Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
vorübergehend die Flügel stutzen. Jetzt jedenfalls können wir nur hoffen, dass er nicht die Nerven verliert und womöglich gar den Palast erstürmt.“
„Oh, Vater!“
Doch sie hatten mit ihrer Mission mehr erreicht, als sie momentan wissen konnten, denn die Erfolgsmeldungen eilten ihnen mit flinken Kurieren voraus.
    A ls sie schließlich in Frowang eintrafen, empfing Ritter Segimund sie bereits auf dem Schlossplatz mit der Freudensnachricht, die Eilboten meldeten seit Tagen, Theoderich gebe allmählich das Schloss frei, und heute Früh habe ein Herold sogar berichtet, einigen Anzeichen nach hebe er auch die Stadtbelagerung auf.
Er hob sie im Laufe der nächsten Tage tatsächlich auf, voll und ganz. Darauf ging ein Aufatmen durch die Lande, und des Fürsten wie auch Waldurs Bedenken zerstreuten sich wieder.
    S omit konnte sich Waldur nun in Ruhe auf seine Schulprüfungen vorbereiten, die er in vier Wochen ablegen soll.
Zweieinhalb Jahre seines Regentenstudiums hatte er inzwischen bewältigt, doch der schwierigste Abschnitt, den auch jeder Priesterschüler absolvieren musste, lag noch vor ihm - die Schweigeära. Wie lange sie währen wird, war nicht abzuschätzen, sein Vater hatte nur neun Monde benötigt, seine Tante dagegen dreizehn. Die arme Wiltrud aber hatte es dieser Tage besonders hart getroffen, denn sie war an ihrer zum vergangenen Neumond angetretenen Schweigeära nach nur zwei Wochen gescheitert. Ein jähes Ende ihrer Regentenausbildung. Den Grund ihres Scheiterns durfte sie nicht preisgeben, denn niemand durfte auch nur ein Wort über seine Schweigezeit verlauten lassen.
Noch aber war es für Waldur nicht so weit, vorab kam es darauf an, alle Schulprüfungen zu bestehen. Bei den Vorbereitungen dazu half ihm sein neuer Priesterlehrer Hermod, ein junger Druide. Hermod, der im Externtempel auch zum Meister der Heilkunst ausgebildet worden war, hatte diesen Sommer seine Druidenweihe empfangen und war nun, mit seinen gerade fünfunddreißig Jahren, allweit der jüngste Druide. Vom Oberpriester nach Frowang geschickt worden, leitete er nunmehr das hiesige Krankenheim, das im Schlosspark unmittelbar hinter dem Tempelhain lag. Mithin war er nicht nur Waldurs, sondern auch Gudruns und Siglinds neuer Ausbilder, und alle Drei waren angetan von ihm.
„Mit diesem silbrigen Blondhaar und seinen weißen Druidengewändern sieht er aus wie frisch gefallener Schnee im Sonnenschein“, schwärmte Gudrun von ihm, als sie gerade mit Waldur die Tempelanlage verließ. „Und ebenso leicht scheint er zu sein“, fuhr sie fort, „man hört niemals seine Schritte.“
„Eine Eigenart aller Druiden“, erklärte ihr Waldur, „es ist, als berührten ihre Füße den Boden nicht. Man sagt auch, Druiden werden über hundert, ohne dass man ihnen das Altern ansieht.“
Das nun wollte Gudrun gar nicht glauben, weshalb er sie fragte, wie alt sie denn Ethne schätze. So Ende vierzig, meinte sie nach kurzem Überlegen, doch er verriet ihr, dass Ethne bereits vierundsiebzig war.
„Nein“, rief Gudrun aus, „schon vierundsiebzig? Nein! - Aber eigentlich wundere ich mich ja, seit ich in Frowang Druiden kennen gelernt habe, über nichts mehr.“ Nun hob sie vorne ihr Kleid ein wenig an und sagte ihm: „Ich muss mich sputen, Hilibrand sitzt sicher schon im Boot. - Ach komm doch mit, Waldur, du hast schon ewig nichts mehr mit uns unternommen.“
„Geht nicht, ich muss für die Prüfungen lernen.“
„Du kommst doch gerade vom Lernen“, hielt sie ihm vor und versuchte es dann anders: „Siglind fährt übrigens auch mit.“
„Siglind?“, horchte er auf, blieb dann aber bei seiner Ablehnung, worauf Gudrun nur bedauernd die Achseln zuckte und dann zum Main hinab lief.
Nach einigen Laufschritten wechselte sie in ihren normalen Gang über und überlegte verzweifelt, wie sie Siglind nur diesmal wieder Waldurs Absage beibringen soll, denn nach seiner letzten Absage war sie völlig in sich gefallen. Aber kann Siglind denn wirklich noch auf Waldur hoffen?, fragte sich Gudrun. - Doch meinte sie dann, doch. Denn nach ihrer Beobachtung machte er sich aus Chrodegilde wenig, womöglich gar nichts, in Siglinds Gegenwart hingegen war er stets leicht nervös. Also! Deshalb werde sie der armen Siglind auch weiterhin Mut zureden.
Waldur indes hätte unbesorgt an dem Bootsausflug teilnehmen können, denn den Stoff für die Prüfungen beherrschte er längst. Doch das schwarze Zaubergift drückte ihn inzwischen so tief nieder, dass er nur noch mit sich

Weitere Kostenlose Bücher