Die Herzenscrasher (German Edition)
Passkontrolle. Plötzlich kam eine Horde von mindestens zwanzig Mann an ihr vorbei. Sie duckte sich und mischte sich unter die grölende Meute, die so langsam lief, dass Inka am Abfertigungsschalter verdeckt w ar , und Monika vermutlich durch die plötzlich auftauchenden Menschen abgelenkt wurde. Aber zu früh gefreut. Obwohl Monika wusste, dass ihr Mann längst in der Maschine verschwunden sein musste, drehte sie sich noch einmal um, und die beiden Frauen sahen sich direkt in die Augen. Inka schämte sich plötzlich, denn ihr war klar, dass Monika in diesem Moment bewusst wurde, dass ihr Mann sie betrügt. Wie sollte sie sich verhalten? I n letzter Zeit hatten sie sich in der Disco sogar gegrüßt . Deshalb nickte sie Monika kurz zu und senkte dann ihren hochroten Kopf. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. In diesen Sekunden erkannte sie, dass das Glück mit Holger nur gestohlen war.
Was soll ich jetzt machen? Soll ich einfach hier bleiben? Aber ich habe die Reise teuer bezahlt. So dick habe ich es auch nicht, um einfach alles in den Sand zu setzen. Ich fliege erst einmal in Urlaub. Dort haben wir zehn Tage Zeit, um darüber nachzudenken, wie es weitergehen soll.
Mit diesen und ähnlichen Gedanken versuchte Inka, sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Aber im Hinterkopf tauchte immer wieder das erschütterte Gesicht von Monika auf. Schnell drehte sie sich um und ging mit forschem Schritt die Gangway entlang, als ob sie dadurch vor etwas fliehen könnte. Holger merkte sofort, dass sie völlig verkrampft war, und wollte natürlich wissen, was los sei.
„Monika hat mich gesehen“, stieß sie ängstlich hervor. Sie erwartete, dass der Freund böse mit ihr wäre, weil sie nicht aufgepasst hätte. Aber Holger war weit davon entfernt, ihr einen Vorwurf zu machen. In Ruhe hörte er sich an, wie alles abgelaufen war und versuchte, sie zu beruhigen.
„Mir wird schon etwas einfallen. Monika hat uns schließlich nicht zusammen gesehen. Es kann ja ein Zufall sein, dass du auch nach Mallorca fliegst. Die Insel ist groß, und du kö nntest ja weit entfernt wohnen. “
Das klang einleuchtend , und Inka fand ihre Ruhe halbwegs wieder. Aber irgendwie spürte sie, dass es nicht so einfach ab laufen würde, wie Holger sich das vorstellte. Und wie Recht sie damit hatte, sollten die beiden schon bald zu spüren bekommen.
Als Holger seine Frau anrief, um ihr zu sagen, dass er gut angekommen sei, stellte Monika ihren Mann sofort zur Rede. Sie merkte sofort, dass es gelogen war, als er behauptete, Inka wäre ganz woanders hingefahren. Natürlich hätte er sie auch auf dem Flug gesehen, aber da wäre nichts. Aber vermutlich glaubte Monika ihm kein Wort. Schon am nächsten Tag meldete sie sich, um Holger mitzuteilen, dass sie einen Tag später auf Mallo rca eintreffen würde. A uf Anraten ihrer Freundin hatte sie einen Linienflug gebucht. Holger sollte sich um ein Doppelzimmer im Hotel kümmern, was kein Problem darstellte, denn es war Vorsaison.
„Was sagt deine Freundin denn dazu? Du kannst sie doch jetzt nicht einfach allein lassen.“ Mit diesen Worten versuchte Holger , sie umzustimmen, aber es half nichts. Die Freundin wollte ihren weiteren Aufenthalt ohne Monika verbringen , denn dies wäre ein Notfall und die Rettung der Ehe hätte Vorrang. Un d was Monika sich in den Kopf s etzt e , zog sie gewöhnlich durch. Holger war froh, dass er noch einen Tag mit Inka allein verbringen durfte. Aber so sehr sich die beiden auch bemühten, entspannt waren sie nicht. Immer wieder kamen sie auf Monika zu sprechen. Nichts war von der gewohnten Unbekümmertheit in ihrer Beziehung übrig geblieben. G emeinsam suchten sie nach einer geeigneten Ausrede, aber ihnen fiel beim besten Willen nichts ein, was Monika so ohne Weiteres schlucken würde. Der sonst so souveräne Holger war auch nicht wiederzuerkennen. Brummig saß er am Abend neben Inka an der Hotelbar und schnauzte sie sogar an, was sie von ihm gar nicht gewohnt war. Er entschuldigte sich zwar sofort, aber das brachte die beiden auch nicht in bessere Stimmung.
Monikas Maschine landete kurz nach vierzehn Uhr. So konnten sie vormittags noch in Ruhe zusammen frühstücken. Vorher hatte Holger die Putzfrau überredet, sich zuerst um Inkas Zimmer zu kümmern. Seine Sachen hatte er schnell in das Doppelzimmer geräumt, in das er mit Monika einziehen wollte, und nun wollten sie die letzten Stunden der Gemeinsamkeit für ein womöglich letztes Schäferstündchen auf Mallorca
Weitere Kostenlose Bücher