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Die Herzogin der Bloomsbury Street

Die Herzogin der Bloomsbury Street

Titel: Die Herzogin der Bloomsbury Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Hanff
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sich praktisch von Kindheit an kennen.
    »Ich war siebzehn und Reggie hatte gerade seinen Abschluss in Oxford gemacht. Als ich das erste Mal mit ihm Tennis spielte, trug ich noch Zöpfe. Ich habe mein Haar nur abends hochgesteckt.«
    Sie fuhren mit mir in die alte City of London und zeigten mir St. Mary LeBOW. So schreibt man sie nämlich. Nur die Engländer können ein »Bow« an ein »Le« hängen. Es war so dunkel, dass ich nicht sehen konnte, wo ich mich am Morgen verirrt hatte.
    Die ganze Zeit führten die beiden ein freundliches Streitgespräch darüber, was sie mir noch zeigen wollten.
    »Oh, nicht St. Paul’s, Schatz, die hat sie doch schon gesehen.«
    »Aber vielleicht würde sie sie gern erleuchtet sehen, ReGEE!«
    »Wahrscheinlich hat sie sie ein Dutzend Mal erleuchtet gesehen, warum zeigst du ihr nicht Fleet Street?«
    Ich meldete mich vom Rücksitz und sagte, ich würde gern die Londoner Slums sehen.
    »Ich fürchte, es gibt keine«, sagte Joyce sanft.
    Zählt man das zu der Tatsache, dass die medizinische Versorgung in Großbritannien umsonst ist, dann weiß man genug, um den Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus zu verstehen.

Mittwoch, 14 . Juli
    Ann Edwards vom
Sunday Express
ging mit mir zum Lunch ins Savoy und wollte mir einfach nicht glauben, dass ich von London nicht enttäuscht war.
    »Als ich hörte, dass Sie kommen«, sagte sie, »wollte ich Ihnen fast schreiben: ›Meine Liebe, kommen Sie nicht, Sie kommen fünfzehn Jahre zu spät.‹«
    Zu spät wofür? Für Westminster Abbey?
    Wenn man sein Leben lang davon geträumt hat, die Abbey und St. Paul’s und den Tower zu sehen, und steht eines Tages tatsächlich davor, dann können sie einen nicht enttäuschen, versuchte ich ihr zu erklären. Ich sagte, nach unserem Lunch würde ich endlich St. Paul’s besichtigen und ich könne ihr garantieren, dass ich nicht enttäuscht sein würde. Aber sie lebt schon ihr ganzes Leben in London und sehnt sich nach der Zeit zurück, als ihre Familie einen Rolls Royce ihr Eigen nannte, »der jedes Mal, wenn er ansprang, leise hustete, wie ein vornehmer Diener«.
    Der Savoy River Room ist wunderschön, und das Essen war köstlich. (Claridge’s gefällt mir besser, aber ich idealisiere Claridge’s.) Bestellte Krabbenfleisch und Hummer und schaffte keins von beiden, die Portionen waren enorm, am Schluss aß ich trotzdem Erdbeeren mit Sahne. Die englische Sahne kann einen süchtig machen – und jedes Mal, wenn ich hier Erdbeeren esse, muss ich an den englischen Geistlichen denken, der sagte:
    »Zweifellos hätte Gott eine bessere Beere machen können als die Erdbeere, und zweifellos hat er es nie getan.«
    Nach dem Essen ging sie mit mir zum Embankment und zeigte mir den kürzesten Weg zu St. Paul’s.
    Es war sehr schön, am Fluss entlangzugehen, vor mir immer der gewaltige Anblick von John Donnes Kathedrale. Dachte über ihn nach, während ich so ging, der einzige Mann, meines Wissens, der tatsächlich durch die Liebe einer guten Frau vom Taugenichts zu einem guten Menschen wurde. Er war mit der Tochter des Lord Lieutenant des Towers durchgebrannt, und ihr aufgebrachter Papa warf sie beide dafür in den Tower. John war in einem Flügel, seine Braut in einem anderen, und er schickte ihr ein Briefchen, dem ich entnehmen kann, dass sein Name wie »dann« ausgesprochen wird. Der Text lautete:
    John Donne
    Anne Donne
    Undone.
    (Undone – vorbei.) Außerdem war er ein bisschen wunderlich. Als Anne starb, ließ er sich ein steinernes Leichentuch machen und schlief zwanzig Jahre lang mit diesem Leichentuch im Bett. Wenn man wie ein Engel schreibt, darf man ruhig ein bisschen schrullig sein.
    Ich erklomm die Stufen der St. Paul’s Cathedral – endlich, endlich, nach wie vielen Jahren? – und trat durch das Portal, ich stand da und hob den Blick zu dem Kuppeldach und blickte den breiten Mittelgang entlang zum Altar und versuchte mir vorzustellen, wie Donne sich an dem Abend gefühlt haben mochte, als King James nach ihm schickte. Und wenigstens in diesem Moment hätte ich nur ungern die vielen hundert Bücher, die ich nicht gelesen habe, gegen die Hand voll von Büchern, die ich fast auswendig kenne, getauscht. Ich habe Waltons
Lebensbild von Donne
seit bestimmt zehn Jahren nicht mehr aufgeschlagen, aber in dem Moment, als ich in John Donnes Kathedrale stand, hatte ich die ergreifende Textstelle in meinem Kopf parat:
    Als seine Majestät Platz genommen hatte, sagte er in seiner freundlichen

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