Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Weise nach zu urteilen, wie sie ihren Schützling ansah, war sie eine strenge Mutter mit einem möglicherweise widerspenstigen Kind. Teslyn Baradon war nach anderthalb Monaten seanchanischer Gefangenschaft dicker geworden, doch ihr altersloses Gesicht sah noch immer so aus, als würden ihre drei Mahlzeiten des Tages nur aus Brombeeren bestehen. Andererseits ging sie friedlich an ihrer Leine, gehorchte den gemurmelten Anweisungen der Sul'dam, ohne zu zögern, und blieb nur stehen, um sich tief vor ihm und Noal zu verbeugen. Aber einen Augenblick lang blitzte in ihren dunkeln Augen tiefer, auf ihn gemünzter Hass auf, bevor sie und die Sul'dam ihre Runde auf dem Stallhof fortführten. Friedlich, gehorsam. Er hatte auf genau diesem Stallhof miterlebt, wie man Damane wegen irgendwelchen Kleinigkeiten so lange mit Ruten geschlagen hatte, bis sie schrien. Teslyn war unter ihnen gewesen. Sie hatte ihm nie etwas Gutes getan, manchmal vielleicht sogar etwas Schlechtes, aber er hätte ihr niemals ein solches Schicksal gewünscht.
    »Besser als tot zu sein, schätze ich«, murmelte er und ging weiter. Teslyn war eine harte Frau, die vermutlich jeden Augenblick mit Fluchtplänen beschäftigt war, aber Härte brachte einen auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Die Herrin der Schiffe und ihre Meisterin der Klingen waren ohne einen Schrei von sich zu geben am Pfahl gestorben, aber es hatte sie nicht gerettet.
    »Glaubt Ihr das wirklich?«, fragte Noal gedankenverloren und fummelte wieder an seinem Bündel herum. Seine verkrüppelten Hände waren mit dem Messer recht geschickt umgegangen, aber bei allem anderen schienen sie unbeholfen zu sein.
    Mat sah ihn stirnrunzelnd an. Nein, er war sich nicht sicher, ob er es glaubte. Die silbernen A'dam schienen zu sehr dem unsichtbaren Kragen zu ähneln, den Tylin ihm angelegt hatte. Andererseits konnte Tylin ihn den Rest seines Lebens unter dem Kinn kitzeln, wenn ihn das vom Pfahl fern hielt. Licht, er wünschte sich, die verdammten Würfel in seinem Kopf würden endlich aufhören zu rollen und die Sache zu Ende bringen! Nein, das war eine Lüge. Seit er endlich begriffen hatte, was die Würfel bedeuteten, hatte er sich gewünscht, sie würden nie mehr aufhören zu rollen.
    Der Raum, den sich Chel Vanin und die Rotwaffen teilten, lag nicht weit von den Ställen entfernt, ein langes, weiß verputztes Gemach mit niedriger Decke und zu vielen Betten für jene, die überlebt hatten. Vanin, ein kahl werdender Fleischberg, lag hemdsärmlig auf einem von ihnen, ein aufgeschlagenes Buch auf der Brust. Mat war überrascht, dass der Mann lesen konnte. Vanin spuckte durch eine Zahnlücke und musterte Mats schlamm verschmierte Kleidung. »Habt Ihr Euch wieder geprügelt?«, fragte er. »Ich schätze, ihr wird das nicht gefallen.« Er stand nicht auf. Von ein paar überraschenden Ausnahmen abgesehen betrachtete sich Vanin jedem Lord und jeder Lady ebenbürtig.
    »Ärger, Lord Mat?«, knurrte Harnan und sprang auf. Er war ein robuster Mann, physisch gesehen und vom Temperament her, aber er biss die Zähne zusammen, was den unbeholfen auf seine Wange tätowierten Falken sich verziehen ließ. »Entschuldigt, aber Ihr seid nicht in der Verfassung dafür. Sagt uns, wie er aussieht, und wir kümmern uns um ihn.«
    Drei weitere Männer versammelten sich mit eifrigen Mienen hinter ihm, zwei von ihnen griffen nach ihren Mänteln, während sie noch damit beschäftigt waren, sich das Hemd in die Hose zu stecken. Metwyn, ein jungenhaft aussehender Cairhiener, der zehn Jahre älter als Mat war, griff stattdessen nach dem Schwert, das am Fußende seines Bettes stand, und zog die Klinge ein Stück aus der Scheide, um ihre Schneide zu überprüfen. Von ihnen allen konnte er am besten mit dem Schwert umgehen, sogar sehr gut, obwohl Gorderan ihm darin sehr nahe kam - auch wenn er wie ein Schmied aussah. Gorderan war nicht einmal annähernd so langsam, wie ihn seine breiten Schultern wirken ließen. Ein Dutzend Rotwaffen waren Mat nach Ebou Dar gefolgt, davon waren acht gestorben. Der Rest saß hier im Palast fest, wo sie weder Schankmädchen in den Hintern kneifen noch in Kämpfe wegen Würfelspielen geraten und bis zum Umfallen trinken konnten, wie sie es getan hätten, wenn sie in einem Gasthaus gewohnt und gewusst hätten, dass der Wirt im letzteren Fall dafür sorgen würde, dass man sie nach oben in ihre Betten trug, wenn auch vermutlich mit erleichtertem Geldbeutel.
    »Noal kann euch besser als ich erzählen, was

Weitere Kostenlose Bücher