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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verkündete den Tod und Regen ohne Wolken einen unerwarteten Besucher, egal, ob man in Imfaral oder Noren M'Shar war.
    Das morgendliche Ritual mit dem Rasiermesser ihrer Ankleidedame war beruhigend und genau das, was sie heute brauchte. Am vergangenen Abend hatte sie von Wut erfüllt einen Befehl gegeben. Kein Befehl sollte von Wut erfüllt gegeben werden. Sie fühlte sich beinahe sei'mosiev, als hätte sie ihre Ehre verloren. Ihr Gleichgewicht war gestört, und das war ein genauso schlechtes Vorzeichen für die Rückkehr wie der Verlust von Sei'taer, Albatros oder kein Albatros.
    Selucia wischte mit einem feuchten Tuch den letzten Rest Rasierseife ab, benutzte dann ein trockenes Tuch und puderte schließlich Tuons glatte Kopfhaut mit einem Pinsel ein. Als ihre Ankleidedame schließlich zurücktrat, erhob sich Tuon und ließ ihren aufwendig bestickten blauen Seidenmorgenmantel auf den mit golden und blauen Mustern verzierten Teppich fallen. Sofort rief die kalte Luft eine Gänsehaut auf ihrer dunklen nackten Haut hervor. Vier ihrer zehn Zofen erhoben sich anmutig von der Stelle, wo sie an der Wand gekniet hatten; ihre hauchzarten weißen Gewänder betonten ihre schlanken, anmutigen Glieder. Sie alle waren sowohl ihres Erscheinungsbildes als auch ihrer Fertigkeiten wegen gekauft worden und sie waren sehr geschickt. Während der langen Reise von Seanchan hatten sie sich an die Bewegungen des Schiffs gewöhnt, und sie eilten los, um die auf den Truhen bereitgelegten Kleidungsstücke zu holen und sie Selucia zu bringen. Selucia erlaubte den Da'covale niemals, ihr tatsächlich etwas anzuziehen, nicht mal die Strümpfe oder die Schuhe.
    Als sie ein mit Falten versehenes Gewand von der Farbe gealterten Elfenbeins über Tuons Kopf schob, konnte die junge Frau nicht widerstehen, sie in dem hohen Spiegel, der an der Innenwand befestigt war, verstohlen zu mustern. Die blonde Selucia war eine vornehme, hellhäutige Schönheit mit kühlen blauen Augen. Wäre ihre linke Kopfseite nicht glatt rasiert gewesen, hätte sie jeder für eine hochrangige Angehörige des Blutes halten können und nicht für eine So'jhin. Ein Gedanke, der die Frau bis ins Mark erschüttert hätte. Allein die Vorstellung, über die ihr zugeteilte Stellung hinauszutreten, hätte ausgereicht, Selucia zu erschrecken. Tuon wusste, dass sie selbst niemals eine so dominierende Ausstrahlung haben würde. Ihre Augen waren zu groß und von einem feuchten Braun. Wenn sie vergaß, eine strenge Miene zu machen, war ihr herzförmiges Gesicht das eines schelmischen Kindes. Ihr Scheitel reichte kaum bis an Selucias Augen, obwohl ihre Ankleidedame keine große Frau war. Tuon konnte im Sattel mit den besten mithalten, sie war eine hervorragende Ringerin und verstand mit den zu ihr passenden Waffen umzugehen, aber ihren Verstand hatte sie ständig trainieren müssen, wenn sie jemanden beeindrucken wollte. Sie hatte dieses Werkzeug einer so harten Ausbildung unterzogen wie alle anderen Fertigkeiten zusammen. Wenigstens betonte der breite, aus Goldfäden geflochtene Gürtel ihre Taille genug, damit sie nicht für einen Jungen in Frauenkleidung gehalten wurde. Männer sahen auf, wenn Selucia vorbeiging, und Tuon hatte gehört, wie man leise Bemerkungen über ihre vollen Brüste machte. Vielleicht hatte das ja nichts mit einer dominierenden Ausstrahlung zu tun, aber es wäre schön gewesen, etwas mehr Busen zu haben.
    »Das Licht erleuchte mich«, murmelte Selucia und klang amüsiert, als die Da'covale zurückeilten, um sich wieder vor der Wand hinzuknien. »Seit dem Tag, an dem Euer Kopf das erste Mal rasiert wurde, habt Ihr das jeden Morgen getan. Glaubt Ihr nach drei Jahren immer noch, dass ich ein paar Stoppeln übrig lasse?«
    Tuon wurde sich bewusst, dass sie über ihren kahlen Kopf gestrichen hatte. Auf der Suche nach Stoppeln, wie sie sich reumütig eingestand. »Wenn du das getan hättest«, erwiderte sie mit vorgetäuschtem Ernst, »hätte ich dich prügeln lassen. Die Vergeltung für all die Male, die du mich mit der Rute geschlagen hast.«
    Selucia legte eine Kette aus Rubinen um Tuons Hals und lachte. »Wenn Ihr mir das heimzahlt, werde ich niemals wieder sitzen können.«
    Tuon lächelte. Selucias Mutter hatte sie Tuon als Wiegengeschenk gegeben, um ihre Amme und, viel wichtiger, ihr Schatten zu sein, eine Leibwächterin, von der niemand wusste. Die ersten fünfundzwanzig Jahre von Selucias Leben waren der Ausbildung für diese Aufgaben gewidmet gewesen; für die

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