Die Herrschaft Der Seanchane
in seinem Kopf umherzurollen aufhörten, wenn er vor ihr stand? In letzter Zeit traf es das Wort ›besitzergreifend‹ nicht mal mehr annähernd, soweit es Tylin betraf. Blut und Asche, als hätte sich die Frau entschieden, ihn zu heiraten! Er wollte nicht heiraten, jedenfalls noch nicht, aber er wusste auch, wen er heiraten würde, und es handelte sich nicht um Tylin Quintara Mitsobar. Aber was konnte er tun, wenn sie sich tatsächlich dazu entschied?
Plötzlich fiel ihm wieder Thoms gemurmelte Bemerkung über die ›riskante Sache‹ ein. Er kannte Thom und er kannte Beslan. Olver starrte die Seanchaner so staunend an, wie sie alles in ihrer Umgebung betrachteten. Er wollte näher an sie heran, doch Mat erwischte ihn noch gerade rechtzeitig an der Schulter und stieß ihn protestierend in Thoms Hände. »Bringt den Jungen in den Palast zurück und gebt ihm seinen Unterricht, wenn Riselle mit ihm fertig ist. Und vergesst, welche verrückte Sache euch auch immer vorschwebt. Ihr könntet dafür sorgen, dass man eure Köpfe draußen vor dem Tor zur Schau stellt, und Tylins auch.« Und den seinen. Das durfte man dabei nie vergessen!
Die beiden Männer starrten ihn ausdruckslos an, was seinen Verdacht bestätigte.
»Vielleicht sollte ich dich begleiten«, sagte Thom schließlich. »Wir könnten reden. Du hast erstaunlich viel Glück, Mat, und du hast ein gewisses Flair für, sagen wir, das Abenteuerliche?« Beslan nickte. Olver wand sich in Thoms Griff und versuchte all die seltsamen Leute auf der Straße gleichzeitig anzustarren; es kümmerte ihn nicht, worüber sich die Erwachsenen unterhielten.
Mat grunzte mürrisch. Warum wollten alle immer, dass er den Helden spielte? Früher oder später würde ihn so etwas umbringen. »Ich muss über nichts reden. Sie sind hier, Beslan. Wenn du ihr Kommen nicht verhindern konntest, wird es dir auch nicht gelingen, sie wieder zu vertreiben. Falls die Gerüchte stimmen, wird sich Rand um sie kümmern.« Wieder rasten die wirbelnden Farben durch seinen Verstand und unterdrückten dabei einen Augenblick lang beinahe den Lärm der Würfel. »Du hast diesen verdammten Eid geschworen, auf die Wiederkehr zu warten; wir alle haben das.« Eine Weigerung hätte bedeutet, in Ketten gelegt zu werden und auf den Docks arbeiten oder die Abwasserkanäle des Rahads säubern zu müssen. Was es seiner Meinung nach zu keinem richtigen Eid machte. »Warte auf Rand.« Die Farben blühten wieder auf und verschwanden. Blut und Asche! Er musste einfach aufhören, an... an bestimmte Leute zu denken. Erneut wirbelten sie durcheinander. »Mit etwas Geduld könnte sich noch alles zum Guten wenden.«
»Mat, du verstehst nicht«, sagte Beslan wild. »Mutter sitzt noch immer auf dem Thron und Suroth behauptet, sie würde ganz Altara beherrschen, nicht nur das Gebiet, das wir um Ebou Dar herum halten, und vielleicht sogar noch mehr, aber Mutter musste das Gesicht in den Staub legen und einer Frau auf der anderen Seite des Aryth-Meeres die Lehnstreue schwören. Suroth sagt, ich sollte eine Angehörige ihres Blutes heiraten und die Seiten meines Kopfes rasieren und Mutter hört ihr zu. Suroth mag ja so tun, als wären sie Gleichgestellte, aber sie muss zuhören, wenn die Hochlady spricht. Ganz egal, was Suroth sagt, Ebou Dar gehört uns nicht mehr, und der Rest auch nicht. Vielleicht ist es aussichtslos, sie mit Waffengewalt zu vertreiben, aber wir können dafür sorgen, dass das Land ihnen solche Probleme bereitet, dass sie es nicht länger halten können. Die Weißmäntel mussten das herausfinden. Frag sie doch, was ›Altaranischer Mittag‹ für sie bedeutet.«
Das konnte sich Mat denken, ohne jemanden fragen zu müssen. Er biss sich auf die Zunge, um ihn nicht darauf hinzuweisen, dass sich mehr seanchanische Soldaten in Ebou Dar aufhielten als während des Weißmantel-Krieges Weißmäntel in ganz Altara. Eine Straße voller Seanchaner war nicht der richtige Ort für eine lose Zunge, selbst wenn die meisten Bauern und Handwerker zu sein schienen. »Ich verstehe, dass du deinen Kopf auf einem Spieß enden sehen willst«, sagte er leise. So leise wie er konnte, um in diesem Getöse aus Stimmen und Viehgeblöke und Gänsegeschnatter noch verstanden zu werden. »Du weißt über ihre Lauscher Bescheid. Der Bursche da drüben, der wie ein Stallknecht aussieht, könnte einer sein, oder diese dürre Frau da mit dem Bündel auf dem Rücken.«
Beslan starrte die beiden, auf die Mat ihn hingewiesen hatte, so
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