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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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stampfende Schritte zurück – und Dag warf den Speer.
    Der hölzerne Schaft zuckte herab und traf zwischen den Gitterstäben des Frontvisiers hindurch. Doch genau wie Rammar befürchtet hatte, schien auch das der Kreatur nichts anhaben zu können. Unwirsch schüttelte sie sich, verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere und wurde Balbok damit los. Dann stampfte sie wieder nach vorn, auf den Mastbaum zu, und legte die Axt an, um ihn zu fällen.
    Mit mächtigem Krachen schlug das Blatt ins Holz, dass es das ganze Schiff erschütterte. Rammar, der nur wenige Schritte entfernt am Boden kauerte und beschlossen hatte, dass es am Erfolg versprechendsten war, sich tot zu stellen, schirmte das Gesicht gegen die umherfliegenden Splitter ab. Wieder schlug die Axt ein, und man konnte Dag schreien hören, dann noch einmal …
    Rammar stutzte.
    Irrte er sich, oder war der letzte Schlag zögerlicher gewesen, weniger kräftig? Er wagte einen Blick, blinzelte zwischen seinen Klauenfingern hindurch und sah, wie das Ungeheuer zu einem vierten Hieb ausholte, den es jedoch nicht beendete. Seine Bewegungen verlangsamten sich, als würde es langsam versteinern, die Axt verharrte in der Luft. Einen Augenblick lang stand es so, ehe ihm eine letzte zischende Dampfwolke entfuhr.
    Dann fiel es zurück und schlug mit einem hohlen blechernen Klang auf den Deckplanken auf.
    Augenblicke lang blieb es still.
    Keiner der drei Gefährten wagte, sich zu regen – weder Balbok, der mit gefletschten Zähnen am Boden kauerte, noch Dag, der oben auf dem Mastbaum hockte, an den er sich mit aller Kraft geklammert hatte. Und schon gar nicht Rammar, der sich inmitten all der Leichen sicherer fühlte als lotrecht auf den Beinen stehend.
    Vorsichtig warteten alle drei ab, doch die Kreatur rührte sich nicht mehr.
    Balbok war der Erste, der sich näher an das seltsame Gebilde heranwagte, gefolgt von Dag, der vom Mastbaum hüpfte und federnd auf den Beinen landete. Und schließlich riskierte auch Rammar es, sich dem Kaldronen zu nähern. Und als er sah, dass sich das metallene Ungeheuer tatsächlich nicht mehr bewegte, wuchs sein Selbstvertrauen mit jedem Schritt.
    »Du Eisenfurz!«, tönte er schadenfroh. »Das soll dir eine Lehre sein, sich nicht mit Rammar dem schrecklich Rasenden anzulegen, dem König der Orks!«
    »Ich glaube nicht, dass er dich hören kann«, beschied ihm Dag mit freudlosem Grinsen.
    »Was, bei Kuruls dunkler Grube, ist das überhaupt?«, fragte Balbok, der unglücklich auf die Schneide seiner Waffe blickte. »Der saparak ist völlig stumpf geworden!«
    »Ein Todeskessel«, erwiderte Dag, der auf das Gebilde stieg und den Speer, der noch immer in der Gitteröffnung steckte, mit beiden Händen umfasste. »So nennen wir sie jedenfalls.« Mit einem Ruck zog er den Speer heraus – und die beiden Orks tauschten erstaunte Blicke, als sie feststellten, dass die Spitze der Waffe von rotem Blut gefärbt war.
    »Das … das Ding blutet.« Rammar hob eine wulstige Braue.
    Dag griff mit den Fingern durch die Gitterstäbe, öffnete eine Entriegelung, die mit metallischem Klicken aufging. Dann hob er das Gitter, das Rammar ohnehin an ein Visier erinnert hatte, wie bei einem riesigen Helm nach oben. Heißer Rauch stieg aus dem dunklen Inneren des Kessels, der die Luft darüber flimmern ließ.
    Balbok und Rammar beugten sich vor, spähten hinein – und erblickten …
    … einen toten Zwerg.
    Dags Speer hatte ihn in Höhe seines Herzens in die Brust getroffen, sein Bart war blutig verfärbt. Jedoch schien der Krieger bereits davor mehr tot als lebendig gewesen zu sein. Seine Züge waren eingefallen, die Augen dunkel gerändert. Der leichte Schuppenpanzer, den er trug, war rußgeschwärzt und blutbesudelt, ein abgebrochener Pfeil steckte in seiner Schulter. Halb saß er, halb lag der kleinwüchsige Mann im Inneren des Kessels, an den er mit ledernen Riemen geschnallt war, die sich über seiner breiten Brust kreuzten. Arme und Beine steckten in den metallenen Gliedmaßen des Kaldronen, an die sie ebenfalls mit Riemen geschnallt zu sein schienen – und Rammar begriff.
    »Das Metallding war gar nicht lebendig«, flüsterte er. »Es war nur ein hässlicher Hutzelbart in einer Rüstung.«
    »Ein Todeskessel ist ungleich mehr als eine Rüstung«, widersprach Dag. »Er macht den Krieger in seinem Inneren nicht nur schwer verwundbar, sondern verstärkt auch seine Körperkräfte um ein Vielfaches. Dieser hier war wohl der einzige Überlebende des Kampfes

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