Die Herzogin der Bloomsbury Street
Sie eine Weile hier sind?«) Während ich dort war, brach die Schnalle an meiner Schultertasche. Valerie war schockiert; ich sagte: »Deswegen war sie also runtergesetzt.« Sie sagte: »Ja, aber nicht bei
Harrods!
« Niemand sagt bei uns »Bonwit’s« in diesem Ton.
Sie schickte mich in einen kleinen Laden in einer Seitenstraße der Fleet Street, um sie reparieren zu lassen, und während der Mann die Schnalle reparierte, fragte ich ihn, ob er mir sagen könnte, wie ich am besten nach Bloomsbury käme, ich wolle zu Fuß zum Hotel gehen. Er sagte:
»Gehen Sie zur O-burn Street und immer an der Busstrecke entlang.«
Habe die O-burn Street gesucht, habe die Auburn Street gesucht und fand schließlich rein zufällig die Straße, die er meinte: High Holborn. Das ist also gemeint, wenn von Cockney die Rede ist.
Zeit, mich unter die sadistische Dusche zu hocken und in mein neues Kleid zu steigen, für Leo und Ena.
Mitternacht
Leo lud uns zum Essen in ein vornehmes Fischrestaurant ein. Die Schalentiere sehen hier genauso aus wie bei uns, schmecken aber ganz anders; das Krabbenfleisch und der Hummer sind hier fleischiger, aber fader im Geschmack, für einen amerikanischen Gaumen fast geschmacklos, bis man sich dran gewöhnt hat.
Wir fuhren zu ihrer Wohnung, und Ena zeigte mir ihre Porträts von Hayley Mills und Pamela Brown. Zu Pamela Brown habe ich eine besondere Zuneigung, die auf einen ganz, ganz alten englischen Film zurückgeht,
I Know Where I’m Going,
und ihre Bühnenrolle in Wildes
Ernstsein ist alles.
Ich verstehe nichts von Malerei und weiß nicht einmal, was man sagt, wenn einem etwas gefällt, aber die Gesichter sprachen mich an. Ich war überwältigt und sagte zu Ena, es sei unanständig, so talentiert zu sein, wenn man hübsch und blond ist und aussieht, als wäre man gerade erst mit der Schule fertig.
Leo kündigte an, er werde mir seinen speziellen Sommerdrink machen, für den er berühmt sei, und er verzog sich in die Küche und klapperte mit den Utensilien und kam mit drei langen, großen Gläsern zurück. Normalerweise trinke ich nach dem Essen nicht, und ich mag keine Getränke mit Kohlensäure, deshalb kann ich einen Longdrink nicht von dem nächsten unterscheiden. Ich nahm einen Schluck und sagte:
»Das ist Ginger Ale, oder? Schmeckt gut.«
»Es ist Gin-Tonic«, sagte Leo, betroffen.
»Der Gin verliert sich irgendwie, kann das sein?«, sagte ich, und er stürzte in die Küche und kam mit der Ginflasche zurück. Ena schüttete sich aus vor hämischem, ehefraulichem Lachen.
»Das ist sein spezieller Drink, er ist so stolz darauf!«, keuchte sie und prustete wieder los. Mir war furchtbar zumute. Ich sagte zu Leo, mein Leben bestünde darin, immer genau das Falsche zu sagen. Er goss mir mehr Gin ins Glas, setzte sich und sah mir zu, wie ich trank. Als er dachte, ich hätte genügend intus, sagte er:
»Mein Kleines möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
Ich sah Ena an und sagte: »Was für einen Gefallen?«, aber sie lächelte nur nervös. Und Leo sagte: »Sie möchte Sie malen.«
Und ich sagte: »Sie sind verrückt.«
Ich weiß, dass Künstler Flächen und Winkel auch in solchen Gesichtern sehen, die uns Übrigen eher gewöhnlich erscheinen – und ich begreife einfach nicht, warum jemand ein gewöhnliches, unauffälliges, mittelaltes Gesicht malen möchte. Das sagte ich zu Ena. In ihren Augen habe ich ein interessantes Gesicht, »es verändert sich laufend«. Ich sagte, ich wünschte, das wäre so.
Nie habe ich mich so in der Zwickmühle gefühlt. Mein Leben lang habe ich es vermieden, fotografiert zu werden – und hier war Ena und fragte allen Ernstes, ob ich ihr bitte Modell sitzen könnte. Sie würde nur wenige Sitzungen brauchen, »vielleicht drei oder vier?«. Ängstliche Miene, Blick verlegen auf mich gerichtet.
Ich sagte, ich würde es unter zwei Bedingungen machen: Erstens, sie müsse mich auf dem Russell Square malen, ich setze mich nicht irgendwo in ein Studio, und zweitens, sie müsse mir versprechen, dass ich das Porträt nicht anzusehen brauche, weder während der Arbeit, noch wenn es fertig ist.
Sie stimmte beiden Bedingungen zu. Diese Woche beendet sie noch eine andere Arbeit, wir fangen nächste Woche an.
Dienstag, 13 . Juli
Paranoider Vormittag.
Ich erhielt Joyce Grenfells Brief mit Anweisungen, wie ich abends zu ihrer Wohnung finde, aber nichts darüber, wie ich die Kirche St. Mary LeBeau in der Cheapside finde, wo sie mittags mit dem Pfarrer in einem
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