feuchte und salzige Luft hatte ihren Beitrag dazu geleistet, dass die Leichen einen fürchterlichen Anblick boten. Dazu kam der entsetzliche Gestank, der wie eine Giftwolke emporstieg und Rammar auf den leeren Magen drückte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Dag.
    »Natürlich«, versicherte der Ork. »Ich vertrage nur das Reisen auf dem Schiff nicht.«
    »Dies hier ist – oder vielmehr war – eine Kriegsgaleere aus Tirgaslan«, erklärte Dag, auf einen Fetzen Stoff deutend, der auf den blutbesudelten Planken lag und an dem man mit viel gutem Willen noch die Farben der Königsstadt erkennen konnte.
    »Ein Kriegsschiff?« Rammar verengte kritisch ein Auge. »Tirgaslan liegt doch gar nicht am Meer!«
    »Inzwischen schon. Gewissermaßen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Tirgaslan ist in den vergangenen fünfhundert Jahren so gewachsen, dass es schließlich mit der Küstenstadt Tirgas Dun zu einer einzigen großen Siedlung verschmolzen ist. Deshalb hat es einen eigenen Hafen und eine eigene Kriegsflotte. Dieses Schiff hatte offenbar einen Zusammenstoß mit einer Zwergengaleere.«
    »Einer Zwergengaleere?« Nun war es Balbok, der ziemlich verblüfft dreinschaute. »Seit wann fahren die Hutzelbärte denn zur See, die sind doch noch wasserscheuer als wir! Verstehst du das, Rammar?«
    »Kein Wort«, schnauzte der andere.
    »Es hat sich eben manches geändert, seit ihr das Festland verlassen habt, das werdet ihr noch merken.«
    »Vielleicht«, räumte Rammar mit Blick auf die toten Orks ein, die in ihren blutbesudelten Rüstungen und saparak’hai noch bis zum letzten Atemzug tapfer gekämpft hatten. »Aber einiges ist wohl gleich geblieben. Unsere Artgenossen sind immer noch zähe Krieger.«
    »Wie ich schon sagte«, räumte Dag ein, »die meisten eures Volkes verdingen sich als Söldner auf sämtlichen Seiten des Krieges.«
    »Auf sämtlichen?« Balbok reckte fragend den Schädel vor. »Wie viele sind es denn?«
    »Fünf – und sie alle führen Krieg gegeneinander.«
    »Ist das so.« Rammar grinste schadenfroh. »Klingt nach einer Menge Blut und Spaß.«
    »Nein.« Dag warf die aufgerollten Stoffbahnen hin und schüttelte energisch den Kopf. »Denn es sind stets die falschen, die unter Konflikten wie diesen leiden.« Er wandte sich ab. »Dieses Schiff hat wohl an einer Seeschlacht teilgenommen«, vermutete er. »Wahrscheinlich ist es abgetrieben und in den Nebel geraten, und die Überlebenden des Kampfes waren wohl so schwer verletzt, dass sie aus eigener Kraft nicht mehr zurückkehren konnten.«
    »Anzunehmen«, stimmte Rammar zu, der seinen Blick ebenfalls über das von Leichen übersäte Deck schweifen ließ. Seine grünen Züge verfinsterten sich, und für einen Moment hatte es den Anschein, als würde er etwas wie Mitleid empfinden – schon im nächsten Augenblick jedoch hellten sie sich wieder auf. »Moment mal«, knurrte er, »mir kommt da ein Gedanke.«
    »Nämlich?«, wollte Balbok begierig wissen.
    »Wenn diese umbal’hai tatsächlich so lange gekämpft haben, bis keiner von ihnen mehr auf den Beinen stand, müssten unter Deck noch jede Menge

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