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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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im Rat, wobei sein ganzer feister Körper in Wallung geriet. »Wollten wir einen Angriff dieser Größenordnung gegen Ansun durchführen, so benötigten wir dazu unsere ganze Heeresmacht – und wir können es uns nicht leisten, die Nordgrenze des Reiches derart zu entblößen. Was, wenn die Zwerge die Situation für sich ausnutzen und einen Vorstoß unternehmen?«
    »So sprecht Ihr nur, weil Euer Lehen an der Nordgrenze liegt und Ihr fürchtet, Eure Habe zu verlieren«, konterte Savaric, noch ehe auch nur ein Ratsmitglied Lavans Einwurf zustimmen konnte. »Aber verratet mir, Lavan: Wann in der langen und glorreichen Geschichte unseres Reiches wurde ein Sieg je ohne Opfer errungen? Außerdem«, fügte er mit unverhohlener Geringschätzung hinzu, »seid Ihr schon lange nicht mehr auf Eurem Lehen gewesen, soweit ich weiß.«
    »Wenn meine Verpflichtungen im Rat mir keine Zeit dazu lassen, so ist dies nicht mein Versäumnis«, verteidigte sich Lavan, dem die Zornesröte in das runde Gesicht schoss. »Ihr habt leicht reden, da sich Euer Lehen doch an der Küste befindet, von feindlichen Angriffen noch unbehelligt.«
    »Seit die Zwerge die Nordlande unterworfen haben, hat die Bedrohung auf See beständig zugenommen«, konterte der andere. »Mein Hab und Gut ist also nicht weniger bedroht als das Eure.«
    »Das ist wahr«, meldete Ruvon sich prompt zu Wort, in dessen schmalen Augen es angriffslustig blitzte, »und es dürfte auch der Grund dafür sein, dass Ihr Euch in den letzten Monaten häufiger bei Hofe aufhaltet als in Eurer Zitadelle – wohingegen ich tapfer auf meinem Lehen ausharre und das Banner des Königs hochhalte.«
    »Das wundert mich nicht«, ätzte Savaric dagegen. »Wie es heißt, versteht Ihr Euch gut mit Euren Nachbarn im Südreich. Das erklärt womöglich auch, weshalb der Schwarze Lotus in solchen Mengen zu uns gelangt …«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als Lord Ruvon auch schon aufsprang, die Augen zu Schlitzen verengt und die Hand am Griff der gekrümmten Klinge, die er über seinem Ratsgewand trug. »Nehmt das sofort zurück!«, schrie er.
    »Ich habe nur geäußert, was jeder hier denkt«, stellte Savaric klar. »Ein jeder von uns weiß, dass Ihr hin und wieder selbst dem Lotus frönt.«
    »Und? Wer tut das nicht in diesen Zeiten? Wollt Ihr mir das zum Vorwurf machen?«
    »Ihr seid ein Schwächling, Lord Ruvon. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Tandelor, der den Streit von seinem erhöhten Sitz aus verfolgt hatte, konnte sehen, wie sich Ruvons Gesicht ob der Beleidigung dunkel verfärbte – und er war nicht gewillt, diesem Kräftemessen noch länger beizuwohnen.
    »Schluss jetzt!«, rief er so energisch, dass es von der hohen Kuppeldecke widerhallte. »Ich erhalte Kunde, dass sich meine Tochter in den Händen des Feindes befindet, und alles, was Euch dazu einfällt, ist eitler Streit?«
    »Aber ich wurde schwer beleidigt, mein König«, verteidigte sich Ruvon, wobei sein schmaler Schnauzbart vor Zorn bebte. »Niemand nennt mich einen Schwächling!«
    »Dann gebe ich Euch hier und jetzt Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen«, erwiderte Tandelor. »Ihr wollt nicht, dass ich die Nordgrenze des Reiches entblöße, indem ich ein Heer nach Ansun entsende, hohe Herren? Nun gut – aber Ihr könnt auch nicht verlangen, dass ich mein einziges Kind in den Händen der Verräter von Ansun belasse. Wer von Euch also ist willens und bereit, sich in die Höhle des Drachen zu begeben und Aryanwen zu befreien?«
    Hätte ein gleißender Blitz in die Ratstafel eingeschlagen, die Reaktion hätte nicht bestürzter ausfallen können.
    Die Noblen des Reiches saßen reglos und wie versteinert. Im ersten Augenblick starrten sie alle auf ihren König, fassungslos über dessen Ansinnen. Dann wandten alle ihre Blicke ab und starrten stumm vor sich hin aus Furcht davor, angesprochen zu werden.
    »Wie denn, edle Herren?« Obwohl Tandelors mattem Tonfall anzumerken war, dass er mit nichts anderem gerechnet hatte, gab sich der König überrascht. »Ist niemand unter Euch, der sich dieser Verantwortung stellen, der mir mein einziges Kind zurückbringen will?«
    »Ich würde es umgehend tun, mein König«, versicherte Ruvon, der sich am meisten angesprochen zu fühlen schien, »jedoch lassen es meine Verpflichtungen auf Eurem Lehen nicht zu. Ohnehin bin ich der Ansicht, dass sich eine Angelegenheit wie diese mit den entsprechenden Gütern sehr viel rascher und wirksamer beilegen ließe als mit roher Gewalt. Osbert von Ansun

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