Die Herzensdiebin
auffallen.« Devlin gab sich unbeeindruckt und stand da, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Doch, allen Frauen, die The Secret Garden gelesen haben, als sie jung waren.« Meadow fühlte sich bemüßigt, zur Verkäuferin erklärend hinzuzufügen: »Mein Mann hat es nie gelesen.«
Mrs. Cognomi schnalzte mit der Zunge. »Dabei ist es eine so wunderbare Geschichte, bei der wir alle noch etwas lernen können. Möchten Sie, dass ich die gebundene Ausgabe für das Hotel bestelle?«
»Also, ich glaube nicht, dass ...«
»Nein, die Leute lassen selbst Handtücher mitgehen. Da würden sie eine schöne Ausgabe wie diese hier als Andenken mitnehmen.« Meadow schob es Mrs. Cognomi über die Theke. »Haben Sie das auch als Taschenbuch?«
»Ja, auch eine sehr gute Wahl, Mrs. Fitzwilliam.« Mrs. Cognomi stimmte Meadow zu. Natürlich tat sie das. Wer würde sich nicht Meadows Meinung anschließen? »Wie viele Exemplare brauchen Sie?«
»Belassen wir es zunächst bei sechzig«, beschloss Meadow.
»Wir haben nur fünfundvierzig Zimmer«, gab Devlin zu bedenken.
»Ja, aber rechnen wir den Schwund während der großen Eröffnung gleich mit ein«, meinte Meadow weitsichtig. »Also, Mrs. Cognomi, sechzig Exemplare für den Anfang. Wir lassen Sie dann wissen, wenn wir noch weitere benötigen.«
»Ich freue mich.« Mrs. Cognomi holte ihren Bestellblock hervor und notierte sich Titel samt Anzahl. »Und wie möchten Sie bezahlen?«
»Devlin, gib ihr deine Kreditkarte«, wies Meadow ihn an.
Devlin wollte nicht wahrhaben, dass sie plötzlich auf so absurde Ausgaben verfallen war. Ausgaben, die er betriebswirtschaftlich geltend machen müsste. Er kannte seine Steuerberaterin. Sie hinterfragte jeden Beleg. Und wie sollte er ihr da erklären, dass er gleich sechzig Exemplare eines Mädchenbuchs bestellt hatte? Während er die Karten in seinem Portemonnaie durchging, fragte er Mrs. Cognomi: »Wenn Sie mit mir Geschäfte machen, haben Sie dann keine Bedenken, dass Bradley Benjamin Ihrem Buchladen schaden wird?«
»Die Hypothek auf dieses Geschäft habe ich nicht bei ihm aufgenommen. Und er besitzt auch nicht das Haus, in dem mein Laden ist.« Mrs. Cognomi verschränkte die Arme vor ihrem Bauch und setzte ein zufriedenes Lächeln auf. »Das gehört nämlich mir .«
Die Buchhändlerin war Devlin mit einem Mal sehr sympathisch. »Dann nehmen wir doch lieber gleich neunzig Exemplare.«
»Den Mengenrabatt eingerechnet, sind es dann vierhundertachtzig Dollar, zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Bücher werden Dienstag in einer Woche geliefert. Ich werde sie dann zum Hotel bringen — ich bin ganz neugierig, wie die Renovierungsarbeiten bei Ihnen vorangehen.« Mrs. Cognomi nahm Devlins Karte entgegen. »Bradley Benjamin gehört zu den Menschen, die keine fiktionalen Bücher lesen, sondern nur Zeitungen und Managerjournale.«
»Ich kann nicht begreifen, wie man so freudlos durchs Leben gehen kann«, meinte Meadow. »Aber wir wollen nichts Schlechtes über Mr. Benjamin sagen. Er wurde gerade mit Angina Pectoris ins Krankenhaus gebracht.«
Mrs. Cognomi wirkte unbeeindruckt. »Oh, er war schon ein paar Mal in der Klinik. Und hat immer alles überstanden. Nur die Guten sterben früh.«
»Ja, manchmal hat man den Eindruck, nicht wahr?« Für einen kurzen Moment bebte Meadows Unterlippe.
Das entging Devlin nicht ... und es wunderte ihn.
Dann reckte sie ihr Kinn empor und lächelte. »Und vergessen Sie nicht, uns die gebundene Ausgabe in Rechnung zu stellen! Ich werde Devlin daraus vorlesen.«
»Wie schön für Sie.« Bei diesen Worten schaute Mrs. Cognomi Devlin an, wobei ihre braunen Augen durch die starken Brillengläser noch vergrößert wurden. »Es wäre doch jammerschade, wenn Mr. Fitzwilliam so freudlos würde wie Bradley Benjamin, nicht wahr?«
Devlins Miene verdüsterte sich zusehends.
»Mrs. Cognomi, könnte ich kurz Ihre Toilette benutzen?«
»Gewiss, meine Liebe. Durch die Tür dort und dann gleich rechts.«
»Ich warte im Jeep«, rief Devlin.
Armer Junge . Er konnte es gar nicht abwarten, hier herauszukommen.
Meadow schlüpfte in die kleine Toilettenkabine, klappte ihr Handy auf, rief bei Judith an — und seufzte enttäuscht, als nur die Mailbox ansprang. Leise sagte sie: »Ich bin jetzt in Amelia Shores und werde gleich zurück zu Waldemar House fahren. So weit ist alles okay, abgesehen von einer unliebsamen Begegnung mit Isabelles Mann, der danach beinahe einen Herzanfall hatte. Aber wie geht es Mom? Und wo steckst du
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