Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herzensdiebin

Titel: Die Herzensdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
seinem lächerlichen kleinen Auto gelaufen sein und sich auf den Weg zum Hotel gemacht haben.«
    »Da könntest du recht haben. Nummer Vier scheint sehr widerstandsfähig zu sein, obwohl er einen Vater wie Bradley Benjamin hat.« Sie nahm den Hut ab und band ihr Haar im Nacken mit einem Tuch zusammen.
    »Als ich noch ein Junge war, habe ich mich immer nach einem Vater gesehnt. Alle hatten einen. Dann lernte ich den alten Benjamin kennen, sah, wie sehr Nummer Vier unter ihm zu leiden hatte, und war froh, dass mir ein solcher Vater erspart geblieben war.«
    Sie zögerte und wusste nicht, welche Fragen sie zuerst stellen sollte. Schließlich entschied sie sich und meinte: »Bradley scheint dich auch nicht sonderlich zu mögen.«
    »Du hast ihn ja gehört. Ich bin ein Bastard, und für einen wie mich bewahrt er sich seine schärfsten Schimpfworte auf.«
    »Weil du ihn immerzu an die Untreue seiner ersten Frau und an das Kind erinnerst, das sie hatte.« Sie setzte den Hut wieder auf und befestigte ihn mit ihrem Halstuch, damit der Fahrtwind ihn ihr nicht vom Kopf wehte.
    »Das ist ja eine ganz neue Theorie.«
    Wie konnte er nur so dämlich sein? »Es muss doch einen Grund geben, warum ihm das so nahe geht, und bestimmt hat er Isabelle geliebt; er wusste einfach nicht, wie er ihr seine Seele öffnen sollte.«
    »Hast du das den Worten des jungen Bradley entnommen?« Das Rauschen des Fahrtwindes wurde lauter, als Devlin den Stadtrand erreichte und die südliche Straße nahm, die zu den großen Villen führte.
    Sie musste vorsichtiger sein mit den Dingen, die sie wusste. »Als du mit Sam telefoniert hast, habe ich mich mit Scrubby unterhalten.« Das war nicht gelogen. Sie hatte wirklich mit Scrubby gesprochen — allerdings nicht über Bradley Benjamins Ehe.
    »Und, habt ihr euch in eurer unglaublichen, intuitiven Seelenverwandtschaft auch über mich und meine innersten Gefühle unterhalten?«
    »Nein«, entgegnete sie kühl. »Wir sprachen nur über Leute, die uns interessieren.«
    »Sehr gut.«
    Mehr sagte er nicht und fuhr langsamer, als die Straße in eine Schotterpiste überging. Dann beschleunigte er wieder, fuhr aber nicht mehr so schnell wie zuvor.
    Sie wünschte, sie wäre nicht so verstimmt, denn sie wollte gerne mehr über seine innersten Gefühle erfahren. Immer schon hatte sie sich Menschen wie Kunstgegenstände aus Glas vorgestellt: stark genug für den täglichen Gebrauch, dennoch zerbrechlich, wenn man nicht Acht gab; dazu angefüllt mit eingeschlossenen Farbschleiern, die das Auge erfreuten. Aber während die meisten Leute — und übrigens auch die meisten Gegenstände aus Glas — lichtdurchlässig waren, konnte sie durch den Rauch der Nebelkerzen, hinter dem Devlin sich verbarg, keinen Blick auf sein Herz oder gar seine Seele erhaschen.
    Dabei war sie doch so neugierig. Sie mochte ihre Mitmenschen, war immer daran interessiert, wie sie sich darstellten. Hörte gerne zu, was andere für Geschichten zu erzählen wussten. Schmeichelte sich, sie würde andere Menschen verstehen ... und log sich selbst etwas vor, wenn sie glaubte, ihre Neugier bei Devlin ähnele ihrem Interesse an anderen Leuten. Was Devlin anbelangte, so wollte sie alles über ihn wissen. Sie wollte unbedingt in Erfahrung bringen, wie er tickte.
    »Bist du nervös?« Er bedachte sie mit einem prüfenden Seitenblick. »Eigentlich gelte ich als sicherer Fahrer.«
    »Was?« Er fuhr so sicher, dass sie es sich im Sitz bequem machte und auf die offene See schaute. »Nein, mir geht's prima.«
    »Warum klopfst du dann die ganze Zeit mit dem Fuß auf den Boden?«
    »Oh, das ist so eine Angewohnheit. Mache ich immer, wenn ich nachdenke. Erzähle mir mehr aus deiner Kindheit.« Was für ein geschickter Übergang!
    Er lachte. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange du deine Fragen noch für dich behalten würdest.«
    »Und, wie lange habe ich ausgehalten?«
    »Vielleicht eine Minute.«
    »Nein, es war länger.«
    »Du hast recht.« Er wartete kurz, ehe er hinzufügte: »Wenigstens fünfundsechzig Sekunden.«
    »Schon besser. Also ... zu deiner Kindheit.«
    »Meine Großeltern waren natürlich nicht erbaut von der Situation, in die meine Mutter sich manövriert hatte, aber sie setzten uns nicht in bitterkalter Nacht vor die Tür. Wir lebten bei ihnen, bis ich fünf war. Zu dem Zeitpunkt war ich groß genug, um meinen älteren Cousins zu zeigen, wo der Hammer hängt, wenn die sich mal wieder über mich oder meine Mutter lustig machten. Mutter musste

Weitere Kostenlose Bücher