Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
schon eine scharfe Bemerkung machen, aber dann sah er, was sie alle anstarrten. Die hinter ihnen aus dem Tunnel kommenden Fußgänger stießen sie zur Seite, aber auch er konnte nur hinstarren.
    Die Straßen von Ebou Dar waren immer voller Leute, aber niemals so; es war, als wäre ein verfluchter Damm gebrochen und hätte eine Menschenflut in die Stadt gespült. Die Masse füllte die vor ihnen liegende Straße von der einen bis zur anderen Seite aus und schloss kleine Herden mit ein, Vieh, wie Mat es noch nie zuvor gesehen hatte, gepunktete weiße Rinder mit langen, nach oben gebogenen Hörnern, hellbraune Ziegen mit feinem Fell, das bis zu den Pflastersteinen reichte, Schafe mit vier Hörnern. Jede Straße in Sichtweite schien gleichermaßen verstopft zu sein. Wagen und Karren schoben sich quälend langsam durch die Menge, sofern sie sich überhaupt bewegten, und die Flüche und Rufe der Kutscher und Fuhrmänner wurden beinahe von dem Stimmengewirr und dem Lärm der Tiere übertönt. Mat konnte keine einzelnen Wörter verstehen, aber er konnte Akzente unterscheiden. Langsame, gedehnte seanchanische Akzente. Ein paar der Neuankömmlinge stießen ihre Nachbarn an und zeigten auf ihn in seiner grellbunten Kleidung. Sie starrten und zeigten auf alles, so als hätten sie noch nie zuvor eine Schenke oder einen Scherenschleiferladen gesehen, aber er fluchte trotzdem lautlos vor sich hin und zog die Hutkrempe tiefer ins Gesicht.
    »Die Wiederkehr«, murmelte Thom und hätte Mat nicht direkt neben seiner Schulter gestanden, hätte er ihn nicht gehört. »Während wir gemütlich mit Luca geplaudert haben, ist die Corenne eingetroffen.«
    Mat hatte diese Rückkehr immer so verstanden, dass die Seanchaner ihre Invasion fortführten, eben mit einer Armee. Eine der Kutscherinnen brüllte herum und zeigte mit ihrer langstieligen Peitsche auf ein paar Jungen, die an der Wagenseite hochgeklettert waren und an etwas herumstocherten, das wie Weinstöcke in Holzfässern voller Erde aussah. Ein anderer Wagen transportierte eine Druckerpresse, und ein weiterer, der es nur mühsam schaffte, in den Tunnel einzubiegen, Gerätschaften, die wie Brauereibottiche aussahen; außerdem ging ein leichter Geruch nach Hopfen von ihm aus. Einige der Wagen wurden von Kisten seltsam gefärbter Hühner und Enten und Gänse dekoriert, aber das waren keine zum Verkauf bestimmten Vögel, sondern der Viehbestand eines Bauern. Es war eine Armee, da gab es keinen Zweifel, aber nicht in der Form, wie Mat es sich vorgestellt hatte. Diese Art von Armee würde man schwerer bekämpfen können als Soldaten.
    »Stecht mir die Augen aus, wir müssen da durch!«, murmelte Beslan angewidert und stellte sich auf die Zehen, um die Menge überblicken zu können. »Wie weit, bis wir eine freie Straße finden?«
    Mat dachte daran, dass er es nicht erkannt hatte, als es vor seinen Augen geschehen war, der Hafen voller Schiffe. Voller Schiffe. Vielleicht zwei- oder dreimal so viele Schiffe, wie dort geankert hatten, als sie beim ersten Tageslicht zu Lucas Lager aufgebrochen waren, und einige von ihnen hatten noch unter Segeln manövriert. Was bedeutete, dass vermutlich noch mehr darauf warteten, in den Hafen einlaufen zu können. Beim Licht! Wie viele konnten seit Tagesanbruch ihre Ladung gelöscht haben? Wie viele mussten noch entladen werden? Und beim Licht, wie viele Menschen konnten auf so vielen Schiffen transportiert werden? Und warum waren sie alle hierher gekommen statt nach Tanchico? Eine Gänsehaut lief ihm den Rücken hinunter. Vielleicht waren das noch lange nicht alle.
    »Am besten versucht ihr es durch die Seitenstraßen und Gassen«, sagte er und hob die Stimme, damit sie ihn über den Lärm verstehen konnten. »Sonst werdet ihr den Palast nicht vor dem Abend erreichen.«
    Beslan betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Kommst du nicht mit uns? Mat, wenn du noch einmal versuchst, dir eine Schiffspassage zu erkaufen... Du weißt, dass sie es dir diesmal nicht so ohne weiteres durchgehen lassen wird.«
    Mat erwiderte das Stirnrunzeln des Königssohns Falte für Falte. »Ich will mich nur etwas umsehen«, log er. Sobald er den Palast betrat, würde Tylin anfangen, ihn zu herzen und zu küssen. Das wäre eigentlich nicht so schlimm gewesen - wenn er ehrlich war! -, aber es war ihr egal, wer Zeuge wurde, wie sie seine Wangen zärtlich streichelte und Koseworte in sein Ohr flüsterte, selbst wenn es sich dabei um ihren Sohn handelte. Davon abgesehen, was war, wenn die Würfel

Weitere Kostenlose Bücher