Die Herzensdiebin
konnte. Sicher, Bradley hatte Devlin dazu überredet, Aktien zu kaufen, aber was waren schon ein paar Millionen Dollar für einen Kerl wie Devlin Fitzwilliam?
Aber als er das Devlin sagte, hatte dieser ihn so finster angestarrt, dass Bradley aus Angst fünf Schritte zurückgewichen war. Selbst jetzt noch durchlief ihn ein Schauder, wenn er an den Ausdruck in Devlins kalten Augen dachte. Für Devlin kam Bradleys kleine Veruntreuung Verrat gleich, und niemand übte Verrat an Devlin Fitzwilliam, ohne die Konsequenzen zu spüren zu bekommen.
Somit hatte der alte Bradley Benjamin sich entscheiden müssen: Sollte er Waldemar House an einen Bastard der Fitzwilliams verkaufen oder seinen eigenen Sohn ins Gefängnis bringen? Es war eng für den jungen Bradley geworden, doch nun besaß Devlin ein neues Hotel, und der alte Benjamin strafte seinen Sohn mit noch größerer Verachtung als zuvor.
»Mr. Benjamin, wenn ich mit Ihnen rede, möchte ich sichergehen, dass Sie mich auch verstanden haben.« Wie eine kampfwütige Bulldogge hatte Mr. Hopkins sich in Bradley verbissen und würde nicht von ihm ablassen.
»Ich erinnere mich an alles«, sagte Bradley.
Nach dem Verkauf der Villa hatte er geglaubt, dass das Schlimmste überstanden sei.
Aber weit gefehlt. Denn ein Mann, den er bis dahin nicht kannte, hatte ebenfalls Aktien erworben, aber leider war Mr. Hopkins nicht so freundlich und umgänglich wie Devlin.
Der Mund wurde ihm ganz trocken, als Bradley an den Tag dachte, als Mr. Hopkins und dessen Helfershelfer ihn in dieses Warenlager geschleppt hatten. Zunächst hatte er den Drohungen dieser Leute keine Beachtung geschenkt. Es geschah nur im Film, dass einem armen Teufel die Finger gebrochen oder die Ohren abgeschnitten wurden, aber doch nicht dem Sohn einer angesehenen Familie aus dem Süden. Leider waren Mr. Hopkins' Leute vor nichts zurückgeschreckt, und während Bradley vor Schmerzen schrie, hatte Mr. Hopkins nur eintönig geredet, geredet und geredet.
Schon recht bald wurde Bradley klar, dass man ihn zum Narren gehalten hatte. Mr. Hopkins wusste von Anfang an, dass die Aktien nichts taugten. Er hatte sie nur gekauft, damit Bradley in seiner Schuld stand: Nur so konnte er von Bradley verlangen, in das Haus einzudringen, in dem er aufgewachsen war, um ein Gemälde zu holen, das Bradley leider niemals dort gesehen hatte.
»Wie viele Zimmer müssen Sie in dieser Villa noch durchsuchen?«, fragte Mr. Hopkins.
»Ich habe schon die beiden ersten Stockwerke und den Keller durchsucht. In jede Abstellkammer habe ich geguckt. Selbst die Küche habe ich auf den Kopf gestellt. Aber ich hatte kein Glück.« Bradley zögerte, aber was hatte er zu verlieren, wenn er die Wahrheit aussprach? »Wissen Sie, das Gemälde, das Sie mir beschrieben haben ... das ist nicht einmal Isabelles Stil.«
»Mr. Benjamin, bitte, sparen Sie sich Ihre Ratschläge, wenn Sie von meinem Geschäft nichts verstehen.« Mr. Hopkins' Stimme nahm einen schärferen Ton an.
Für einen kurzen Moment glaubte Bradley, die Stimme habe etwas Vertrautes — lag das am Tonfall, am Akzent?
Doch schon die nächsten Worte verdrängten diese Vermutung. »Wissen Sie noch, als einer meiner Männer in der Lagerhalle Ihnen ein Messer an Ihr ... wie lautet noch gleich der anatomische Name? ... ah ja, an Ihr Skrotum hielt?«
Bradley schluckte schwer und bedeckte unwillkürlich eben jenes Teil mit einer Hand.
»Es bedarf nur eines Wortes von mir, und schon ist ein Messer auf Ihr Skrotum gerichtet. Und nach einem weiteren Wort von mir könnten Sie Ihrer Männlichkeit beraubt sein.«
Bradley atmete schwer und versuchte, das Gefühl von Übelkeit zu unterdrücken.
»Das wäre eine unangenehme Amputation. Und das ganze Blut. Das Opfer schreit. Und wenn es sich dann erholt, was ich nicht garantieren kann, dann wünschte es, es wäre tot. Ich bitte Sie, das im Gedächtnis zu behalten, wenn Sie weiter nach dem Gemälde suchen, das ich Ihnen beschrieben habe.« Als Mr. Hopkins auflegte, war das Klicken in der Leitung kaum zu hören.
Bradley stürzte ins Badezimmer. Zittrig über die Kloschüssel gebeugt, würgte er so lange, bis ihm Tränen in die Augen traten.
Das gottverdammte Gemälde war nicht hier. Wie sollte er etwas finden, das gar nicht da war?
Und wie viel Zeit blieb ihm noch, bevor Mr. Hopkins die Angelegenheit selbst in die Hand nahm und seine Häscher aussandte, um sie alle zu töten?
Wie viel Zeit hatte er noch?
»Glaubst du, sie hat gemerkt, dass ich unter der
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