Die Herzensdiebin
bestimmt. Sie sah furchtbar aus. Ihre Sommersprossen hoben sich auffällig von ihrer bleichen Haut ab. Sie schloss die Augen, als könne sie die schweren Lider nicht länger offen halten, und lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze.
Nein, er war nicht mehr länger wütend auf sie.
»Verdammt!« Sie waren auf halbem Weg zwischen Amelia Shores und dem Secret Garden . Devlin holte sein Handy hervor und schaute auf das Display. Kein Empfang. Jetzt hockten sie hier allein und ohne Hilfe im Wald ... Ruckartig drehte er seinen Kopf zur Seite.
Da kam ein Auto.
Er griff hinter sich nach einer Box, in der er eine Pistole aufbewahrte — für alle Fälle —, und atmete erleichtert auf, als er die Hupe von Nummer Viers dämlichem Mini hörte.
»Was ist denn mit euch los?« Als Nummer Vier aus dem Auto stieg, wirkte er wie ein Clown mit langen Beinen, der sich in der Manege aus einem absurd kleinen Fahrzeug zwängt. Mit wenigen Schritten war er bei dem Unfallwagen. »Bist du aus der Kurve geflogen?«
»Ja, die Lenkung reagierte plötzlich nicht mehr.« Devlin sprang aus dem Jeep und lief zur Beifahrerseite. »Honey, Nummer Vier kann dich mitnehmen.« Er legte den Arm um sie.
»Ich kann allein gehen«, meinte sie.
»Aber das brauchst du nicht.« Er stützte sie, als sie zu dem Mini gingen.
Nummer Vier warf einen Blick auf Meadow und wich zurück, als hätte er Angst, sie könnte ihn jeden Augenblick beleidigen. »Ist sie okay?«, wandte er sich an Devlin.
»Bring sie ins Krankenhaus.«
Vorsichtig trottete Nummer Vier hinter ihnen her und öffnete rasch die Beifahrertür.
»Mir geht's gut. Ich bin bloß müde«, sagte sie, aber sie öffnete die Augen nicht.
Vergangene Nacht war sie sogar nach dem Sturz noch recht munter gewesen. Doch nun wirkte sie ausgelaugt und erschöpft; und schlagartig machte Devlin sich bewusst, dass er sie nicht in die Stadt hätte mitnehmen dürfen. Von sich aus hätte sie ihm bestimmt nicht gesagt, dass sie sich lieber würde ausruhen wollen. Meadow gehörte nicht zu den Leuten, die sich beklagten. Nicht, wenn man das Leben genießen konnte.
Devlin half ihr in den Sitz. »Ich möchte, dass Dr. Apps sie gründlich untersucht. Ein Nein akzeptierst du nicht als Antwort.« Devlin umfasste Bradleys Schulter und suchte seinen Blick. »Lass sie nicht aus den Augen, und sorge dafür, dass ihr nichts passiert. Sonst bringe ich dich um.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich pass schon auf.« Nummer Viers bereitwillige Zustimmung klang ein wenig atemlos. Machte er sich Sorgen um Meadows Gesundheitszustand — oder nagte das schlechte Gewissen an ihm?
Hatte Nummer Vier etwas mit diesem Unfall zu tun? Nein. Bradley mochte ja sauer auf Devlin sein, aber er war nicht bösartig. Das war er nie gewesen.
»Was wirst du jetzt machen?«, fragte Bradley ihn.
»Sag Frank Peterson Bescheid«, trug Devlin ihm knapp auf.
Nummer Vier kannte den Mechaniker und Handwerker. »Ich glaube nicht, dass er dieses Auto noch retten kann.«
»Nein, wahrscheinlich nicht.« Aber Frank könnte ihm die Antwort geben, die Devlin brauchte.
Denn dieser Unfall war kein gewöhnlicher Unfall.
Miss Louise »Weezy« Woodward, eine junge Frau, die freiwillig im Regional Hospital von Amelia Shores aushalf, stürzte aus dem Wartezimmer, als hätte ihr jemand ihre Schwanzfedern angesengt. Atemlos machte sie im Schwesternzimmer halt. »Mrs. Peterson, haben Sie diesen Devlin Fitzwilliam gesehen, bei dessen Freundin gerade ein CT erstellt wird? Ich habe ihm eine Tasse Kaffee angeboten und lächelte ihm zu, und er hätte mir fast den Hals umgedreht.«
»Kann ich mir vorstellen. Er ist unsterblich in sie verliebt. Hast du das nicht mitbekommen?« Jazmin Peterson, die Stationsschwester, grinste und nahm die Gelegenheit wahr, die hübsche Weezy aufzuklären und auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. »Sie ist seine Frau.«
»Seine Frau?« Weezys Wangen wurden so rot wie ihr Kittel. »Aber er ist doch gar nicht verheiratet! Das kann nicht sein. Wer hat Ihnen das erzählt? Wann hat er geheiratet?«
Jazmin lehnte lässig an dem Tisch und ließ es sich nicht nehmen, die Geschichte zum Besten zu geben. »Oh, das war eine ganz romantische Sache«, fing sie an. »Ich habe das alles von Frank gehört, der ab und an draußen im Hotel den ein oder anderen Job erledigt — und da gibt es immer etwas zu tun, weil dauernd etwas falsch läuft, und die Hälfte davon ist ziemlich heikel, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich habe gehört, der alte Mr.
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