Die Herzensdiebin
ließ. »Warum hat sie mich bloß eingesperrt?« Diese Frage beschäftigte Meadow mehr als alles andere.
»Ich weiß es nicht. Was glaubst du?«
»Vielleicht habe ich diese Frau irgendwie beleidigt? Oder sie ist eine Psychopathin, die sich in Hotels schleicht und ahnungslose Leute in Wäschekammern sperrt?« Das klang selbst in Meadows Ohren unglaubwürdig, aber die Antwort Vielleicht ist jemand hinter dem Gemälde her war einfach zu gefährlich ...
Wenn er doch nicht so distanziert wäre ... wenn sie ihm ein bisschen mehr vertrauen könnte ...
»Ich kümmere mich darum«, wiederholte er. »Du entschuldigst, wenn ich dich jetzt allein lasse, nicht wahr?«
»Klar, aber ...« Ist es dir unangenehm, was in der Kammer geschehen ist? Wie kann ich erreichen, dass du bei mir bleibst?
Liebst du mich?
»Was ist mit dir? Hast du Angst?«
»Nein, nein, ich habe keine Angst.« Ich bin durcheinander, unsicher, in Sorge, aber Angst ... keine Spur. »Ich muss duschen. Sehen wir uns später?« Du klammerst, Meadow!
»Natürlich.« Er zog einen Mundwinkel leicht hoch, was man als Anflug von Belustigung deuten könnte. »Wenn meine Mutter hier ist, pflegen wir förmlich zu speisen«, formulierte er mit ironischem Unterton.
»Ach du Schreck!« Meadow lehnte sich gegen den Türrahmen und schaute verzweifelt zu Devlin auf. »Dann wird sie mich also weiter mit ihren Fragen löchern?«
»Ich denke, sie nennt das >Konversation betreiben<.« Allmählich klang er wieder wie der Devlin, den sie kannte.
Ihre Besorgnis schwand. Sie hatte ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen und fühlte sich nicht mehr wie eine Frau, die einer Katastrophe entgegensteuerte. »Du hättest sie mal hören sollen, als ich mit ihr in der Bibliothek allein war. Das war definitiv keine Konversation .«
Sein angedeutetes Lächeln schwand vollends. »Sie kann eben nicht nachvollziehen, was in mich gefahren ist und warum ich so schnell und ohne Ankündigung geheiratet habe. «
Die Anspannung lag wieder in seiner Stimme, war deutlicher wahrzunehmen als zuvor.
Sie straffte die Schultern. »Aber wir sind nicht richtig verheiratet.«
Mit einem Schritt stand er vor ihr, drängte sie an die Wand und beugte sich zu ihr hinab, sodass sein warmer Atem über ihr Ohr strich. Sie spürte die Hitze seines Körpers. »Wir haben auf Mallorca geheiratet. Es sei denn, du hast es anders in Erinnerung.
Sie liebte ihn. Warum brachte sie es dann nicht fertig, ihm die Wahrheit zu sagen? Sie musste es versuchen. »Ich ... sollte es wissen. Ich habe das Gefühl, dass ... es nicht stimmt, dass wir nicht verheiratet sind.« Die Wahrheit, Meadow, sag ihm die Wahrheit.
Aber als er sie kühl musterte — wie ein Quarterback, der einen neuen Spielzug plant, wie der große, rücksichtslose Bauunternehmer, für den die Leute ihn hielten —, wurde ihr der Hals plötzlich ganz trocken. Ihre Stimme versagte. Würde er sie hinauswerfen? Vielleicht betrog sie ihn, weil sie dauernd log, aber was blieb ihr denn für eine Wahl? Sollte sie etwa ihre Großmutter verraten? Ihre Mutter sterben lassen?
Er schenkte ihr ein raubtierartiges Lächeln, das keine Belustigung erkennen ließ. »Solange dir nichts anderes einfällt, haben wir auf Mallorca geheiratet, und ich werde dich bei jeder Gelegenheit daran erinnern.«
Er drohte ihr unterschwellig, und jede Frau, die halbwegs bei Verstand war, würde zusammenzucken.
Aber nicht Meadow. Ihr einfältiger Körper sehnte sich nach ihm, ihr Blut geriet in Wallung, wenn sie Devlin nur sah. Sie drehte den Kopf zur Seite, bot ihm die Blöße ihres Halses, wollte seine Küsse auf ihrer Haut spüren ...
Er machte einen Schritt zurück. Nur kurz strich er mit den Knöcheln über ihre Wange. »Und bring dich nicht in Schwierigkeiten.«
Sie schaute ihm nach, als er sie stehen ließ und sich mit langen Schritten entfernte.
Offenbar war die Hitze seines Körpers auf sie übergesprungen, denn ihre Wangen wurden warm. Sie eilte in die Suite, schloss die Tür ab und ließ sich auf das Sofa im Wohnraum fallen. Nie hätte sie gedacht, sich in einen Mann wie Devlin Fitzwilliam zu verlieben.
Er war Bauunternehmer, ein Mann, der Hotels bauen ließ und Menschen in entlegene Winkel der Erde lockte.
Doch gleichzeitig bewahrte er alte Häuser und verlieh den Gebäuden neues Leben, anstatt sie einfach abzureißen.
Und offensichtlich begriff er nicht, wie vorteilhaft es war, das Leben als positive Erfahrung zu betrachten. Im College hatte man sie als unerschütterliche
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