Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
vergossenes Blut, und ihr Mund verzerrte sich, als müsste sie sich übergeben.
    »Und Ihr habt gehofft, ihm zufällig über den Weg zu laufen!«, schrie sie Demandred an. »Hofftet, jemand würde ihn für Euch finden! Narr! Narr!«
    Demandred fand, dass Graendal selbst für ihre Verhältnisse etwas übertrieb. Er wäre jede Wette eingegangen, dass die Nachricht keine Überraschung für sie war. Anscheinend konnte es nicht schaden, sie im Auge zu behalten. Er enthielt sich jeden Kommentars.
    Wie ein Liebender legte Moridin die Hand aufs Herz und drückte Cyndanes Kinn mit den Fingerspitzen nach oben. In ihren Augen brannte Hass, aber ihr Antlitz hätte das leblose Gesicht einer Puppe sein können. Sie ertrug seine Aufmerksamkeiten in der Tat wie eine fügsame Puppe. »Cyndane weiß viele Dinge«, sagte Moridin leise, »und sie erzählt mir alles, was sie weiß. Alles.« Die kleine Frau verzog keine Miene, aber sie erzitterte deutlich sichtbar.
    Für Demandred war sie ein Rätsel. Zuerst hatte er geglaubt, sie wäre die reinkarnierte Lanfear. Anscheinend wurden Körper für Seelenwanderungen nach dem ausgewählt, was gerade vorhanden war, aber Osan'gar und Aran'gar waren ein Beweis für den grausamen Humor des Großen Herrn. Er war sich dessen sicher gewesen, bis ihm Mesaana verraten hatte, dass das Mädchen schwächer als Lanfear war. Mesaana und die anderen glaubten, sie würde aus diesem Zeitalter stammen. Dennoch nannte sie al'Thor immer Lews Therin, genau wie Lanfear es getan hatte, und sie sprach von den Choedan Kai wie jemand, der mit dem Schrecken vertraut war, den sie während des Krieges der Macht verbreitet hatten. Allein Baalsfeuer war noch gefürchteter gewesen, und das auch nicht sehr. Oder hatte Moridin ihr das für seine eigenen Zwecke beigebracht? Vorausgesetzt, er verfolgte überhaupt eigene Pläne. Es hatte immer Phasen gegeben, in denen die Handlungen dieses Mannes vom Wahnsinn diktiert worden waren.
    »Dann sieht es wohl so aus, als müsste er doch getötet werden«, sagte Demandred. Es fiel ihm nicht leicht, seine Befriedigung /u verbergen. Rand al'Thor oder Lews Therin Telamon, er würde ruhiger schlafen, wenn der Kerl tot war. »Bevor er die Welt und uns zerstören kann. Dies macht es noch wichtiger, ihn zu finden.«
    »Ihn töten?« Moridin bewegte die Hände, als würde er etwas abwägen. »Falls es nötig werden wird, ja«, sagte er schließlich. »Aber ihn zu finden ist kein Problem. Wenn er den Choedan Kai berührt, werdet ihr wissen, wo er ist. Und ihr werdet euch dorthin begeben und ihn holen. Oder ihn töten, falls es nicht anders geht. Der Nae'blis hat gesprochen.«
    »Wie der Nae'blis befiehlt«, sagte Cyndane eifrig und senkte den Kopf. Das Echo dieser Worte hallte durch den Raum, auch wenn Aran'gar mürrisch, Osan'gar verzweifelt und Graendal seltsam nachdenklich klang.
    Den Kopf zu senken schmerzte Demandred genauso sehr, wie diese Worte auszusprechen. Also würden sie sich al'Thor holen - während er versuchte, die Choedan Kai zu benutzen, das müsste man sich einmal vorstellen, während er und irgendeine Frau genug von der Einen Macht tranken, um ganze Kontinente zu zerschmelzen! -, aber es hatte keinen Hinweis gegeben, dass Moridin ihnen zur Seite stehen würde. Oder seine Schoßtiere Moghedien und Cyndane. Im Augenblick war der Mann Nae'blis, aber vielleicht konnte man die Dinge so arrangieren, dass für ihn bei seinem nächsten Tod kein neuer Körper zur Verfügung stand. Und vielleicht konnte man es sogar bald arrangieren.

KAPITEL 5
    Was ein Schleier verbirgt
    Die Sieg von Kidron rollte in ein tiefes Wellental und ließ die vergoldeten Lampen der Heckkabine an ihren Aufhängungen schwingen, aber Tuon saß ganz ruhig da, während das Rasiermesser in Selucias sicherer Hand über ihre Kopfhaut glitt. Die hohen Heckfenster gaben den Blick auf die anderen Großschiffe frei, welche die graugrüne Dünung in weiß aufstiebenden Gischtwolken durchbrachen, Hunderte von ihnen, die sich Bug an Bug bis zum Horizont erstreckten. Viermal so viel waren in Tanchico zurückgelassen worden. Die Rhyagelle, die, die in die Heimat zurückgekehrt waren. Die Corenne, die Wiederkehr, hatte begonnen.
    Ein dahingleitender Albatros schien der Kidron zu folgen, in der Tat ein Omen des Sieges, auch wenn die langen Flügel des Tieres schwarz statt weiß waren. Es musste trotzdem das Gleiche bedeuten. Omen veränderten sich nicht, nur weil sich die Gegend änderte. Ein Eulenruf zur Morgendämmerung

Weitere Kostenlose Bücher