Die Herzenscrasher (German Edition)
der letzten Illusion beraubt, dass alles nur ein großes Missverständnis w äre , und sie landete unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Obwohl Horst ihr immer wieder bestätigt hatte, dass Michael nicht ganz koscher wäre, hatte sie im hintersten Winkel ihres Herzens immer noch gehofft, sie würden sich irren. Michael hatte eben einen ganz besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen, und den wollte sie sich lange Zeit nicht zerstören lassen.
Am nächsten Tag zeigte sie Michael wegen versuchten Betruges an. Horst kümmerte sich um die entsprechenden Formalitäten. Zwei Wochen später wurde Inka ins Kommissariat zur Zeugenaussage vorgeladen. Als sie die Behörde betrat, war sie ziemlich aufgeregt und überlegte, ob sie nicht doch etwas überzogen reagiert h a tte. Ihr war ja kein Schaden entstanden. D ass sie Micha el wieder einmal entschuldigte, war ihr gar nicht klar. Vielleicht hatte sie auch einfach nur Angst vor irgendwelchen Folgen, die ihre Anzeige haben könnte. Nervös wühlte sie in ihrer Tasche herum und holte die Unterlagen hervor. Bevor sie an die Tür klopfte, warf sie noch einmal einen Blick auf die Papiere und den Spickzettel, den sie sich gemacht hatte. Ihr Herz pochte wild, und in der Magengegend krampfte sich alles zusammen. Sie hatte Angst. Aber wovor? Plötzlich wurde ihr bewusst , da ss sie sich schuldig fühlte, als ob sie diejenige wäre, die nun angeklagt würde. Warum sie so dachte, konnte sie nicht nachvollziehen, aber so einfach abschütteln ließen sich ihre Empfindungen auch nicht.
„Herein.“
Die Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie drückt die Klinke runter und öffnete die Tür, um dann mit festem Schritt auf den Schreibtisch zuzugehen, hinter dem ein freundlich lächelnder Polizist saß. Inka stellte sich vor und nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz. Nachdem der Beamte die üblichen Fragen zu Adresse und Namen gestellt sowie die Angaben in das Formular eingetragen hatte, wollte er von Inka Genaueres zum Hergang der Tat wissen.
Wie sich das anhört? Als ob ein Mord passiert wäre oder sonst ein Kapitalverbreche n , ging Inka durch den Kopf. Allerdings an mein Kapital wollte er ja eigentlich schon heran , war ihre nächste Überlegung und sie lächelte . Inka wischte ihre Gedanken und Gefühle beiseite und schilderte kühl und sachlich, was sie mit Michael erlebt hatte. Je mehr sie sich allerdings in Einzelheiten vertiefte, kamen ihre Emotionen an die Oberfläche. Der Kommissar berichtete ihr, dass der ehemalige Chef von Michael darum gebeten hatte, unbedingt als Zeuge auszusagen . Er ha b e schließlich im Namen der Firma sogar noch eine eigene Anzeige abgegeben. Als Inka d ie s hörte, fühlte sie sich gleich etwas besser. Wenn Herr Huber so offensichtlich hinter ihr stand, musste ja an ihren Befürchtungen etwas dran sein. Befürchtungen, die sie selbst allerdings immer mal wieder an zweifelte. Außenstehende konnten ihre Gedankengänge oftmals gar nicht nachvollziehen, wenn sie versuchte, Michaels Handlungsweise abzumildern.
Horst erzählte ihr hinterher, dass sein Kollege ihm berichtet hätte, er habe bei der Vernehmung den Eindruck gehabt, Inka gäbe sich selbst die größte Schuld an dem, was passiert war.
„Wie kommt er denn darauf?“
„Du hast fast zu jedem Satz hinterher eine abschwächende Erklärung abgegeben.“
„Das war mir gar nicht bewusst.“
„Wir von der Kripo haben dafür ein geschultes Ohr. So etwas ist übrigens bei Opfern von Heiratsschwindlern an der Tagesordnung.“
„Wieso bezeichnest du mich als Opfer von einem Heiratsschwindler?“, antwortete Inka scharf. Plötzlich fühlte sie sich von dem Freund angegriffen.
„Als etwas anderes kann man diesen Kerl nicht bezeichnen. Allerdings hat er noch nicht genug Routine. Das werden seine ersten Versuche sein. Außerdem konnte er scheinbar seine Opfer nicht richtig einschätzen, denn er ist sehr plump vorgegangen. Das haben die Berichte der anderen Betroffenen bestätigt. Seine Zielgruppe waren vor allem selbstbewusste Frauen, die aktiv im Geschäftsleben stehen. Die sind natürlich nicht auf den Kopf gefallen. Sie stellten Fragen und prüften nach. So hat er niemanden ernsthaft schädigen können.“
„Welche anderen Betroffenen?“
„Es sind noch fünf weitere Frauen bekannt, bei denen er es mit derselben Masche versucht hat. Allerdings hat er den Fehler begangen, sich zu früh verabschieden zu wollen.“
„Wa s meinst du damit? “
„Wenn er die Zeit der Stornierungsfrist
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